Fatih Terim: Ein Imperator mit Ecken und Kanten
Irgendwann werden sie ihm bei Galatasaray ein Denkmal bauen. Kein anderer Trainer war in der langen Geschichte des Istanbuler Klubs so erfolgreich wie der 59-Jährige.
Im Sommer 2011 übernahm Terim zum bereits dritten Mal das Traineramt bei Galatasaray. Damals steckte der Klub in einer Krise, hatte die Saison 2010/’11 nur als Achter der türkischen Süper Lig abgeschlossen – 36 Punkte hinter Meister und Erzrivale Fenerbahce.
Galatasarays steinreicher Boss Ünal Aysal, der laut Forbes mit einem Vermögen von 670 Millionen Euro zu den 100 reichsten Türken gehört und im Mai 2011 das Präsidentenamt übernommen hat, gab Terim viel Geld in die Hand, damit dieser die Mannschaft nach seinen Vorstellungen umbauen konnte.
Rund 50 Millionen Euro hat Terim bisher ausgegeben. Klassespieler wie Emmanuel Eboué (Arsenal), Felipe Melo (Juventus), Albert Riera (Liverpool), Johan Elmander (Bolton) oder Fernando Muslera (Lazio Rom) wurden zunächst geholt.
Erfolgsgarant
Für Terim ist die lange Erfolgsliste der Madrilenen kein Grund, schon vor dem Hinspiel im Estadio Bernabéu keine Gedanken an den Aufstieg zu verschwenden. „Unsere einzige Waffe gegen ein Team wie Real Madrid ist, dass wir keine Angst haben“, sagt der Trainer, dem sie in der Türkei vor langer Zeit den Spitznamen „Imperator“ verpasst haben.
Schon als Spieler stand Terim bei den Millionen Galatasaray-Fans hoch im Kurs. Zwölf Jahre, von 1973 bis 1985, organisierte er unter seinem Spielernamen Fatih die Abwehr der Istanbuler, blieb aber ohne Meistertitel.
Auch im türkischen Team war er eine Konstante, absolvierte 51 Länderspiele. Darunter war auch das WM-Qualifikationsspiel gegen Österreich in Izmir 1977, in dem Herbert Prohaska mit seinem legendären „Spitz“ den 1:0-Sieg und die WM-Qualifikation Österreichs fixierte.
Als Trainer sollte Terim, dessen Markenzeichen immer weit aufgeknöpfte Hemden sind, noch wesentlich erfolgreicher werden. Der Durchbruch gelang ihm mit dem türkischen Nationalteam. Dieses führte er 1996 erstmals zu einer EM.
Erfolgsjahre
Die Serie A lockte den Erfolgscoach. Doch in Italien wurde Terim nicht wirklich glücklich. Bei AC Fiorentina und AC Milan gab es immer wieder Streitereien mit den Klubbossen.
Nach zwei nicht ganz so erfolgreichen Jahren bei Galatasaray übernahm er 2005 wieder die türkische Nationalelf, mit der Terim bei der EURO 2008 bis ins Semifinale vorstieß und in diesem Deutschland unglücklich unterlag. Trotzdem blieb er umstritten. Seine Personalpolitik wurde kritisiert, von Fans wurde er beschimpft. Im Herbst 2009 erklärte Fatih Terim schließlich seinen Rücktritt, weil der zweifache Familienvater laut eigenen Aussagen „gekränkt“ war.
13 Punkte Rückstand auf Barcelona – die Meisterschaft ist für Real kein Thema mehr. Im Cup steht man im Mai im Finale gegen Atlético, doch eigentlich zählt nur ein Bewerb: die Champions League. Zuletzt konnte Real diese 2002 gewinnen, Halbfinalgegner war damals der FC Barcelona. Die Katalanen konnten den Titel in den letzten sieben Jahren gleich drei Mal holen. In der Gesamtwertung aber hat Rekordsieger Real die Nase klar vorne: 9:4 steht es nach Champions-League-Siegen.
Gegner Galatasaray setzt unter anderem auf drei Heimkehrer: Didier Drogba konnte vor über neun Jahren für Marseille seinen ersten Champions-League-Treffer im Estadio Bernabéu erzielen, Hamit Altintop trifft auf seinen Ex-Klub und Wesley Sneijder auf seinen Ex-Coach. „Mourinho ist wie ein zweiter Vater für mich“, sagte Sneijder der Marca. Davon kann Casillas nur träumen.
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