Salzburg ist auf der Suche nach sich selbst

Ein Sinnbild für die Salzburger Situation: Stürmer Alan hat sich gegen Celtic im Tornetz verfangen.
Nach dem 2:2 gegen Celtic ist Österreichs Meister schon vier Spiele sieglos. Der Weg zurück in die Erfolgsspur ist ein weiter.

Wo sind sie nur geblieben, die spielerische Leichtigkeit, die blitzschnellen Kombinationen, die überfallsartigen Attacken, die beeindruckende Dominanz? Meister Salzburg hat vieles verloren in den letzten Wochen, was die Mannschaft zu einer gemacht hatte, auf die noch im Frühjahr die Fußballwelt mit Staunen geblickt hatte, die von Bayern-Coach Pep Guardiola in den höchsten Tönen gelobt worden und der gesamten Fußball-Fachpresse Artikel wert gewesen war. Das zeigte sich auch im ersten Gruppenspiel der Europa League gegen Celtic Glasgow. Gegen einen im europäischen Vergleich maximal durchschnittlichen schottischen Meister kam Salzburg nur zu einem 2:2-Heimremis. Zwar wurde immerhin zwei Mal ein Rückstand aufgeholt und eine halbe Stunde (von der 30. bis zur 60. Minute) auch ganz ordentlich Fußball gespielt. Aber trotzdem: Vieles ist so verdammt schwer geworden, was etwa bei den beiden klaren Siegen im Februar gegen Ajax Amsterdam noch so verdammt einfach ausgeschaut hatte. Die Salzburger sind nach nun schon vier sieglosen Spielen auf der Suche nach sich selbst. Trainer Adi Hütter, der im Gegensatz zu zehn Spielern seiner Startelf gegen Ajax noch nicht dabei war, packte einen Standardsatz aus dem Trainerkommunkationhandbuch aus, der immer dann kommt, wenn es plötzlich nicht mehr läuft: "Wer selbst Fußball gespielt hat, weiß, dass es solche Phasen einfach gibt." Aber muss man selbst Fußball gespielt haben, um zu dieser bahnbrechenden Erkenntnis zu kommen? Auch seine Spieler flüchteten sich nach dem zwar nicht verpatzten, aber genauso nicht gelungenen Start in die fünfte Europa-League-Gruppenphase der Vereinsgeschichte, in Platitüden. "Es war ein richtiger Schritt in die richtige Richtung", sagte Kevin Kampl. "Wir müssen schauen, was gut ist und was nicht. Dann wird es wieder besser werden", meinte Torschütze Alan. Und Jonathan Soriano, der aus einem Freistoß zum 2:2 getroffen hatte, fügte hinzu: "Wir haben nach drei Niederlagen in Serie eine Reaktion gezeigt." Gründe für den plötzlichen Leistungseinbruch gibt es viele - wie der Abgang von Mane, das Nicht-Erreichen der Champions League, das angeschlagene Selbstvertrauen, das Fehlen einer routinierten Leitfigur, die Anpassungsprobleme der Neuzugänge. Und so weiter und so fort. Aber Jammern nützt nichts. Hütter merkte nach der Celtic-Partie sogar an, dass er das gar nicht leiden könne. Für viele Salzburg-Fans ist aber genau er, der neue Trainer, Hauptgrund für die Misere. In den Salzburger Foren ist die Pro-Hütter-Fraktion eine verschwindend kleine Minderheit. Und nach dem Schluspfiff am Donnerstag gab es erstmals, wenn nur vereinzelte, aber doch lautstarke "Hütter-Raus"-Rufe. Gehört haben wollte der 44-Jährige diese nach Nachfrage allerdings nicht. Hütter, der als Spieler immerhin in jener Salzburger Mannschaft gestanden war, der Mitte der 1990er-Jahre Fußball-Österreich zu Füßen gelegen war, scheint als Trainer bei zumindest einem Teil der Salzburger Fans erstaunlich wenig Kredit zu haben - und das, obwohl der Start in die Saison wesentlich besser war als jener im ersten Jahr seines Vorgängers Roger Schmidt. Der war vor zwei Jahren Mitte September schon längst aus dem Europacup ausgeschieden und hatte in der Bundesliga schon doppelt so viel Rückstand auf den Tabellenführer (damals Austria) wie Hütters Team derzeit auf den WAC. In Salzburg werden seit Wochen angebliche atmosphärische Störungen zwischen dem Trainer und den Spielern geortet. Gegen