Deutschlands erstklassige dritte Liga

Walter Kogler spielt mit Rot-Weiß-Erfurt in der 3. deutschen Liga.
Walter Kogler hat mit Rot-Weiß Erfurt in der dritthöchsten deutschen Spielklasse viel vor.

Kopfschütteln. Skepsis. Unverständnis – das waren einige Reaktionen, mit denen sich Walter Kogler seinerzeit konfrontiert sah. Als der Kärntner im letzten Sommer als Trainer in Erfurt anheuerte, beim dortigen Drittligisten FC Rot-Weiß, konnten viele diesen Karriere-Schritt nicht nachvollziehen. Ciao Profifußball, hatten manche bereits voreilig prophezeit, willkommen auf dem Abstellgleis.

So können nur Leute reden und urteilen, die die dritte deutsche Liga nicht kennen. Tatsächlich ist die dritthöchste Spielklasse in Deutschland eine erstklassige Adresse. Eine Spielwiese für Traditionsvereine, die bereits in der Bundesliga am Ball waren (Dresden, Bielefeld, Rostock, Duisburg, Cottbus, Unterhaching), und eine Bühne für Talente und Stars von morgen. Auf Kevin Kampl war Salzburg-Sportchef Ralf Rangnick vor zwei Jahren in der dritten Liga in Osnabrück gestoßen.

Große Chance

Deshalb sah Walter Kogler seinen Wechsel nach Erfurt auch nie als Rückschritt, sondern vielmehr als große Chance. "Wer weiß, wie oft man so eine Gelegenheit bekommt, dort einen Fuß reinzusetzen", erklärt der ehemalige Innsbruck-Trainer, der sich nach seinem ersten Jahr beim FC Rot-Weiß (Rang 10) in seinem Entschluss nur bestätigt sah. "Die dritte Liga hat hier einen großen Stellenwert", weiß Kogler. Die Spiele werden von den Regionalsendern live übertragen, und dank der vielen Traditionsteams, die sich mittlerweile in der Liga tummeln, wird heuer sogar ein Besucherrekord erwartet. Im Vorjahr kamen im Schnitt 6109 Fans in die Stadien, nur unwesentlich weniger als in der österreichischen Bundesliga (6165).

Großes Interesse

Die Fernsehübertragungen und die hohen Zuseherzahlen erklären auch die fetten Budgets mancher Klubs. Die Etats der Topvereine (10 Millionen Euro in Dresden) sind höher als jene der meisten österreichischen Bundesligisten, niedrige fünfstellige Monatsgehälter sind keine Seltenheit. Mit den Gagen, die eine Leistungsstufe höher, in der zweiten Bundesliga bezahlt werden, können dann nur mehr Red Bull und – mit Abstrichen – Rapid und die Austria mithalten. Dem finanziellen Anreiz und der Attraktivität der Liga ist es geschuldet, dass es im Sommer eine Abwanderungswelle von Österreich in die zweithöchste Spielklasse gegeben hat. Inzwischen wollen schon 19 Österreicher die zweite Liga als Sprungbrett nutzen.

Auch Walter Kogler und seine Erfurter haben mittelfristig die zweite Liga im Visier. In dieser Saison, die heute mit dem Heimspiel gegen Borussia Dortmund II angepfiffen wird, sollte der Kärntner sein Team zumindest in das erste Tabellendrittel führen. "Die Erwartungshaltung ist gestiegen", weiß Kogler, und damit auch der Druck auf den Trainer und seine Österreich-Connection. Aus Rot-Weiß ist längst Rot-Weiß-Rot Erfurt geworden. Neben dem Tiroler Sportchef Alfred Hörtnagl beschäftigt der Verein neuerdings mit Haris Bukva und Christian Falk auch zwei österreichische Kicker.

Und die nächste Generation steht in den Startlöchern. Alexander Kogler, der Filius des Cheftrainers, der mit Mama und Bruder in Klagenfurt lebte, übersiedelt im September nach Erfurt in die "Eliteschule des Sports". Der 16-jährige Verteidiger schaffte die schwierige Aufnahmeprüfung in die Kaderschmiede aus ehemaligen DDR-Zeiten. Viel öfter als im letzten Jahr wird der Sohnemann seinen Trainer-Papa trotzdem nicht zu Gesicht bekommen. Auf Kogler junior wartet dort das Internatsleben.

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