Fassungslosigkeit bei Rapid nach Heimdebakel

Steffen Hofmann wird sein 400. Spiel für Rapid schnell vergessen wollen.
Sportdirektor Müller: Mannschaft war hochnäsig und arrogant.

Rapids angepeilter Sprung an die Tabellenspitze der Fußball-Bundesliga hat am Samstag mit einer Bruchlandung geendet. Die Hütteldorfer kassierten mit dem 0:4 gegen die Admira die höchste Liga-Heimniederlage seit dem 1:5 am 15. September 2007 gegen Sturm und lieferten dabei eine Leistung ab, die Klub-Verantwortliche kaum erklären konnten.

Sportdirektor Andreas Müller sprach von Hochnäsigkeit und Arroganz seiner Mannschaft und entschuldigte sich bei den Fans. "Wir waren in keiner Phase in der Lage, dem Gegner auch nur annähernd Paroli zu bieten. Das stimmt mich sehr nachdenklich."

Rapid wäre bei einem Sieg zwei Punkte vor Titelverteidiger Salzburg, der zuvor in Wolfsberg nur 1:1 gespielt hatte, gelegen. "Möglicherweise war es eine Kopfsache. Das Resultat von Salzburg war eine schöne Vorlage, vielleicht haben einige gedacht, wir werden jetzt schon irgendwie gewinnen", vermutete Müller.

Die Folge war ein Auftritt, der die Gemütslage des Sportdirektors zwischen Fassungslosigkeit und Ärger pendeln ließ. "Das Wort Meistertitel sollte in den nächsten Wochen kein Spieler in den Mund nehmen", betonte Müller.

Barisic sprach vom "rabenschwarzen Tag"

Fassungslosigkeit bei Rapid nach Heimdebakel
12.03.2016 Fussball , Bundesliga , Wien , Ernst Happel Stadion , Rapid - Admira Anzeigetafel. Copyright Agentur DIENER / Philipp Schalber
Rapid hatte aus den vorangegangenen sechs Meisterschaftspartien im Frühjahr fünf Siege und ein Unentschieden geholt - umso größer war die Verwunderung bei Müller, dass man gegen die Admira völlig versagte. "Der Unterschied zu den letzten Spielen ist mir unerklärlich. Ob es ein einmaliger Ausrutscher war oder tiefer geht, wird man sehen."

Trainer Zoran Barisic glaubt an Ersteres. "Ich gehe davon aus, dass es ein rabenschwarzer Tag war, der so nicht passieren darf." Der Wiener bezeichnete den Auftritt Rapids als "kollektives Versagen. Von vorne bis hinten hat von der ersten bis zur letzten Minute überhaupt nichts gepasst. Die Admira hat auch in dieser Höhe verdient gewonnen und war in allen Belangen besser."

Die Grün-Weißen seien von Beginn an nicht in die Zweikämpfe gekommen, außerdem habe es an Durchsetzungsvermögen und gutem Passspiel gemangelt, analysierte Barisic und kündigte eine intensive Aufarbeitung des Debakels an. "Wir werden sicher nicht zur Tagesordnung übergehen", versprach der 45-Jährige.

So wie Müller wollte auch Barisic nichts mehr von einem möglichen Meisterschaftsgewinn hören. "Es ist wichtig, dass wir uns von Titelträumen verabschieden. Wir sind nicht so gut, wie uns alle anderen gesehen haben oder machen. Wir müssen zu unseren Grundsätzen zurückkehren und uns einfach immer nur aufs nächste Spiel vorbereiten."

Baumeister geriet ins Schwärmen

Fassungslosigkeit bei Rapid nach Heimdebakel
ABD0115_20160312 - WIEN - ÖSTERREICH: Trainer von FC Admira Wacker Mödling, Ernst Baumeister während der tipico Bundesliga-Begegnung zwischen SK Rapid Wien und FC Admira Wacker Mödling, am Samstag, 12. März 2016 in Wien. - FOTO: APA/HERBERT P. OCZERET
Während sich Barisic auf Ursachenforschung für eine historische Niederlage begab, erfreute sich sein Admira-Gegenüber Ernst Baumeister an einem berauschenden Auftritt seiner Mannschaft. "Die ersten 25 Minuten waren für unsere Verhältnisse wie Fußball von einem anderen Stern", sagte der 59-Jährige und war vom Gala-Auftritt der Südstädter nicht einmal groß überrascht. "Solche Spiele wie heute haben wir in der Vorbereitung in der Türkei fünf abgeliefert."

Umso größer sei die Enttäuschung gewesen, dass es im Frühjahr in der Liga zunächst nicht wirklich geklappt hatte. "Aber unter der Woche hat es eine Kopfwäsche gegeben, und die Spieler haben sie kapiert", erzählte der Ex-Teamspieler.

Die vor Saisonbeginn als Abstiegskandidat gehandelten Niederösterreicher liegen nun vor dem letzten Meisterschaftsviertel zwölf Punkte vor Schlusslicht Grödig und verbesserten sich zumindest vorläufig auf Rang vier. Obwohl dem Cup-Semifinalisten sogar eine Europacup-Teilnahme winkt, blieb Baumeister bescheiden: Ziel seien nach wie vor der Klassenerhalt und 40 Punkte, gab der Coach zu Protokoll. Neun Runden vor Schluss hält die Admira bei 37 Zählern.

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