Die Transfer-Bombe ist geplatzt

Objekt der Begierde: Seit 2010 buhlten Europas Top-Klubs um Neymar - das fragwürdige Rennen machte im Sommer 2013 der FC Barcelona.
Rund 100 statt 57,1 Millionen Euro - die Verpflichtung von Neymar wird zum Fluch für Barcelona.

Im Sommer 2013 hatten sich die Verantwortlichen des FC Barcelona noch gerühmt, ein absolutes Schnäppchen ergattert zu haben. Die Aussage war ohnehin kühn, bei einem zunächst ausgerufenem Kaufpreis von 57,1 Millionen Euro für den brasilianischen Jungstar Neymar.

Der etwas hämische Unterton war nach Madrid gerichtet, wo Erzrivale Real zur selben Zeit gerade dabei war, den teuersten Transfer der Fußball-Geschichte vorzubereiten: 100 Millionen Euro für Gareth Bale. Der Waliser soll dann doch nur 91 Millionen gekostet haben, womit sein Klubkollege Cristiano Ronaldo (94 Millionen) weiterhin der teuerste Fußballer der Welt blieb.

Bis die Details zur "Operation Neymar" ans Tageslicht kamen. "Irgendwo zwischen 100 und 112 Millionen Euro" sollen sich die Ausgaben des FC Barcelona für den seit kurzem 22-Jährigen bewegen. So genau kann und will das derzeit niemand sagen.

Erst vor wenigen Tagen hatte der Klub vorsorglich 13,5 Millionen Euro an die spanische Finanz überwiesen, nachdem Ungereimtheiten bei der Versteuerung aufgetreten waren. Bereits Ende Jänner war Klub-Präsident Sandro Rosell im Zuge der Causa zurückgetreten. Bei seiner Wahl im Jahr 2010 hatte er noch " Transparenz" in Finanzdingen angekündigt.

Gestolpert ist Rosell dabei nicht über eine Intrige aus dem verfeindeten Madrider Lager, es war ein Barcelona-Mitglied, das den Klubchef zu Sturz brachte. Jordi Cases, Teil der Rosell-kritischen Bewegung "Go Barça", wollte offiziell Details zum Neymar-Transfer wissen. Als diese ausblieben, reichte er gegen Rosell Klage beim Nationalen Obergericht in Madrid wegen unrechtmäßiger Bereicherung ein.

Spätestens da witterte auch die Real-Gemeinschaft die Chance, das zuletzt makellose Image des FC Barcelona ein wenig anzukratzen. Weniger später tauchten in der Real-nahen Sporttageszeitung Marca Kopien offizieller Dokumente zur "Operation Neymar" auf.

Verwinkelt & absurd

Der Transfer gliedert sich in sieben Einzelverträge und verdeutlicht auf spektakuläre Weise, wie verwinkelt und zum Teil absurd Spielerkäufe über die Bühne gehen.

So sollen von den mittlerweile rund 100 geleisteten Millionen Euro lediglich 17 Millionen an Neymars Heimatverein FC Santos gegangen sein. Der Großteil floss an die Familie Neymar (8,5 Millionen für Talentsuche, Vermittlung von Werbeverträgen und soziale Projekte in Sao Paulo) bzw. deren Firma "N&N" (40 Millionen).

Neymars Vater soll zudem 2,6 Millionen Euro als Kommission auf die Einkünfte seines Sohnes bekommen haben. Der Verdienst des Sprösslings kann sich ebenfalls sehen lassen. Neymar verdient in den kommenden fünf Jahren 54 Millionen Euro. Für die Unterschrift gab es 10 Millionen extra.

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