Es war einmal ein Feindbild: Beric im Porträt

Seine starken Auftritte in den letzten Partien machen den 23-jährigen Slowenen Robert Beric (li.) zum Hoffnungsträger im Duell mit Salzburg.
Gelassen schießt Robert Beric Tor um Tor. Nur Sturm kann den Rapidler aus der Ruhe bringen

Die Beschwerde kam schneller als die Transferbestätigung. Wenige Minuten, nachdem der KURIER online vermeldet hatte, dass Rapid an diesem 3. Juli 2014 Robert Beric von Sturm verpflichten wird, bekam der Autor dieser Zeilen Post. „Beric ist an Idiotie kaum zu überbieten! Mitgliedschaft soeben gekündigt, Abo geht per Post an Absender retour“, schrieb ein erboster Fan, drei Stunden vor dem offiziellen Kauf des Slowenen.

Er war nicht der einzige Rapid-Anhänger, der mit Beric auch die Urteilsfähigkeit von Trainer Barisic und Sportchef Müller in Frage gestellt hat.

Sieben Monate später wählten die Fans (ja, genau die) Robert Beric zum „Rapidler des Jahres“. Obwohl der Stürmer die erste Jahreshälfte noch beim heutigen Konkurrenten Sturm (18.30 Uhr) verbracht hatte. „Das hat mich überrascht. Vielen Dank an die Fans“, sagt der 23-Jährige in mittlerweile gutem Deutsch und lächelt. Beric lächelt überhaupt oft beim KURIER-Gespräch. Manchmal schüchtern, meist verschmitzt. Der Goalgetter wirkt so ausgeglichen, dass er angesprochen auf die übliche Hütteldorfer Hysterie trocken erklärt: „Das ist der Fußball. Einmal bist du oben, dann wieder unten. Ich selbst war nie unruhig.“

Diese Ruhe überträgt sich auch auf das Feld. Während die Grazer als einziges Team noch auf ein Tor von einem ihrer zahlreichen Legionäre warten, hat der vierfache slowenische Teamspieler mit 15 Treffern fast 43 Prozent der 35 Rapid-Tore erzielt. Das ist die höchste Konzentration in der Liga.

Sehr gläubig

Beric ist ein außergewöhnlich gläubiger Spieler. Beim Torjubel geht der erste Gedanke an Jesus, der Gruß immer gen Himmel. „Ich danke Gott dafür, dass ich meinen Traum ausleben kann.“ So wie er vor einem sitzt, erinnert er aber an einen anderen Religionsstifter. In sich ruhend, gütig lächelnd – nur ohne Schmerbauch. Wie ein schlanker Buddha.

Es ist nicht leicht, eine Episode von Beric in Rage zu hören. Nicht einmal, als ihn TV-Experte Pfeffer nach dem mit Schrammen am Schienbein belegten Torraub-Foul von Gebauer „Lügenbold“ nannte. Beric lächelt. „Vielleicht war ich einmal sauer, als ich auf der Playstation verloren habe.“ Wenn die Freundin nach dem Abschluss des Studiums im Sommer zum Blondschopf aus Krsko zieht, dürfte die Laune noch besser werden. Schon heute gibt es Besuch aus der Heimat: Journalisten von der Sporttageszeitung „Ekipa24“ machen sich im Prater ein Bild vom Aufsteiger der Saison.

Aber wie jeder Mensch hat auch Beric eine Achillesferse. Sie dürfte in Graz liegen. Zwei Ligaspiele gegen Ex-Klub Sturm, zwei Tore – aber auch zwei Ausschlüsse. Zum Vergleich: In der gesamten Karriere vor dem Rapid-Transfer wurde Beric ein einziges Mal ausgeschlossen.

Er verrät nur so viel: „Es war gegen Sturm ein wenig emotionaler als sonst für mich.“ Vor dem zweiten Ausschluss hätte ihn vor allem der aufgespießte Sauschädel mit dem Trikot von Mitspieler Kainz aufgeregt: „Was die Fans dort gemacht haben, konnte ich nicht verstehen.“

Sehr teuer

Trainer Barisic ist ein treuer Förderer, fordert aber auch noch zwei Verbesserungen. Die erste wird erraten: „Ich bin mit 1,88 Meter groß genug, muss aber beim Kopfball das Timing und den Druck noch verbessern.“ Die zweite („Meinte er gar nicht das Pressing?“) betrifft den Abschluss mit links. „Stimmt, der ist nicht so gut wie mit rechts. Aber ich übe mit Carsten Jancker intensiv daran.“

Wenn er wirklich noch besser wird, dürfte Beric im Sommer ein unmoralisches Angebot erhalten. Der aktuelle Rekordtransfer (fünf Millionen für Jelavic) dient bei Rapid als Messlatte für den 700.000-Euro-Einkauf.

Und sollte sich Beric dann verabschieden, wird es auch wieder erboste Fans geben. So läuft das bei Rapid.

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