Ein Rapid-Ausflug der besonderen Art

Positive Erinnerung: Im Happel-Stadion bejubelten Steffen Hofmann und Philipp Prosenik (re.) einen überraschenden 2:1-Sieg gegen Villarreal. Ob beide in Spanien spielen, ist offen.
Die Rapidler haben in Villarreal die Chance auf den Gruppensieg, denken aber auch an die Liga.

Die erste Aufregung erlebte die Rapid-Delegation schon bei der Anreise: Extreme Turbulenzen beim Landeanflug auf den Provinzflughafen Castellón sorgten bei einigen Spielern des wieder geschlossen versammelten Kaders für Angstschweiß. Ihre Hemden waren nass wie üblicherweise die Trikots in der zweiten Halbzeit eines Spiels.

Mitgereiste Anhänger stimmten mit einer Portion Galgenhumor schon den Fangesang "Rapid Wien – Lebenssinn" an. Es sollte nicht ihr letztes Statement gewesen sein, die Hütteldorfer treten heute vollzählig und unterstützt von 1700 Fans beim spanischen Top-Klub Villarreal zum fünften Gruppenspiel der Europa League (21.05 Uhr, Puls4, Sky live) an.

Ganz normal – in einem außergewöhnlichen Herbst. Wer hätte gedacht, dass im November nicht mehr gerechnet werden muss, wie noch im Dezember der Aufstieg gelingen könnte? Dass mit vier Gastspielen ohne Niederlage die längste Europacup-Auswärtsserie der Klubgeschichte verteidigt wird? Dass ein Punkt reicht, um schon vorzeitig Platz eins gegen den Vierten der Primera División zu fixieren?

Rotation wegen Altach

Am verrücktesten klingt aber, dass vor dem Wiedersehen mit Villarreal ernsthaft über die Bedeutung der Ligapartie gegen Altach am Sonntag im Happel-Stadion diskutiert wird. "Diesen Luxus haben wir uns erarbeitet", sagt Tormann Jan Novota. "Villarreal und Altach sind gleich wichtig", meint Stefan Schwab, der mit dem U-21-Nationalteam als einziger Rapidler schon einmal eine Autostunde von Valencia entfernt in Villarreal Halt machte.

Heute gibt es die historische Chance auf den Gruppensieg, am Sonntag wartet dann ein Pflichtsieg gegen einen unangenehmen Gegner, um der Austria und Salzburg Konkurrenz bieten zu können. In der Länderspielpause vereinbarten Trainer Zoran Barisic und Sportdirektor Andreas Müller, dass nach dem Aufstieg die nationale Pflicht wieder zum Thema Nummer eins wird. Dass beide Bewerbe nicht mit 100 Prozent zu absolvieren sind, haben die Rapidler mit ihren Ligapleiten schon eindrucksvoll bewiesen.

"Altach ist sehr wichtig", betont Barisic. "Aber das Wichtigste ist immer das nächste Spiel. Wenn wir gegen Villarreal nicht voll bei der Sache sind, kann das gegen diese Klassemannschaft ganz böse enden." Das Trainerteam wird deswegen besonders genau überlegen, welcher Stammspieler eine Pause erhält – und ob die Angeschlagenen (Petsos und Schaub) schon heute ihr Comeback geben sollen.

Immerhin geht es neben den für Österreich nötigen Punkten für die Fünfjahreswertung sowie den UEFA-Prämien um 500.000 Euro extra für Platz eins (der Gruppenzweite erhält 250.000). Am wichtigsten wäre aber der Vorteil bei der Auslosung für die K.-o.-Runde. "Als Erster könnten wir keinen anderen Gruppensieger bekommen", weiß Novota. Wie das mit den acht aus der Champions League dazustoßenden Gruppendritten ist, hat sich aber noch nicht überall herumgesprochen: Die vier besser gewerteten Dritten kommen mit den Europa-League-Leadern in einen Topf, die vier schwächer gewerteten könnten aber auch auf einen Gruppensieger namens Rapid treffen.

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