Hütter gespielt hat die Mannschaft aber Donnerstag aber sicher nicht. "Ich habe ein Team gesehen, das mit viel Emotion und Leidenschaft dieses Spiel bestritten hat", sagte der Umstrittene - eine Beobachtung, die durchaus der Realität entsprochen. Am Willen hat es nicht gelegen, dass es nach drei Niederlagen auch im vierten Spiel in Serie nicht zu einem Sieg gereicht hat. Die Salzburger Mannschaft ist sicher besser als was sie derzeit zeigt. Aber sie ist auch nicht so gut wie sie gegen Ajax gespielt hatte. in diesen zwei Spielen im Februar 2014 passte halt wirklich alles: die Form, der Gegner, die Spielverläufe, die Schiedsrichterentscheidungen, das Spielglück. Vieles davon fehlt momentan. Aber auch Hütter hat seinen Teil dazu beigetragen, dass es eben nicht mehr so läuft wie es schon gelaufen ist. Die defensive Organisation wollte er verbessern, passiert ist das Gegenteil - und das, obwohl nicht mehr so ein Hurra-Fußball gespielt wird wie noch unter Schmidt, dem die Defensive herzlich wurscht war. In fünf Europacupspielen in dieser Saison haben die Salzburger nun schon acht Gegentore kassiert, vor einem Jahr waren es genau halb so viele nach fünf europäischen Partien. Die Balance ist verloren gegangen. Die Offensive ist nun bei weiten nicht mehr so aktiv, die Defensive hingegen noch passiver. Das Offensivpressing funktioniert nicht mehr so perfekt, weil der Abstand zwischen den Formationen zu groß ist und deshalb das Personal fehlt, um zu zweit oder gar zu dritt - wie unter Schmidt oft praktiziert - den ballführenden Spieler des Gegners weit in der gegnerischen Hälfte unter Druck zu setzen und zu Fehlern zu zwingen. Hütters marginale Veränderungen haben ein funktionierendes System ins Wanken gebracht. Nach der Celtic-Partie war Hütter extrem bemüht, das Positive herauszustreichen. "Ich möchte meiner Mannschaft ein Kompliment aussprechen. Es ist ja so einfach, gegen eine sehr gute europäische Mannschaft zweimal einen Rückstand aufzuholen, Moral zu beweisen. Und wenn ich das Spiel Revue passieren lasse, dann habe ich schon viele gute Möglichkeiten von unserer Seite gesehen", sagte der Ex-Grödig-Coach, der seine Mannschaft nach klaren Siegen auch schon öffentlich kritisiert hatte - etwa nach dem 8:0 gegen seinen Ex-Verein. Die nächsten vier Pflichtspiele werden aber wohl auch für Hütters berufliche Zukunft richtungsweisende sein. Zunächst gibt es in acht Tagen ein Wien-Triple mit dem Heimspiel gegen Austria (diesen ASonntag), der Cuppartie beim Sportklub (Mittwoch) und dem Auswärtsspiel bei Rapid (nächsten Sonntag). Dann folgt der zweite Europa-League-Auftritt bei Astra Giurgiu (2. Oktober). Die Rumänen, bei denen es finanzielle Probleme geben soll, waren am Donnerstag bei Dinamo Zagreb übrigens chancenlos, verloren mit 1:5. Für Kroatiens Meister war dies übrigens der erste Erfolg nach 16 sieglosen europäischen Gruppenspielen. Einer der Torschützen war übrigens der erst 17-jährige Ante Coric. Der war 2009 als elfjähriges Wunderkind nach Salzburg gekommen, hatte aber nach Ansicht seines Vaters von Sportchef Rangnick nicht jene Aufmerksamkeit erhalten, die er sich verdient hätte, und war vor einem Jahr in seine Heimat geflüchtet.

Wo sind sie nur geblieben, die spielerische Leichtigkeit, die blitzschnellen Kombinationen, die überfallsartigen Attacken, die beeindruckende Dominanz? Meister Salzburg hat in den letzten Wochen vieles verloren, was die Mannschaft zu einer gemacht hatte, auf die noch im Frühjahr die Fußballwelt mit Staunen geblickt hatte, die von Bayern-Coach Pep Guardiola in den höchsten Tönen gelobt worden und der gesamten Fußball-Fachpresse Artikel wert gewesen war. Das zeigte sich auch im ersten Gruppenspiel der Europa League gegen Celtic Glasgow.

