Sturm verliert: Zu viele Gastgeschenke für die Russen

Entsetzen: Die Grazer Spieler beschwerten sich beim Schiedsrichter, waren aber an der Niederlage aber mit Eigenfehler selbst Schuld.
Nach dem 2:3 im Heimspiel gegen Rubin Kasan hat Sturm nur noch minimale Aufstiegschancen.

Von Breidablik sprach am Donnerstag keiner mehr in Graz. Die Isländer waren vor zwei Jahren der bislang letzte Stolperstein in der Europa League gewesen. Von einem neuen Düdelingen war damals die Rede.

Der neue Stolperstein könnte Kasan sein. Allerdings ging es am Donnerstag um einiges turbulenter zu als beim 0:1 gegen die Isländer, welches das Aus in der 2. Qualifikationsrunde bedeutete. Turbulenter, aber nicht angenehmer für Sturm: Nach dem 2:3 hat die Mannschaft von Trainer Franco Foda im Rückspiel nächsten Donnerstag überschaubare Aufstiegschancen.

Bitterer Beginn

Sturm verliert: Zu viele Gastgeschenke für die Russen
epa04866578 (L-R) Rubin Kazan players Diniyar Bilyaletdinov, Magomed Ozdoev, Maksi Kanunnikov and Gokdeniz Karadeniz celebrate a goal during the UEFA Europe League third qualifying round match between Sturm Graz and Rubin Kazan, in Graz, Austria, 30 July 2015. EPA/ERWIN SCHERIAU
Die Grazer bewiesen sich zu Beginn dieser Partie der 3. Qualifikationsrunde als äußerst großzügige Gastgeber. Das erste Geschenk für die Russen nach 14 Minuten: Ehrenreich, mit 32 Jahren der älteste Sturm-Spieler auf dem Platz, schoss bei einem Klärungsversuch Kannunikow an, der hatte nur noch Tormann Esser vor sich, den er problemlos bezwingen konnte.

Der jüngste Grazer auf dem Feld sorgte aber für den Ausgleich. Nach einem Foul an Hadzic ließ Referee Stefanski weiterspielen, der Ball kam zu Donis Avdijaj – und die 18-jährige Leihgabe von Schalke traf aus rund 20 Metern.

Alles wieder im Lot? mitnichten. Dieses Mal hatte Ehrenreich, der aufgrund der Routine den Vorzug gegenüber von Neuzugang Potzmann erhalten hatte, aber auch etwas Pech: Der Verteidiger setzte im Strafraum zu einem Rettungsversuch an, berührte dabei aber den Ball unglücklich mit der Hand. Den Elfer verwandelte Karadeniz in der 25. Minute.

Kein Aufstecken

Zwei Auswärtstore – die Grazer steckten aber nicht auf. Ein Schuss von Hadzic verfehlte sein Ziel, dafür hatte auf der anderen Seite Kanunnikow den dritten Kasan-Treffer auf dem Fuß.

Nach der Pause legten die Grazer einen Gang zu. Und wurden belohnt: Simon Piesinger stieg nach einem Eckball von Neuzugang Dobras am höchsten und verwandelte per Kopf zum Ausgleich. Sturm bekam aber wieder nicht den erwünschten Aufwind. Sondern lud den Gegner erneut zum Toreschießen ein. Portnyagin traf nach einer Verwirrung in der Sturm-Abwehr zum 3:2.

Zuvor hatte Esser noch einen Schuss von Biljaletdinow geklärt, der Ball segelte zum völlig freistehenden Portnyagin. Und Kuzmin und Portnyagin hätten auch noch Treffer draufsetzen können.

Schiedsrichtergeschenk

Sturm verliert: Zu viele Gastgeschenke für die Russen
ABD0199_20150730 - GRAZ - ÖSTERREICH: Donis Avdijaj (Sturm) und Schiedsrichter Daniel Stefanski (POL) am Donnerstag, 30. Juli 2015, während des UEFA Europa League Qualtifikationsspiels SK Puntigamer Sturm Graz gegen Rubin Kasan in Graz. - FOTO: APA/ERWIN SCHERIAU
Da trat Sturm noch mit zehn Mann auf, Avdijaj sah in der 70. Minute Gelb-Rot, er hatte im Zweikampf jedoch den Ball getroffen – also auch noch ein Schiedsrichtergeschenk für Kasan.

