Austria gewinnt das 312. Wiener Derby

Shikov (re.) stieg in der 84. Minute am höchsten und entschied die Partie zu Gunsten der Austria.
Nach einer desolaten ersten Hälfte drehen die Veilchen das Spiel. Baumgartner bleibt Trainer.

Andreas Ogris wurde im Legendenklub der Austria gesichtet, dort, wo er als Ikone auch hingehört. Nach dem 2:1 gegen Rapid am Sonntag ist es unwahrscheinlich, dass er in ganz naher Zukunft schon eine weitere Rolle spielen muss bzw. darf bei der Austria, nämlich jene als Interimscoach. Auch wenn die Fans lautstark den Rauswurf von Coach Gerald Baumgartner forderten. Zwischendurch.

Die dritte Derby-Halbzeit findet bei der Austria erst am Montag statt. Es tagt der Aufsichtsrat der AG, der Trainer wird jedoch nicht zur Diskussion stehen.

Grüne Highlights

Nach 14 Sekunden hatte das Derby das erste Highlight: Austria-Goalie Lindner erteilte dem Ball ein Stadionverbot und drosch ihn kurzerfuß über die Nordtribüne. Die Austria agierte von Beginn an ähnlich verunsichert wie ihr Torhüter, Rapid war für die spielerische Note verantwortlich. Und die nächsten Highlights.

Schaub traf die Stange (6.), Kapitän Steffen Hofmann machte es etwas später besser, weil genauer. Nach einem Ballverlust von Serbest gegen Schaub, spritzte der grüne Routinier im gegnerischen Sechzehner dazwischen und traf genau ins Eck zum 0:1 (17.).

Austria gewinnt das 312. Wiener Derby
ABD0057_20150308 - WIEN - ÖSTERREICH: (v.l.), Tarkan Serbest (Austria), Trainer Gerald Baumgartner (Austria) am Sonntag, 08. März 2015, während der Fußball tipico Bundesliga Begegnung zwischen FK Austria Wien und SK Rapid Wien in Wien. - FOTO: APA/HANS PUNZ
Kurz darauf forderten die Austria-Fans den Rauswurf von Trainer Baumgartner. Der reagierte, brachte Holzhauser für Serbest und somit ein wenig Schwung in die bis dahin müde Partie aus violetter Sicht.

Aber nur für kurze Zeit, denn die allgemeine Verunsicherung bei der Austria bahnte sich wieder Platz. Novota verletzte sich bei einer Rettungstat gegen Holzhauser, konnte nach längerer Behandlung aber weitermachen. Die Nerven lagen bei den Gastgebern dermaßen blank, dass manche Spieler untereinander ungeniert zu streiten begannen. Rapid verabsäumte es, entscheidend nachzusetzen, die Austria lag eigentlich auf dem Servierteller bereit.

Bei Rapid schimpfte Kapitän Hofmann Pavelic für ein unnötiges Foul. Und tatsächlich, am Ende der Nachspielzeit der ersten Hälfte köpfelte Sonnleitner nach Holzhauser-Freistoß in Bedrängnis auf das eigene Tor. Novota rettete, doch Lukas Rotpuller stand richtig. Der Nachschuss brachte das 1:1 (45. +4). Rapid erhielt damit im 14. Auswärtsspiel in Folge zumindest ein Gegentor.

Trendwende

Die Austria fasste neuen Mut und begegnete dem Erzrivalen nach der Pause auf Augenhöhe. Meilinger fand zwei gute Möglichkeiten vor, die größten Probleme hatten die Rapidler allerdings mit dem agilen Holzhauser. Der zirkelte auch einen Freistoß nur um Zentimeter am Kreuzeck vorbei (63.). Vier Minuten später zwang er mit einem Weitschuss Novota zu einer ausgedehnten Strecksekunde. Die Austria übernahm allmählich das Kommando. Das Finish musste man allerdings in Unterzahl bestreiten, da Ramsebner mit Gelb-Rot ausgeschlossen wurde.

