Sturm bangt nach 1:1 gegen Mattersburg um Europacup

Die Zuschauer in Graz sahen zwei späte Tore und keinen Sieger.
Das Mattersburger Ausgleichstor fällt in der Nachspielzeit.

Sturm Graz ist im letzten Saisonheimspiel in der Fußball-Bundesliga gegen Mattersburg nicht über ein 1:1 (0:0) hinausgekommen. Damit haben die Steirer nicht nur endgültig den Kampf um Platz drei verloren, sondern müssen auch um Rang vier zittern. Die Mattersburger dürfen sich dagegen wie Sieger fühlen, denn ihr Abstieg ist endgültig kein Thema mehr.

Die Burgenländer sind durch den Punktgewinn aus eigener Kraft gerettet, das 1:2 von Absteiger Grödig gegen Salzburg ist bedeutungslos. Sturm sah nach einem Eigentor von Manuel Prietl (79.) bereits wie der Sieger aus, ehe Nedeljko Malic (91.) mit dem ersten Mattersburg-Tor nach 664 Minuten noch für den verdienten Ausgleich sorgte.

Sturm bangt nach 1:1 gegen Mattersburg um Europacup
ABD0128_20160511 - GRAZ - ÖSTERREICH: Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (links) und Sturm Präsident Christian Jauk (rechts) ehren den ehemaligen Sturm Trainer Ivica Osim vor der tipico Bundesliga- Begegnung zwischen SK Puntigamer Sturm Graz und SV Mattersburg am Mittwoch, 11. Mai 2016, in Graz. - FOTO: APA/ERWIN SCHERIAU
Vor der Partie gratulierten die Sturm-Fans ihrem ehemaligen Erfolgstrainer Ivan Osim mit viel Applaus und einem Transparent nachträglich zum 75. Geburtstag. Der Jubilar nahm die Beifallsbekundungen begleitet vom Clubvorstand gerührt auf dem Spielfeld entgegen.

Osims langjähriger Kapitän Ivica Vastic musste in der Mattersburger Startformation Tormann-Trainer Martin Böcskör aufbieten, weil der als Ersatz für den gesperrten Markus Kuster vorgesehene Markus Borenitsch wegen einer Muskelverletzung fehlte. Bereits in der dritten Minute näherte sich Sturm dem Gehäuse der Burgenländer gefährlich an, ein Weitschuss von Charalampos Lykogiannis verfehlte das Kreuzeck nur knapp.

Das war aber nicht der Startschuss für eine Offensivgala der Steirer, denn in weiterer Folge liefen sie sich zumeist in der Abwehr der Gäste fest. In Strafraumnähe mangelte es ihnen an Passgenauigkeit und Kreativgeist. Für den größten Aufreger vor der Pause sorgte ein zurecht aberkanntes Abseitstor von Andreas Gruber (35.), der wenig später auch noch mit einem Schuss Böcskör prüfte. Auch auf der Gegenseite musste Sturm-Goalie Michael Esser nur selten eingreifen.

Die Gäste hielten gut dagegen

Nach Wiederbeginn war es zunächst der Nachzügler, der mehr Druck ausübte. Esser musste einen guten Freistoß von Patrick Bürger (49.) parieren und kurz darauf einen Flachschuss von Prietl (51.) in extremis mit dem Fuß abwehren. Dazwischen sorgte Bright Edomwonyi auf der anderen Seite mit einem zu harmlosen Schuss für Entlastung.

Franco Foda reagierte auf den durchwachsenen Beginn seiner Truppe mit zwei Wechseln. Der Sturm-Coach brachte ab der 54. Minute den demnächst nach Deutschland zurückkehrenden Donis Avdijaj für Sascha Horvath und Kristijan Dobras für Andreas Gruber. Avdijaj stellte sich gleich mit einem Torschuss ins kurze Eck ein, scheiterte aber an Böcskör. Im Griff hatten die Steirer die Partie aber weiterhin nicht, weil Mattersburg gut dagegenhielt und auch offensiv Akzente setzte.

Das vermeintliche Goldtor gelang Sturm in der 79. Minute. Lykogiannis köpfelte nach einer Offenbacher-Ecke Alois Höller an, über dessen Oberschenkel der Ball an Esser vorbei in Richtung Tor sprang, wo ihn Prietl mit einem gescheiterten Rettungsversuch endgültig im Netz versenkte. Mit Ablauf der regulären Spielzeit war Bürger mit einem Freistoß, den Esser stark parierte, bereits knapp am Ausgleich dran. Der folgende Eckball brachte dann durch einen Kopfball aus kurzer Distanz von Malic doch noch das leistungsgerechte 1:1.