Sturms bester Mann auf dem Platz, der deutsche Tormann Michael Esser, sorgte noch für Schadensbegrenzung. Auch Kasan wäre noch zu bezwingen gewesen.

UPC-Arena, 9.765 Zuschauer, SR Stefanski (POL)

Tore:
0:1 (14.) Kanunnikow
1:1 (21.) Avdijaj
1:2 (25.) Karadeniz (Handelfmeter)
2:2 (56.) Piesinger
2:3 (61.) Portnjagin

Sturm: Esser - Ehrenreich, Madl, Kamavuaka, Klem - Piesinger, Hadzic (76. Horvath) - Schick (68. Gruber), Avdijaj, Dobras - Tadic (63. Kienast)

Kasan: Rischikow - Kusmin, Kwerkwelia, Cotugno, Nabiullin - Kambolow (46. Georgiew) - Carlos Eduardo, Osdojew, Biljaletdinow (66. Kisljak), Karadeniz - Kanunnikow (46. Portnjagin)

Gelb-Rot: Avdijaj (69./Foul)

Gelbe Karten: Ehrenreich bzw. Kambolow, Kanunnikow, Georgiew, Cotugno

Franco Foda (Sturm-Trainer): "Natürlich war die Ausgangsposition vor dem Spiel besser, aber im Fußball gibt es auch Überraschungen. Wir werden alles versuchen, das Ergebnis noch zu drehen. Aber man muss Realist sein - Kasan hält alle Trümpfe in der Hand. Man darf in der Defensive nicht solche Fehler begehen, wenn man international reüssieren will. Ich wollte frisches Blut in die Mannschaft bringen und bereue meine Entscheidung nicht. Mit dem Spiel nach vorne bin ich aber sehr zufrieden. Aufgrund der dummen Gegentore war es heute in der Halbzeit in der Kabine etwas lauter. Kasan war genauso wie wir sie erwartet haben: Mit den vier Spielern vorne sehr gefährlich und hoher Qualität im letzten Drittel."

Rinat Biljaletdinow (Kasan-Trainer): "Wir betrachten diesen Sieg als Zwischenerfolg, aber wir sind noch kein Favorit. Respekt vor Sturm, sie sind eine gute Mannschaft. Wir konnten die Überzahl nicht gut nützen. Für den Doppeltausch zur Halbzeit gibt es zwei Gründe: Ich wollte keine Gelb-Roten Karten riskieren, außerdem haben wir am Wochenende ein wichtiges Spiel gegen Spartak in Moskau. Wir bleiben jetzt noch zwei Tage in Österreich und fliegen dann direkt nach Moskau zum Spiel."

Michael Madl (Sturm-Kapitän): "Wir hatten zu viele Abstimmungsprobleme. So ist das Ergebnis bitter für uns und die Fans. Drei Gegentore zu Hause sind ein schlechtes Ergebnis, aber wir geben noch nicht auf. Vorher habe ich gesagt, dass wir zwei sehr gute Tage brauchen, um gegen Kasan zu bestehen. Ich glaube, es ist noch etwas möglich, wenn mir einen besonderen Tag haben. Wir müssen den Kopf schnell hochnehmen, am Sonntag wartet ein ganz anderes Spiel."

Simon Piesinger (Sturm-Torschütze): "Die Hoffnung war bis zum Schluss da. Wir haben uns in der Halbzeitpause vorgenommen, nach vorne wie in der ersten Hälfte zu spielen, aber hinten besser zu stehen. Das ist uns leider nicht gelungen. Wir haben drei Tore bekommen, jetzt wird es auswärts ganz schwer. Wir haben um die Stärken Kasans gewusst. Wir haben defensiv einfach zu viele Fehler gemacht."

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