Freude über die teure Talente-Show

Ausgelassener Jubel: Nach geschaffter Qualifikation für die U-19-EM ging es in Wr. Neustadt rund
Nur Österreich und Deutschland sind 2015 bei drei Nachwuchs-Endrunden dabei. Die U-20-WM kostet 350.000 Euro.

Der Generaldirektor des österreichischen Fußballbundes gibt sich spendabel. "Die Reise nach Neuseeland zahl ich gerne", sagt Alfred Ludwig zum Antreten einer ÖFB-Auswahl bei der Unter-20-Weltmeisterschaft. "350.000 Euro kostet uns das Abenteuer", rechnet er vor. Aber der ÖFB hat für den Fall der Fälle Rücklagen gebildet. Und es ist ein besonderer Fall, wenn Österreichs Nachwuchs ab Ende Mai unter den 24 besten Auswahlen der Welt spielt.

Weniger belastend für die Rücklagen des ÖFB sind die U-19- und die U-17-Auswahl. Die Endrunden in Griechenland und Bulgarien sind weniger kostenintensiv. Die Reaktionen nach der erfolgreichen Qualifikation der U-19 am Dienstag waren aber umso euphorischer. ÖFB-Präsident Leo Windtner sagte: "Die Endrunden-Teilnahme von drei Nachwuchs-Nationalteams in einem Jahr ist der größte Erfolg in der Geschichte der ÖFB-Nachwuchsarbeit." Windtner kann stolz sein, denn neben Österreich schafft nur Deutschland dieses Kunststück heuer. Der Präsident: "Der vor zehn Jahren eingeschlagene österreichische Weg trägt Früchte."

Dabei hat sich Österreich auch schon vor mehr als zehn Jahren mit dem Nachwuchs sehr gut präsentiert. Den größten Erfolg gab es 1997 mit dem Einzug ins Endspiel bei der Unter-16-EM. Bei der U-17-EM 2003 erreichte Österreich Platz drei.

Diese beiden Auswahlen zeigen auch, wie schwierig der Übergang zum Profi sein kann. Von den 97ern schafften es nur drei Spieler in die Bundesliga, einer davon kam auf ein Länderspiel (Thomas Eder). Auch aus der spanischen Sieger-Auswahl kam nur ein Teamspieler hervor, der aber bei 161 Länderspielen hält: Iker Casillas.

Der Weg zum Profi

Das Team von 2003 brachte mit Fuchs, Gercaliu, Dober, Stankovic und Schiemer Teamspieler hervor. Von diesen Auswahlen bleiben oft nur wenige Spieler im Profifußball. Aus unterschiedlichsten Gründen verabschieden sich Spieler aus der Erfolgsspur. Ein Beispiel aus der österreichischen Unter-17: Daniel Hautzinger war ein Hoffnungsträger für Teamchef Manfred Zsak. Der junge Mittelfeldspieler wechselte letzten Sommer von Rapid nach Udine, kehrte aber im Herbst trotz aufrechten Vertrags aus Italien zurück und würde gerne bei Neusiedl in der Ostliga spielen. Weil Udine das nicht zulässt, kann sich das Talent aktuell nur mit Training fit halten.

Florian Grillitsch, zuletzt im U-20-Team, wurde belohnt, er unterschrieb gestern einen Profivertrag bei Werder. Der 19-Jährige wechselte 2013 von der Akademie St. Pölten nach Bremen, war zuletzt im zweiten Team.

Zu beobachten ist, dass die Zahl an Nachwuchsteamspielern, die es in den Profifußball schaffen, steigt. Von der erfolgreichen U-20-WM 2007 in Kanada gehören aktuell sieben Spieler dem A-Team von Marcel Koller an. Nur neun der 23 Mann sind heute keine Profis. Äußerst positiv ist auch der Wert von Andreas Herafs Team von der U-20-WM in Kolumbien 2011. Radovan Mitrovic kickt heute bei Simmering in der Wiener Liga, die restlichen 22 Spieler sind heute Profis, sieben davon im Ausland.

Bleibt zu hoffen, dass neben den Teams von Zsak, Heraf und Hermann Stadler in Zukunft auch jenen von Werner Gregoritsch und Rupert Marko die Qualifikation für eine Endrunde gelingt.

Unter-20-WM in Neuseeland: Bei der Endrunde von 30. Mai bis 20. Juni spielt Österreich in Gruppe B in Wellington und trifft auf Ghana (30. Mai, 9 Uhr MESZ), Panama (2. Juni, 6 Uhr MESZ) und Argentinien (5. Juni, 6 Uhr MESZ). Alle Spiele werden in ORFeins übertragen. Teamchef Andreas Heraf fliegt mit der Mannschaft am 16. Mai nach Auckland, spielt dort am 24. Mai einen Test gegen Neuseeland und bezieht am 25. Mai Quartier in Wellington.

Unter-19-EM in Griechenland: Die Endrunde mit acht Teams findet von 6. bis 19. Juli in Griechenland statt. Bislang konnten sich neben Österreich unter Teamchef Hermann Stadler noch Deutschland, Russland, Niederlande und Frankreich qualifizieren. Ab 14. Mai spielen Bosnien, Montenegro, Polen und Ukraine um einen Startplatz. Den letzten machen sich ab 29. Mai Portugal, Spanien, Türkei und Georgien untereinander aus.

Unter-17-EM in Bulgarien: Die Endrunde findet von 6. bis 22. Mai statt. Erstmals nehmen 16 Mannschaften daran teil. Die gestrige Auslosung bescherte Teamchef Manfred Zsak und seinen Österreichern in Gruppe A Bulgarien, Kroatien und Spanien als Gegner. Die vier Semifinalisten und zwei der vier unterlegenen Viertelfinalisten (sie spielen am Tag der Semifinali ein Playoff) dürfen bei der Unter-17-WM in Chile (17. Oktober bis 8. November) antreten.

Kommentare