Das Derby-Urteil und seine Folgen

Damoklesschwert: Wenn sich die Fans von Rapid oder Austria noch etwas zu Schulden kommen lassen, müssen alle aus dem Heimsektor raus.
Wie geht’s nach dem überraschenden Urteil weiter? Bundesliga-Vorstand Ebenbauer klärt auf.

Die Fanprobleme bei den Wiener Klubs sind altbekannt, die Sanktionen durch den Senat 1 neu. Montagabend verkündete die Bundesliga das überraschende Strafausmaß nach den Ausschreitungen beim Derby vom 9. November: Geldstrafen (35.000 Euro für Austria, 25.000 für Rapid), die Androhung von einem geschlossenen Heimfan-Sektor bei neuerlichen Pyrotechnik-Vergehen und erstmals geschlossenen Gästesektoren bei den kommenden Derbys. Ein Urteil, das Fragen hinterlässt. Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer antwortet im KURIER-Gespräch.

Auf Seiten der Austria ist durch den Abschuss der Leuchtraketen in den neutralen Sektor das Vergehen eindeutig. Aus welchen Verstößen setzt sich die Rapid-Strafe zusammen?

"Zum einen gab es schon vorab Vorfälle durch Rapidler, weil die Sektorentrennung nicht funktioniert hat. Das ist eindeutig ein Versäumnis des Gastgebers. Zum anderen durch den unerlaubten Pyrotechnik-Einsatz."

Das Derby-Urteil und seine Folgen
APA19381434_14072014 - WIEN - ÖSTERREICH: Liga-Vorstand Christian Ebenbauer am Montag, 14. Juli 2014, während der Saisonauftakt-PK der tipico-Bundesliga in Wien. FOTO: APA/GEORG HOCHMUTH
Die UEFA verhängt oft Sektorensperren. Derbys ohne Auswärtsfans stellte der KURIER zur Diskussion. Warum setzt der Senat 1 auf diese Strafe?

"Weil der Senat abgehen wollte von den üblichen reinen Geldstrafen. Die werden bezahlt und nichts ändert sich. Ein komplettes Geisterspiel würde die vielen disziplinierten Fans treffen. Mit dieser Sanktion dringen wir zur Wurzel des Problems vor, da wollen wir anpacken. Aber wir wissen, dass der Weg schwierig ist und auf die Vereine neue organisatorische Aufgaben zukommen."

Darf man bei den beiden kommenden Derbys als Fan des Auswärtsteams rein?

"Die Gästesektoren bleiben geschlossen. Grundsätzlich wird das übliche Anrecht auf zehn Prozent des Kartenkontingents für die Gäste aufgehoben. An wen der Gastgeber Karten für den ‚neutralen‘ Sektor verkauft, obliegt dem Heimverein."

Wäre somit ein Fan-Schal des Gästeteams erlaubt?

"Wenn der Gastgeber Karten an Auswärtsfans verkauft, sind Schals und Dressen erlaubt. Verboten sind jedenfalls Doppelhalter, Fahnen, Banner, Megafone, Trommeln oder ähnliche Utensilien der Fanszene."

Bei einem neuerlichen Vergehen gegen die Pyrotechnik-Bestimmungen werden die Heimfan-Sektoren für eine Partie gesperrt. Welcher Stadion-Bereich ist da gemeint?

"In der Generali Arena die Osttribüne, im Happel-Stadion die Sektoren C/D. Wenn es der Heimverein erlaubt, dürften die Fans woanders im Stadion Karten erwerben. Allerdings: Das Verbot von Utensilien der Fanszene bleibt."

Angenommen, auch am Samstag bei Rapid – Wr. Neustadt wird von Rapidlern nicht angemeldete Pyrotechnik gezündet – folgt dann schon die Sperre des Heimsektors?

"Ja, diese Strafe auf Bewährung gilt sofort und würde sich auf das nächste Rapid-Heimspiel (14. 2. 2015 gegen Ried, Anm.) auswirken. Es gibt in Österreich im Unterschied zu vielen anderen Ländern die Möglichkeit, die Pyrotechnik-Verwendung anzumelden. Mehr geht nicht. Aber natürlich können die Vereine, wenn sie kommende Woche die Langversion zugesandt bekommen, noch Einspruch gegen das ursprüngliche Urteil einlegen."

Können guten Gewissens Kinder zu den nächsten Derbys mitgenommen werden?

"Bei all den Problemen darf nicht vergessen werden, dass im internationalen Vergleich bei uns noch relativ wenig passiert. Ich habe selbst zwei Buben und bin sicher, dass alles unternommen wird, um wieder ohne Sorgen hingehen zu können."

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