Für Rapid hatte Schobesberger den Sieg auf dem Fuß, aus zehn Metern traf er aber nicht das Tor. Wer die Chance nicht nützt, der wird bestraft. Und zwar in der 84. Minute, als Shikov nach einem Freistoß des herausragenden Holzhauser per Kopf zum 2:1 traf. Plötzlich war alles wieder gut in der Generali Arena, kein lautes Wort mehr gegen Baumgartner zu hören. Auch, weil Petsos in Minute 93 die Latte traf.

Vielleicht hat die Austria genauso diesen Derby-Sieg für eine Trendwende gebraucht. Die nächsten Wochen werden es weisen.

Je später der Abend, desto besser die Stimmung

Wien, Generali Arena, 11.000 Zuschauer, SR Drachta

Tore:
0:1 (17.) S. Hofmann
1:1 (45.+4) Rotpuller
2:1 (84.) Sikov

Austria: Lindner - Ramsebner, Sikov, Rotpuller, Suttner - Serbest (28. Holzhauser), Holland - De Paula, Grünwald, Meilinger (88. Stronati) - Gorgon (52. Zulechner)

Rapid: Novota - Pavelic, Sonnleitner, M. Hofmann, Schrammel - Petsos, Schwab (73. Alar) - Schaub (60. Schobesberger), S. Hofmann (67. Wydra), F. Kainz - Beric

Gelb-Rote Karte: Ramsebner (72./wiederholtes Foulspiel)

Gelbe Karten: Holland bzw. Schwab, Petsos, Pavelic, M. Hofmann

Ergebnisse, Tabelle, Torschützen

Gerald Baumgartner (Austria-Trainer): "Kompliment an die Mannschaft, vor allem in der zweiten Hälfte haben wir das Heft in die Hand genommen. Wir wollten den Sieg. Mit dem Ausschluss sind wir stärker geworden, so soll es sein. Wir haben eine super Moral bewiesen. Ich glaube, es war ein verdienter Sieg. Das 1:1 fiel zu einem sehr guter Zeitpunkt für uns. Es ist natürlich keine lustige Situation für mich selber. Ich versuche mich zu fokussieren und das Beste für die Mannschaft und für den Verein zu geben. Man hat eine gewisse Verunsicherung auf dem Platz gesehen. Wir haben uns aber selbst in diese Drucksituation gebracht."

Raphael Holzhauser (Austria-Mittelfeldspieler): "Ich habe alles gegeben, als ich reingekommen bin. Ich wollte das Vertrauen zurückgeben und der Mannschaft helfen. Ich glaube, dass wir uns den Sieg verdient haben heute. Wir haben die Ergebnisse in den letzten Wochen nicht so gebracht. Da ist es klar, dass ein bisschen Verunsicherung drinnen ist. Wir sind über den Kampf ins Spiel gekommen. Wenn wir nächste Woche nachlegen, ist es ein wichtiger Schritt gewesen."

Franz Wohlfahrt (Austria-Sportdirektor): "Wir haben drei Punkte gemacht und das sehr verdient, aber mir sind viele Sachen aufgefallen, die zu verbessern sind. Da sind wir alle gefragt, die Mannschaft und der Verein. Sich heute über die den Sieg zu freuen ist a la longue zu wenig. Wir müssen ins Detail gehen, das Ziel kann nicht sein, Vierter oder Fünfter zu sein. Das Ziel muss sein, ganz oben zu stehen und danach müssen wir alle arbeiten."

Zoran Barisic (Rapid-Trainer): "Wir haben uns vorgenommen, den Gegner zu verunsichern und nicht ins Spiel kommen zu lassen. Das ist uns in der ersten Hälfte auch gelungen. Wir haben den Gegner genau dort gehabt, wo wir ihn haben wollten. Wir haben es aber verabsäumt, das zweite Tor zu machen. Dann haben wir knapp vor der Pause das Gegentor bekommen. In der Folge waren wir zu inaktiv. Eigentlich wollten wir die Standardsituationen in unserem Drittel vermeiden. Am Ende haben wir das Glück auch nicht unbedingt auf unserer Seite gehabt."

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