Gegen einen im europäischen Vergleich maximal durchschnittlichen schottischen Meister kam Salzburg am Donnerstag nur zu einem 2:2-Heimremis. Zwar wurde immerhin zwei Mal ein Rückstand aufgeholt und eine halbe Stunde (von der 30. bis zur 60. Minute) endlich wieder ganz ordentlich Fußball gespielt. Aber trotzdem: Vieles ist so verdammt schwer geworden, was etwa bei den beiden klaren Siegen im Februar gegen Ajax so verdammt einfach gewirkt hatte. Die Salzburger sind nach nun schon vier sieglosen Spielen auf der Suche nach sich selbst.

Trainer Adi Hütter, der im Gegensatz zu zehn Spielern der Startelf des Celtic-Spieles gegen die Amsterdamer noch nicht dabei war, packte einen Standardsatz aus dem Trainerkommunikationshandbuch aus, der immer dann kommt, wenn es plötzlich nicht mehr läuft: "Wer selbst Fußball gespielt hat, weiß, dass es solche Phasen einfach gibt." Aber muss man wirklich selbst Fußball gespielt haben, um zu dieser bahnbrechenden Erkenntnis zu kommen?

Auch seine Spieler flüchteten sich nach dem zwar nicht verpatzten, aber genauso nicht gelungenen Start in die fünfte Europa-League-Gruppenphase der Vereinsgeschichte, in Plattitüden. "Es war ein richtiger Schritt in die richtige Richtung", sagte Kevin Kampl. "Wir müssen schauen, was gut ist und was nicht. Dann wird es wieder besser werden", meinte Torschütze Alan. Und Jonatan Soriano, der aus einem Freistoß zum 2:2 getroffen hatte, fügte hinzu: "Wir haben nach drei Niederlagen in Serie eine Reaktion gezeigt."

Salburg - Celtic in Bildern

Salzburg ist auf der Suche nach sich selbst

UEFA EUROPA LEAGUE: FC SALZBURG - CELTIC GLASGOW
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Celtic's Wakaso scores past Salzburg's goalkeeper
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Celtic's goalkeeper Gordon saves a shot during the
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Salzburg's Alan scores past Celtic's goalkeeper Go
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Celtic's Brown celebrates his goal against Salzbur
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Salzburg's Soriano celebrates his goal against Cel

Ursachenforschung

Gründe für den plötzlichen Leistungseinbruch gibt es viele - wie den Abgang von Mane, das Nicht-Erreichen der Champions League, das angeschlagene Selbstvertrauen, das Fehlen einer routinierten Leitfigur, die Anpassungsprobleme der Neuzugänge. Und so weiter und so fort. Aber Jammern nützt nichts. Hütter merkte nach der Celtic-Partie sogar an, dass er das gar mag.

Für viele Salzburg-Fans ist aber genau er, der neue Trainer, Hauptgrund für die Misere. In den Salzburger Foren ist die Pro-Hütter-Fraktion eine verschwindend kleine Minderheit. Und nach dem Schlusspfiff am Donnerstag gab es erstmals, wenn nur vereinzelte, aber doch lautstarke "Hütter-Raus"-Rufe. Gehört haben wollte der 44-Jährige diese nach Nachfrage allerdings nicht.

Hütter, der als Spieler immerhin in jener Salzburger Mannschaft gestanden war, der Mitte der 1990er-Jahre Fußball-Österreich zu Füßen gelegen war, scheint als Trainer bei zumindest einem Teil der Salzburger Fans erstaunlich wenig Kredit zu haben - und das, obwohl der Start in die Saison wesentlich besser war als jener im ersten Jahr seines Vorgängers Roger Schmidt.

Der Deutsche war vor zwei Jahren Mitte September nach der Blamage gegen Düdelingen schon längst aus dem Europacup ausgeschieden und hatte in der Bundesliga schon doppelt so viel Rückstand auf den Tabellenführer (damals Austria) wie Hütters Team derzeit auf das Sensationsteam WAC.

