Von Celtics Ruhm und Glanz ist wenig über

Eine Liga ohne Gegner, ein Team ohne Strahlkraft – Salzburg-Gegner Celtic Glasgow steckt im Dilemma.

Ein bisschen skurril mutet das Ganze dann ja schon an. Da streben die Schotten dieser Tage zu Hunderttausenden die Loslösung von Großbritannien und die Unabhängigkeit an und schreiten daher am Donnerstag auch zum brisanten Referendum, und was haben die schottischen Fußball-Traditionsteams im Sinn?

Genau das Gegenteil.

Lieber gestern als heute würden die beiden längst auf Normalmaß gestutzten Großklubs aus Glasgow, Celtic und Rangers, der heimischen Liga den Rücken kehren und den Doppelpass mit dem großen Bruder pflegen.

Nur die Teilnahme an der Premier League, so versichern die Verantwortlichen beider Vereine glaubhaft, könne den ehemals so ge- und beachteten schottischen Fußball wieder zu altem Glanz verhelfen. "Durch die Entwicklung bei den Fernsehgeldern ist in den letzten zwanzig Jahren in Europa die Kluft zwischen den Topvereinen und dem Rest immer größer geworden", erklärt Celtic-Boss Peter Lawwell. "Wir müssen Lösungen finden, um diese Lücke zu schließen."

Mittelmaß

Denn auch wenn Adi Hütter den Auftaktgegner zur Europa League kraft seines Namens in den Himmel hebt und eine Stufe über Malmö stellt – das Celtic Glasgow, das heute in Salzburg vorspielt, hat mit dem Spitzenklub früherer Tage, der dereinst als erstes Team von der Insel den Landesmeisterpokal holte (1967) und vor elf Jahren noch im UEFA-Cup-Endspiel stand, außer dem Kultstatus nichts mehr gemein.

Celtic verkörpert längst nur mehr Mittelmaß. In der heurigen Qualifikation zur Champions League wäre eigentlich schon in der dritten Runde gegen Legia Warschau klar Endstation gewesen, aber weil die Polen einen gesperrten Spieler einsetzen, rutschte Celtic über den grünen Tisch noch ins Play-off – um dann prompt über den NK Maribor zu stolpern, einen Gegner, der noch bis vor wenigen Jahren Celtic nie das Wasser reichen hätte können.

In der schwachen heimischen Liga sehen die schottischen Experten die Wurzel allen Übels. Seit Menschengedenken lieferten sich Celtic (45 Meistertitel) und die Rangers (54) einen Zweikampf um die Trophäen, und so lange die beiden Vereine finanziell noch halbwegs auf der Höhe waren, spielten sie auch im internationalen Fußball eine Rolle. Aber seit die Rangers 2012 kollabierten und wegen ihres Schuldenberges in die vierte Liga degradiert wurden, findet sich der schottische Vereinsfußball zunehmends im Abseits wieder.

Langeweile

Selbst die hartgesottensten Celtic-Anhänger sehnen die Rückkehr des Erzrivalen herbei, der inzwischen wieder in der zweiten Liga angelangt ist. Denn nichts ist langweiliger als eine Titeljagd, die Celtic, wie in der letzten Saison, mit 29 Punkten Vorsprung für sich entscheidet.

Die öde One-Team-Show lockte zu den Heimspielen zwar immer noch um die 45.000 Fans ins Stadion, die internationalen Fußballer von Rang und Namen machen aber längst einen Bogen um Celtic, dem im Sommer auch noch sein letzter bekannter Spieler abhandenkam.

Der griechische Teamstürmer Samaras spielt lieber mit Westbromwich in der englischen Premier League gegen den Abstieg als mit Celtic im Europacup.

Walter Smith hat diese Entwicklung schon lange kommen sehen. Schon 2006 sah der ehemalige Rangers-Erfolgsmanager in der Übersiedlung in die Premier League den einzigen Ausweg. "Sonst werden wir in Schottland bald überhaupt keine Spitzenmannschaft mehr haben." Recht hatte er.

Die Erfolgsbilanz des 1887 gegründeten Vereins aus der schottischen Industriestadt ist lang: 45 Meistertitel, 36 FA-Cup-Titel, 14 League-Cup- Titel. Der größte Erfolg ist aber der Meistercup-Triumph 1967. Bis zum Zwangsabstieg der Rangers 2012 dominierten die Rivalen die schottische Liga. Das Glasgower Derby („Old Firm“) ist das am häufigsten ausgetragene Europas (399 Spiele). Celtic ist der Klub der katholischen irischen Einwanderer, während die Rangers traditionell von den protestantischen Unionisten unterstützt wird.

Kommentare