Keine Handhabe bei Anti-Leipzig-Protesten

Wolfgang Niersbach sieht kein Problem bezüglich des Zweitligisten RB Leipzig: "Darf sich niemand beschweren, wenn ein anderer Weg beschritten wird und dieser auch zu Erfolg führt".
DFB-Präsident Niersbach: "Entwicklung von RB Leipzig für die Stadt positiv".

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) sieht keine Handhabe gegen die bundesweiten Fanproteste gegen den von Red Bull geführten Zweitligisten RB Leipzig. Das geht aus einem Antwortschreiben des DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach an den Landrat des Landkreises Nordsachsen, Michael Czupalla, hervor.

Der CDU-Politiker hatte den DFB-Präsidenten aufgefordert, Stellung zu den zahlreichen Protesten zu beziehen und den Diskussionen ein Ende zu bereiten. "Natürlich registrieren wir auch das Verhalten von Fans der Konkurrenzvereine. Aber hier sehen wir keine Möglichkeit zum Einschreiten", schrieb Niersbach in dem Brief.

Niersbach äußert sich grundsätzlich offen für das Projekt von Red Bull. Die Entwicklung von RB Leipzig für den Fußball in dieser Stadt sei positiv zu bewerten. Es werde noch einige Zeit nötig sein, bis der Club genauso wahrgenommen und begleitet werde wie andere Vereine, sagte Niersbach. Die Anhänger der Zweitliga-Konkurrenz haben seit Saisonbeginn unter dem Slogan "Nein zu RB" zahlreiche Protestaktionen geplant. Ein Großteil der Fangruppierungen boykottiert die Auswärtsspiele in Leipzig.

Mit Verweis auf die traditionellen Leipziger Vereine - beim VfB Leipzig war Landrat Czupalla nach der Wende vier Jahre Präsident - meinte Niersbach: "Wenn es die großen Traditionsvereine über Jahre und Jahrzehnte nicht geschafft haben, sich über einen seriösen Weg wieder im Profi-Fußball zu etablieren, dann darf sich niemand beschweren, wenn dann ein anderer Weg beschritten wird und dieser auch zum Erfolg führt."

Rein sportlich betrachtet genießen die "Bullen" von RasenBallsport Leipzig einen absoluten Höhenflug. Einer, der schon ziemlich lange anhält und so schnell nicht zu enden scheint - doch dazu später mehr.

2006 versuchte Red Bull in Deutschland erstmals im Fußball Fuß zu fassen - nämlich über den FC Sachsen Leipzig. Der DFB (Deutsche Fußballbund) verweigerte jedoch eine Zustimmung, nicht zuletzt auch aufgrund von Befürchtungen einer zu großen Einflussnahme des Investors. Im Mai 2009 wurde dann ein eigenständiger Verein namens RasenBallsport Leipzig gegründet und auch zugelassen, da Vereine unterhalb der Regionalliga nicht mehr dem DFB-Lizenzierungsverfahren unterliegen. Ganz nebenbei wurde der Spielbetrieb ohne offizielles Logo aufgenommen, da es zu sehr an das des Investors erinnerte und somit vom Sächsischen Fußballverband abgelehnt worden war.

Später führte eine geänderte - aber durchschaubare - Version des Logos schlussendlich zur Akzeptanz seitens des Verbandes.

Höhenflug

Zurück zum Sportlichen: In den letzten Jahren ging es für RB Leipzig steil bergauf. In der Saison 2012/13 sicherte man sich den Meistertitel in der Regionalliga Nordost. Ein Jahr später wurde man Vizemeister in der 3. Deutschen Liga, der Aufstieg in die zweithöchste Spielklasse war schon am vorletzten Spieltag gesichert. Angekommen in der 2. Bundesliga wird dort angeknüpft.

Die Leipziger liegen nach dem achten Spieltag auf Tabellenrang zwei und teilen sich mit dem SV Darmstadt 08 diese Position. Führender ist momentan der FC Ingolstadt 04, mit nur einem Punkt Vorsprung. Eine Platzierung auf den vorderen Tabellenrängen scheint auch zum Ende der Saison durchaus möglich. Denn auch beim Gesamtmarktwert sind die "Bullen" vorne dabei - mit knapp 19 Millionen Euro rangiert man auf Platz fünf.

Die Antipathie rund um RB Leipzig

Keine Handhabe bei Anti-Leipzig-Protesten

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Unmut

Keine Handhabe bei Anti-Leipzig-Protesten
Sportlich läuft alles rund, und trotzdem wird nicht jedes Wochenende zum absoluten Genuss für die Spieler von RB Leipzig. Bei den Auswärts-Partien macht sich speziell nach dem Aufstieg in die zweite Liga immer öfter großer Unmut breit. Die Garnierung eines Produktes mit Fußball, der Investor und das dahinterstehende ökonomische System treffen einen empfindlichen Nerv - nicht nur bei gegnerischen Fangruppierungen.

Auch die Trainer anderer Klubs lassen sich immer öfter über die "Dosen" aus Fuschl am See aus. Einen heftigen Anstoß diesbezüglich gab Peter Neururer, Trainer des VfL Bochum, in einem Interview in der Sport Bild: "Was Mateschitz und Sportdirektor Ralf Rangnick da machen, machen sie sehr gut. Nur was gemacht wird, finde ich zum Kotzen. Das ist ein Konstrukt mit rein wirtschaftlichen Interessen im Hintergrund". Und auch andere Trainer und Funktionäre finden klare Worte bezüglich der aktuellen Situation rund um RB Leipzig.

Wo immer die Spieler von RB Leipzig auch zu Gast sind, gegnerische Fanblocks protestieren visuell in auffallender, und auditiv in unkonventioneller Manier. Beim Spiel gegen 1860 München zierte ein großer Schriftzug die Protest-Tribüne: "Noch schlimmer als eine dumme Idee sind Menschen, die ihr blind folgen", war zu lesen. Letzten Sonntag im Auswärtsspiel der Leipziger bei Fortuna Düsseldorf mussten die "Bullen" bei ihrem Einmarsch den aus den Stadionlautsprechern ertönenden Trauermarsch von Chopin erdulden. Zusätzlich zierten sich viele Zuschauer erneut (die Fans von Union Berlin machten es Fortuna-Anhängern zwei Wochen davor vor) mit schwarzen Müllsäcken, die sie über ihre Kleidung streiften.

Zusätzlich wird auch via Social Media dem Unmut freien Lauf gelassen. Auf Facebook lassen sich mittlerweile unzählige Anti-RB-Leipzig-Gruppen finden, die den Fußballverein heftigst kritisieren. Die Spieler scheint dies jedoch nicht besonders zu berühren. Bis jetzt bewiesen sie eine dicke Haut und gingen in den bisherigen acht Partien lediglich einmal als Verlierer vom Platz.

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