Der Druck auf Red Bull steigt

„Wir haben in der ersten Spielhälfte Kinderfußball gespielt", meinte Salzburg-Keeper Walke nach dem 1:2 gegen Rapid.
Fehlstart in der Bundesliga: Meister Salzburg braucht Zeit, die man aber nicht hat.

Wer am Samstag die erste Hälfte im Bundesliga-Hit zwischen Salzburg und Rapid (1:2) gesehen hat, wird es kaum glauben. Vor etwas mehr als einem Jahr war der Klasseunterschied zwischen den beiden Mannschaften noch so groß, dass das Salzburger 6:1 im direkten Duell ein Abbild der fußballerischen Realitäten war.

Nur seitdem ist bei Salzburg kein Stein auf dem anderen geblieben. Während bei Rapid mit Grozurek und dem eingewechselten Wydra nur zwei der im Juli 2014 eingesetzten Spieler nicht mehr beim Klub sind, haben Salzburg in einem Jahr neun der 14 Spieler des 6:1-Triumphes verlassen.

Red Bull 2015 ist nicht mehr Red Bull 2014 und hat dazu den Anschluss an Rapid verpasst. Besonders in der ersten Hälfte der 1:2-Niederlage von Samstag manifestierte sich eine neue Rangordnung in der Bundesliga. „Wir haben in der ersten Spielhälfte Kinderfußball gespielt, Rapid war viel cleverer“, analysierte Torhüter Alexander Walke den Schlager.

Jugend forscht

Die Kritik, dem „Jugendwahn“ verfallen zu sein, hören die Red-Bull-Verantwortlichen überhaupt nicht gerne. Die aktuelle Salzburger Mannschaft ist jung, extrem jung sogar - weil einige Routiniers verletzt sind, aber auch, weil ein altersmäßiger Mittelbau fehlt. Ein Vergleich: Beim 6:1 hatte die Startelf ein Durchschnittsalter von 25,7 Jahren, war kein einziger Startelfspieler 20 oder jünger. Am Samstag war die Startelf im Schnitt 22,6 Jahre alt - fünf U-21-Spieler inklusive.

Besonders im zentralen Mittelfeld fehlte gegen Rapid die ordnende Hand. Keita und Laimer wurden immer wieder überlaufen, die Salzburger mussten sich mit Fouls helfen, die prompt zu beiden Gegentoren führten. Mit dem zur Pause für den völlig überforderten Laimer eingewechselten Routinier Leitgeb wurde es besser. Wirklich Druck auf Rapid konnte der Meister aber nur kurz vor dem Anschlusstor von Oberlin ausüben, sonst hatte der Vizemeister das Spiel immer im Griff.

Jugend lernt

„Wir haben eine junge Mannschaft, wir können von diesen Spielen sehr viel lernen. Wir brauchen noch Zeit für die Entwicklung“, meinte Salzburg-Trainer Peter Zeidler nach der zweiten Niederlage im zweiten Bundesligaspiel. Doch eines hat ein Fußballklub, der auch im Europacup Ziele hat, im Sommer nicht: Zeit.

Der Terminplan ist extrem eng. Auf Salzburg warten bis 15. August vier Spiele. Schon am Mittwoch geht es mit dem Rückspiel in der 3. Champions-League-Qualifikationsrunde gegen Malmö FF weiter. Salzburg reist mit einem 2:0 nach Südschweden, gastiert in einem Stadion, in dem vor einem Jahr eine qualitativ viel bessere Salzburger Mannschaft 0:3 verloren hat - allerdings gegen eine auch wesentlich stärkere Malmö-Elf.

In der Bundesliga muss Salzburg aufpassen, um nicht früh den Anschluss nach oben zu verlieren. Sechs Punkte beträgt bereits der Rückstand auf Rapid. Nun folgen die Auswärtsspiele bei Admira und Ried sowie ein Heimspiel gegen Altach.

Es ist übrigens lange her, dass eine Mannschaft nach zwei Niederlagen zum Auftakt noch Meister geworden ist. Der Austria gelang das zuletzt in der Saison 1978/’79. Damals erreichten die Wiener auch das Semifinale im Champions-League-Vorläufer Meistercup. Endstation war übrigens Malmö FF.

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