Für Sturm geht es damit am Sonntag auswärts gegen die Austria nur noch um den vierten Platz, den derzeit mit zwei Punkten Vorsprung die Admira innehat. Die Niederösterreicher (2:1 gegen den WAC) empfangen zum Abschluss Vizemeister Rapid. Rang vier berechtigt nur beim Cupsieg von Meister Salzburg gegen die Admira zur Teilnahme am Europacup.

Graz, Merkur Arena, 7.326. SR Schärer/SUI

Tore:
1:0 (79.) Prietl (Eigentor)
1:1 (91.) Malic

Sturm: Esser - Kayhan (77. Stankovic), Avlonitis, Spendlhofer, Lykogiannis - Kamavuaka, Offenbacher - Schick, Horvath (54. Avdijaj), Gruber (54. Dobras) - Edomwonyi

Mattersburg: Böcskör - Höller, Mahrer, Malic, Novak - Jano - Sprangler (76. Fran), Röcher (81. Ertlthaler), Prietl - Pink (61. Templ), Bürger

Gelbe Karten: Lykogiannis bzw. Novak

Tabelle

Franco Foda (Trainer Sturm): "Wir haben es nicht verdient, das Spiel zu gewinnen. Wir sind gut ins Spiel gestartet, hatten kurz vor der Pause unsere Möglichkeiten, waren aber zu Beginn der zweiten Halbzeit überhaupt nicht im Spiel. Wir haben dann die Führung erzielt, hätten sie mit Haut und Haaren verteidigen müssen und hatten vor dem Freistoß und dem Corner Ballbesitz. Wir wussten, dass Mattersburg bei Standards stets gefährlich ist. Insgesamt war es aber zu wenig. Nur defensiv hat die Leistung gestimmt."

Günter Kreissl (Sportdirektor Sturm Graz): "Die Leistung meiner Mannschaft ärgert mich. Die Bereitschaft und Leidenschaft haben gefehlt. Da ist man als Verantwortlicher machtlos. Die Selbsteinschätzung gewisser Spieler passt nicht. Das wird für die Kaderplanung Konsequenzen haben. Ich habe Kontakt mit Spielern, wo ich mehr Leidenschaft erwarte. Das war ein mehr als verdienter Punkt für Mattersburg."

Michael Esser (Tormann Sturm): "Wir wollten den Dreier unbedingt hierbehalten und sind jetzt gegen die Austria unter Zugzwang. Natürlich ist die Enttäuschung groß, aber es gilt die Köpfe hochzurichten und das nächste Spiel zu gewinnen."

Donis Avdijaj (Sturm): "Ich hatte am Anfang der Saison ein großes Hoch und habe dann nach der Verletzung sehr lange gefehlt. Ich respektiere die Entscheidung des Trainers, bei meinem letzten Spiel in Graz nicht von Anfang an zu spielen, bin aber natürlich enttäuscht. Sturm Graz war sehr gut für meine Entwicklung. Ich habe eine positive Zeit in Graz verbracht."

Ivica Vastic (Trainer Mattersburg): "Kompliment an meine Mannschaft für die Leistung, sie hat nicht viel zugelassen. Wir hatten Sturm gut im Griff. Leider haben wir unsere Chancen nicht genutzt und erhielten den Gegentreffer zu einem Zeitpunkt, als wir überlegen waren. Wir haben aber weitergekämpft, mutig gespielt und uns etwas zugetraut und sind so zum verdienten Ausgleich gekommen."

Im Hinblick auf die neue Saison: "Es gibt keinen Grund für wesentliche Veränderungen in der Mannschaft."

Nedeljko Malic (Torschütze Mattersburg: "Wenn man die Leistungen beider Mannschaften betrachtet, war der Punkt absolut gerecht. Die Chancen waren ausgeglichen verteilt. Unser Torwart, der seit zwei Jahren nicht gespielt hat, war überragend. Böcskör ist für den Punkt mitverantwortlich. Für uns war klar, uns durch eigene Kraft zu retten."

Patrick Bürger (Mattersburg): "Wir haben gekämpft bis zum Schluss, heute war es eine unglaubliche Leistung von uns. Es ist nicht leicht, sieben Matches ohne Tor, da werden die Beine schwer. Das heute war der wichtigste Punkt in der Vereinsgeschichte."

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