50.000 Fans hoffen auf eine EM-Teilnahme

Gute Erinnerungen: In Moldawien bejubelten die Österreicher einen knappen Sieg.
Ab 20.45 Uhr wollen Österreichs Teamkicker im Wiener Prater Moldawien bezwingen.

Martin Harnik stellt es die Haare auf. Kapitän Christian Fuchs bekommt ganz nasse Hände beim Gedanken daran. Was ist nur los mit Österreichs Teamkickern? Die Vorfreude auf das heutige EM-Qualifikationsspiel im Wiener Prater gegen Moldawien (20.45 Uhr/LIVE-Ticker auf KURIER.at) treibt bei der ÖFB-Auswahl die buntesten Blüten. Wären die Teamkicker Rennpferde, dann stünden sie jetzt im Startblock und warteten nur noch darauf, dass sich die Tür endlich öffnet. Wehe, wenn sie losgelassen ...

„Ja, dieser Vergleich hat was“, stimmt auch Teamchef Marcel Koller zu. Wer, wenn nicht er soll das beurteilen können, immerhin hat er sich mit den Spielern eine Woche lang auf den heutigen Showdown vorbereitet. Es ist angerichtet für ein weiteres Fußballfest im Wiener Prater. „Wir hatten gute Trainingseinheiten, das Trainerteam ist zufrieden. Alle freuen sich auf das Match, das Stadion ist voll, wir sind voll konzentriert. Das brauchen wir auch, immerhin wollen wir endlich diese Ziellinie überschreiten“, so ein gut gelaunter Koller.

Hausaufgabe

Dazu benötigt es einen Sieg über Moldawien und die Schützenhilfe der Schweden, die in Russland (ab 18 Uhr/live ORFeins) nicht verlieren dürfen. „Wir müssen unsere Aufgabe erledigen, unabhängig davon, was in Russland geschieht“, mahnt Koller. „Wir gehen so ins Spiel, dass wir es unbedingt gewinnen wollen.“

50.000 Fans hoffen auf eine EM-Teilnahme
Das Ergebnis vom Russland-Spiel wird gegen 19.50 Uhr im Happel-Oval die Runde machen und auch bis in die Kabine vordringen. „Dann haben wir Gewissheit, ob wir es fixieren können oder nicht.“ Bevor es also zum Aufwärmen geht, wird sich Koller zwecks kurzer Besprechung die Spieler noch einmal zur Brust nehmen. „Sollte das Russland-Ergebnis für uns tatsächlich passen, dann wird das bei uns sicher noch mehr Kräfte freisetzen“, vermutet Fuchs. Der Kapitän beschreibt seine Eindrücke aus dem Training. „Alle brennen darauf. Wir können es kaum erwarten, endlich auf dem Platz zu stehen und drei Punkte zu holen.“ Da waren sie schon wieder, die nassen Hände.

Doch zunächst müssen Kollers Schützlinge die Hausaufgaben erfüllen. „Wir haben Selbstvertrauen, wissen, was zu tun ist. Das heißt aber nicht, dass wir von allein gewinnen“, hebt der Schweizer warnend den Zeigefinger. „Wenn ein bis zwei Prozent fehlen, dann wird es schon sehr schwierig.“

Auch wenn bei Moldawien zwei Stützen fehlen, „so will der Gruppenletzte gegen den Gruppenersten überraschen“, wie Koller es formuliert. Der defensiv eingestellte Gegner wird auf Konterchancen lauern. „Wir dürfen ihnen keine Zeit und keinen Raum lassen, weil sie gut am Ball sind“, weiß Fuchs. Gelingt das erwünschte frühe Tor nicht, dann könnte das Spiel zu einer Frage der Geduld werden. Koller, der Prödl für den verletzten Hinteregger aufbieten und die Startelf ansonsten unverändert lassen wird, stellt sein Team taktisch darauf ein: „Wir haben 90 Minuten lang Zeit, um ein Tor zu erzielen. Gelingt das nicht gleich, dann dürfen wir nicht hektisch werden.“

Klares Zeichen

Sollte der Idealfall eintreten und Österreich gegen 22.40 Uhr für die EM qualifiziert sein, gibt es keine offizielle Feierlichkeit. Die behält man sich bis zum letzten Quali-Spiel gegen Liechtenstein auf. Bei aller Vorfreude auf das Spiel hatte das Team gestern vor dem gestrigen Abschlusstraining ein besonderes Anliegen und gab per Plakat ein Statement zur aktuellen Flüchtlingskrise ab.

Aus gutem Grund, immerhin hat man einige Spieler in den eigenen Reihen, deren Eltern auf der Flucht vor einem Krieg nach Österreich gekommen waren und blieben. Das Team profitiert heute von deren Söhnen. „Daher ist das Thema für uns umso aktueller“, meint Kapitän Christian Fuchs. „Wir setzen uns für ein würdiges Leben dieser Flüchtlinge ein und appellieren daher öffentlich für Solidarität und Hilfe.“

Schweigeminute

Auf der ÖFB-Homepage wurde auch ein offizieller Text zu der Aktion veröffentlicht: „Wir treten geschlossen für das Recht auf ein würdiges Leben für alle Menschen ein und wollen vor allem jenen unser Mitgefühl zum Ausdruck bringen, die vor Krieg und Verfolgung aus ihrer Heimat flüchten mussten, traumatische Erlebnisse und unvorstellbares Leid mitgemacht haben und jetzt bei uns Schutz suchen.“

Das UEFA-Regulativ lässt rundum das heutige Spiel derlei Aktionen nicht zu, immerhin wird man unmittelbar vor Anpfiff mit einer Schweigeminute den vielen Toten der letzten Wochen gedenken. Die heimische Polit-Spitze, die mit diesem Thema auch in den kommenden Monaten beschäftigt sein wird, ist im Stadion fast zur Gänze anwesend: Bundeskanzler Werner Faymann, Innenministerin Johanna Mikl-Leitner, Verteidigungsminister Gerald Klug, FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache, der Zweite Nationalratspräsident Karlheinz Kopf sowie die Landeshauptleute Erwin Pröll, Michael Häupl und Hans Niessl.

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