Für Blatter wird es eng

Aussitzer: Blatter will bis zum 26. Februar 2016 FIFA-Boss bleiben.
Warum die US-Sponsoren plötzlich den sofortigen Rücktritt fordern.

Was wissen die US-Sponsoren des Fußball-Weltverbandes über die aktuellen Ermittlungen des FBI?

Diese Frage stellt sich angesichts der aktuellen konzertierten Offensive von vier US-Unternehmen. Wegen des Strafverfahrens gegen Joseph Blatter forderten der Getränkehersteller Coca Cola, der Fast-Food-Riese McDonald’s, die Brauerei Anheuser-Busch und das Kreditkarten-Unternehmen Visa den sofortigen Rücktritt des 79-jährigen Schweizers.

Am Freitagabend hatten die vier US-Unternehmen Blatter explizit aufgefordert, sein Amt sofort niederzulegen. "Und angesichts der Ereignisse der letzten Woche, ist es klar, dass es im Interesse der FIFA und des Sports am besten wäre, wenn Sepp Blatter sofort zurücktritt", hieß es in einem Statement von Visa. Coca-Cola hatte sich als Erster abgewendet. "Mit jedem Tag, der vergeht, werden das Bild und der Ruf von der FIFA weiter befleckt", hieß es unter anderem von dem Getränke-Giganten. McDonald’s erklärte: "Wir glauben, dass es im Interesse des Spiels wäre, wenn FIFA-Präsident Sepp Blatter sofort zurücktreten würde, sodass der Reformprozess mit der Glaubhaftigkeit geführt werden kann, die notwendig ist."

Blatter bleibt stur

Durch die Rücktrittsforderungen wird der Druck auf den Noch-FIFA-Chef immer größer. Der will aber wie geplant bis zum 26. Februar 2016 im Amt bleiben. "Herr Blatter widerspricht mit allem Respekt der Haltung und glaubt fest daran, dass ein Abschied aus dem Amt weder im Interesse der FIFA wäre, noch den Reformprozess voranbringen würde und wird daher nicht zurücktreten", hieß es in einer Erklärung der Anwälte Blatters.

Auch der deutsche Justizminister Heiko Maas forderte erneut den sofortigen Rücktritt Blatters. Der 49-jährige SPD-Politiker twitterte: "Jeder Tag, an dem Blatter immer noch Präsident der FIFA bleibt, ist ein schlechter Tag für den Fußball." Adidas hingegen stimmt nicht in die Forderungen aus den USA und des deutschen Ministers ein. Die deutschen Geldgeber wollen keinen sofortigen Blatter-Rücktritt. "Wie in der Vergangenheit mehrfach betont, müssen bei der FIFA im Sinne des Fußballs grundlegende Veränderungen durchgeführt werden. Daher muss der eingeleitete Reformprozess transparent und zügig fortgesetzt werden", sagte Adidas-Sprecher Oliver Brüggen am Samstag der Deutschen Presse-Agentur.

Die Schweizer Bundesanwaltschaft hatte in der Vorwoche ein Strafverfahren gegen Blatter wegen des Verdachts der "ungetreuen Geschäftsbesorgung sowie wegen Veruntreuung" eröffnet. Im Kern geht es um eine Zahlung von zwei Millionen Schweizer Franken im Jahr 2011 an UEFA-Chef Michel Platini, der Blatter im Februar im Amt beerben will, und die Veräußerung von WM-TV-Rechten für die Karibik an Ex-FIFA-Vize Jack Warner für 600.000 Dollar und damit deutlich unter dem üblichen Marktpreis.

Die Forderung der Sponsoren könnte dennoch der Wendepunkt im FIFA-Skandal sein. Englands Fußball-Boss Greg Dyke erklärte: "Wenn die Geldgeber der FIFA einen Wechsel wollen, dann werden sie diesen Wechsel auch bekommen."

Konzertierte Aktion

Warum sich ausgerechnet die vier in den USA ansässigen FIFA-Partner offenbar zeitlich koordiniert nun von Blatter abwenden, ist unklar. Eventuell besteht ein Zusammenhang zu den von der US-Justiz geführten Ermittlungen zu diversen Korruptionsvorwürfen gegen hochrangige ehemalige FIFA-Funktionäre und Geschäftspartner. Bislang hatten sich alle Geldgeber zwar für Reformen ausgesprochen, sich aber nicht öffentlich gegen Blatter gestellt. In den Reformprozess waren sie zuletzt durch Sitz und Stimme in der neu gegründeten Reformkommission eingebunden worden.

Adidas hatte seinen Vertrag vor zwei Jahren bis 2030 verlängert. Coca-Cola, einer der fünf offiziellen FIFA-Sponsoren, überweist jährlich schätzungsweise rund 30 Millionen Dollar an die FIFA. Das US-Unternehmen ist seit 1974 FIFA-Partner und sponsert seit 1978 die Fußball-WM. Der jetzige Vertrag läuft laut FIFA bis 2022, wenn die Endrunde in Katar ausgetragen wird. McDonald’s ist Hauptsponsor der WM 2018 in Russland. Unmittelbare finanzielle Auswirkungen haben die Sponsorenforderungen für die FIFA durch die lange Laufdauer der Verträge daher vorerst nicht.

Im Vorjahr hatten sich die Fluglinie Emirates und der Elektronikkonzern Sony aus dem Sponsorenpool der FIFA verabschiedet. Beide Unternehmen nannten allerdings nicht die moralische Krise des Weltverbandes als Grund für die Beendigung der Partnerschaft. Im Juli hatte der mittlerweile wegen Korruptionsvorwürfen suspendierte FIFA-Generalsekretär Jérôme Valcke erklärt, dass bis zu einer Neuordnung der Weltverbandspitze das Ausverhandeln neuer Sponsorendeals unmöglich sei.

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