Der FIFA-Sumpf wird immer tiefer

Einst: Wolfgang Niersbach (li.) und Theo Zwanziger.
Deutschlands Fußball-Funktionäre streiten – schon gibt es neue Ungereimtheiten.

Es hätte ein Fest werden sollen. Schließlich eröffnen selbst die Deutschen nicht alle Tage ein Fußballmuseum. Zur Schau gestellt wurden am Freitag auf und vor der als Gala getarnten Krisensitzung des DFB in Dortmund vordergründig fliegende Fetzen. Denn die Affäre rund um die WM 2006 hat sich ausgewachsen zu einem Austausch von Beschuldigungen und Misstrauenskundgebungen.

Der FIFA-Sumpf wird immer tiefer
Fussball, Fifa Frauen-Weltmeisterschaft Deutschland 2011, Finale, Spiel 32, Japan - USA, Sonntag (17.07.11), FIFA Frauen-WM-Stadion, Frankfurt am Main: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU, M.) sitzt auf der Tribune neben DFB-Praesident Theo Zwanziger (l.) und DFB-Generalsekretaer Wolfgang Niersbach. +++ Sie erhalten dieses dapd-Sportfoto als kostenlosen Test. Der gesamte dapd Sportdienst ist ueber den dapd newsplaner nutzbar. Die kostenlose Freischaltung kann unter newsplaner.de beantragt werden +++ Foto: Sascha Schuermann/dapd
Wurde geschmiert, um die WM zu bekommen? Was wusste der damalige Mediendirektor und jetzige DFB-Präsident Wolfgang Niersbach? Welche Rolle spielte Franz Beckenbauer, vormals Lichtgestalt, jetzt abgetauchter Schweiger? Und wie weit lehnt sich Ex-DFB-Chef Theo Zwanziger aus dem Fenster, wenn er im Nachrichtenmagazin Spiegel Nachfolger Niersbach der Lüge bezichtigt? Ja, es habe sehr wohl eine schwarze Kasse in der WM-Bewerbung existiert.

Zwanziger beschreibt auch mit hundertprozentiger Sicherheit den Inhalt eines Telefonats, das er in dieser Woche mit dem früheren DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt geführt hat. Dieser wiederum soll gesagt haben, dass die Zahlung von 6,7 Millionen Euro, beigesteuert vom damaligen Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus, an Mohamed bin Hammam, einst FIFA-Exekutivmitglied und jetzt als solches lebenslang gesperrt, geflossen sei.

Neuer Verdacht

Schmidt zeigt sich ob Zwanzigers Veröffentlichungsdrang erbost. Sein Nachfolger, der aktuelle DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock steuert die Retourkutsche: "Wir hatten unter Zwanziger eine Angst- und Krisenkultur beim DFB. Man muss festhalten, dass er die Vorwürfe, die er erhebt, noch in seiner Amtszeit hätte angehen können."

Der FIFA-Sumpf wird immer tiefer
Fussball, Fifa Frauen-Weltmeisterschaft Deutschland 2011, Finale, Spiel 32, Japan - USA, Sonntag (17.07.11), FIFA Frauen-WM-Stadion, Frankfurt am Main: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU, M.) sitzt auf der Tribune neben DFB-Praesident Theo Zwanziger (l.) und DFB-Generalsekretaer Wolfgang Niersbach. +++ Sie erhalten dieses dapd-Sportfoto als kostenlosen Test. Der gesamte dapd Sportdienst ist ueber den dapd newsplaner nutzbar. Die kostenlose Freischaltung kann unter newsplaner.de beantragt werden +++ Foto: Sascha Schuermann/dapd
Inzwischen wirft ein Bericht der Süddeutschen Zeitung weitere Fragen auf. Schon Mitte 2003 soll demnach die FIFA 40 Millionen Euro vom deutschen WM-Organisationskomitee verlangt haben. Unter "Einschaltung der Regierung" sei eine Lösung gefunden worden, in der es um spätere Zahlungen von 20 Millionen Euro und eine Beteiligung des OK an eventuellen Gewinnen gegangen sei, berichtet die Zeitung weiter.

Im Hintergrund all dieser Undurchsichtigkeiten soll am Montag der Kandidatenkreis für die Wahl des neuen FIFA-Präsidenten feststehen. Einen gemeinsamen, von den Europäern nominierten Kandidaten gibt es natürlich nicht. Bleibt der suspendierte UEFA-Präsident Michel Platini im Rennen? Eher nicht. Ob Niersbach für höhere Aufgaben infrage kommt, ist unwahrscheinlich. Für ÖFB-Präsident Leo Windtner bleibt er (noch) im Gespräch. "Aber davor müssen die Deutschen alles lückenlos aufklären." Das allerdings kann noch lange dauern.

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