Ex-Präsident verklagt Wacker Innsbruck

Schnäppchen: Marco Kofler (Marktwert 250.000 Euro) kostete Hansa Rostock nur 5000 Euro.
Wacker verkaufte Marco Kofler (Marktwert: 250.000 Euro) um 5000 Euro an Hansa Rostock. Das ärgert Ex-Boss Plattner, der noch die Transferrechte am Verteidiger besessen hatte.

Eigentlich wollten sie bei Wacker Innsbruck mit dem Schlusspfiff der vergangenen Saison alle Sorgen hinter sich lassen. Das Abstiegsgespenst war, spät aber doch, besiegt worden, das neue Spieljahr soll ausfinanziert sein, und mit dem Engagement von Alfred Hörtnagl, der vergangene Woche zum neuen General Manager bestellt wurde, war rund um das Tivolistadion plötzlich sogar so etwas wie Aufbruchstimmung zu verspüren.

Einen Tag vor dem Saisonauftakt gegen Kapfenberg (18.30) wurde der Traditionsverein nun aber wieder von der Vergangenheit eingeholt und schreibt negative Schlagzeilen. Denn Wacker Innsbruck flatterte dieser Tage eine Klage von Ex-Präsident Kaspar Plattner (2009 bis 2013) ins Haus. Dabei geht es um den Transfer von Innsbruck-Verteidiger Marco Kofler zu Hansa Rostock, den Plattner umgehends aufgeklärt wissen will.

Hintergrund: Plattner hatte in seiner Amtszeit Wacker Innsbruck mehrmals aus der finanziellen Patsche geholfen und sechsstellige Euro-Beträge beigesteuert, um den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten. Als Gegenleistung trat der FC Wacker die Transferrechte an Marco Kofler (26) an den Präsidenten ab. Dabei wurde am 28.11. 2011 vereinbart, dass Plattner an einem künftigen Verkauf des Verteidigers mit bis zu 300.000 Euro beteiligt werden sollte.

Als die Innsbrucker nun Kofler im Sommer tatsächlich zu Hansa Rostock transferierten, hoffte der ehemalige Präsident auf eine späte finanzielle Entschädigung. Doch er machte die Rechnung ohne den FC Wacker. Denn in ihrer finanziellen Not haben die Innsbrucker den 26-jährigen Defensivmann um läppische 5000 Euro an den deutschen Drittligisten verkauft. Ein echtes Schnäppchen, wenn man bedenkt, dass Koflers Marktwert vom Internetportal www.transfermarkt.at aktuell immerhin mit 250.000 Euro taxiert wird.

"Völlig unglaubwürdig"

Auch deshalb fordert Kaspar Plattner eine lückenlose Aufklärung dieses Transfers und die Offenlegung des Kaufvertrages zwischen Wacker Innsbruck und Hansa Rostock. Nachdem dies von Vereinsseite seit Wochen schon abgeblockt wurde, sah sich der frühere Präsident zur Klage gezwungen. "Dass das jetzt mit dem Saisonstart zusammenfällt, ist unglücklich und nicht im Interesse meines Mandanten, dem der FC Wacker am Herzen liegt. Wir waren immer an einer früheren Lösung interessiert", sagt Plattners Rechtsanwalt Hermann Holzmann gegenüber dem KURIER.

In den Augen von Plattner ist der Transfererlös von 5000 Euro "völlig unglaubwürdig." Vielmehr bestehe der begründete Verdacht, dass das zwischen Wacker Innsbruck und Hansa Rostock tatsächlich ausgehandelte Entgeld für den Transfer "weit über dem bekannt gegebenen Betrag lag", heißt es in der Anklageschrift. Bei Wacker Innsbruck wird damit argumentiert, dass dieser Vertragsabschluss zu diesen Konditionen die "einzige Option" war, die sich in der gegebenen Situation geboten habe.

Dass Plattner damit nun an die Öffentlichkeit geht, liegt auch an der Vorgehensweise von Wacker Innsbruck. Der Verein wollte nämlich um jeden Preis öffentliche Aufregung und negative Schlagzeilen verhindern und forderte deshalb den Präsidenten auf, vorab eine Vertraulichtkeitserklärung zu unterschreiben. Einblick in die Dokumente würde ihm nur dann gewährt werden, wenn Plattner Stillschweigen über die Vertragsinhalte bewahren würde.

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