Leidenschaft

Seit Wochen werden in Salzburg angebliche atmosphärische Störungen zwischen dem Trainer und den Spielern geortet. Gegen Hütter gespielt hat die Mannschaft aber am Donnerstag sicher nicht. "Ich habe ein Team gesehen, das mit viel Emotion und Leidenschaft dieses Spiel bestritten hat", sagte der Umstrittene - eine Beobachtung, die durchaus der Realität entsprach. Am Willen hat es nicht gelegen, dass es nach drei Niederlagen auch im vierten Spiel in Serie nicht zu einem Sieg gereicht hat.

Die Salzburger Mannschaft ist sicher besser als ihr derzeitiger Leistungstandard. Aber sie ist auch nicht so gut wie es die Siege gegen Ajax vorgegaukelt haben. Bei den beiden Spielen im Februar 2014 passte halt wirklich alles perfekt zusammen: die Form, der Gegner, die Spielverläufe, die Schiedsrichterentscheidungen, das Spielglück. Vieles davon fehlt momentan.

Aber natürlich hat auch Hütter seinen Teil dazu beigetragen, dass es eben nicht mehr so läuft, wie es schon gelaufen ist. Die defensive Organisation wollte er verbessern, passiert ist das Gegenteil - und das, obwohl nicht mehr so ein Hurra-Offensiv-Fußball gespielt wird wie noch unter Schmidt, dem die defensive Organisation nicht ganz so wichtig war wie seinem Nachfolger.

In fünf Europacupspielen in dieser Saison haben die Salzburger nun schon acht Gegentore kassiert, vor einem Jahr waren es genau halb so viele nach fünf europäischen Partien. Die Balance ist verloren gegangen. Die Offensive ist nun bei weiten nicht mehr so aktiv, die Defensive hingegen noch passiver. Das war auch bei beiden Celtic-Toren augenscheinlich.

Störungen

Das Offensivpressing funktioniert nicht mehr so perfekt, weil der Abstand zwischen den Formationen zu groß ist und deshalb das Personal fehlt, um zu zweit oder gar zu dritt - wie unter Schmidt oft praktiziert - den ballführenden Spieler des Gegners weit in der gegnerischen Hälfte unter Druck zu setzen und zu Fehlern zu zwingen. Marginale Veränderungen haben ein funktionierendes System ins Wanken gebracht.

Nach der Celtic-Partie war Hütter extrem bemüht, das Positive herauszustreichen. "Ich möchte meiner Mannschaft ein Kompliment aussprechen. Es ist ja nicht so einfach, gegen eine sehr gute europäische Mannschaft zweimal einen Rückstand aufzuholen und Moral zu beweisen. Und wenn ich das Spiel Revue passieren lasse, dann habe ich schon viele gute Möglichkeiten von unserer Seite gesehen", sagte der Ex-Grödig-Coach, der seine Mannschaft nach klaren Siegen auch schon öffentlich kritisiert hatte - etwa nach dem 8:0 gegen seinen Ex-Verein.

Die nächsten vier Pflichtspiele werden nicht nur für den sportlichen Verlauf der Saison, sondern wohl auch für Hütters berufliche Zukunft richtungsweisend sein. Zunächst gibt es ein Wien-Triple in acht Tagen mit dem Heimspiel gegen Austria (diesen Sonntag), der Cup-Partie beim Sportklub (am Mittwoch) und dem Auswärtsspiel bei Rapid (nächsten Sonntag). Dann folgt der zweite Europa-League-Auftritt bei Astra Giurgiu (2. Oktober).

Serienende

Die Rumänen, bei denen es finanzielle Probleme geben soll, waren am Donnerstag bei Dinamo Zagreb übrigens chancenlos, verloren mit 1:5. Für Kroatiens Meister war dies der erste Erfolg nach 20 (!) sieglosen europäischen Gruppenspielen. Einer der Torschützen war übrigens der erst 17-jährige Ante Coric.

Der war im Jänner 2009 als elfjähriges Wunderkind nach Salzburg gekommen, hatte allerdings nach Ansicht seines Vaters von Sportchef Ralf Rangnick nicht jene Aufmerksamkeit erhalten, die er sich angeblich verdient gehabt hätte, und war deshalb vor einem Jahr in seine Heimat geflüchtet.

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