Ein Duell am Balkan elektrisiert die Gemüter

Harter Stuhlgang: Am 14. Oktober 2014 attackierten serbische Fans albanische Spieler auf dem Rasen.
In Elbasan empfängt Albanien heute die Serben zum Rückspiel der im Oktober 2014 abgebrochenen Partie.

Ismail Morina ist in Albanien so etwas wie ein kleiner Held für Nationalisten. Er hat eine eigene Facebook-Fanseite, auf der ihm über 41.000 Fans folgen und auf der er gerne seinen Nationalstolz propagiert. "One love, one feel, one national team. Always red & black", steht da etwa.

Gestern wurde Ismail Morina verhaftet.

Er soll für jene Drohne verantwortlich sein, die am 14. Oktober 2014 während des serbisch-albanischen EM-Qualifikationsspiels in Belgrad eine Groß-Albanien-Flagge übers Spielfeld transportiert hatte. Das Spiel war beim Stand von 0:0 abgebrochen worden, nachdem serbische Fans das Spielfeld gestürmt und albanische Spieler attackiert hatten.

Heute erfolgt in der zentral-albanischen Stadt Elbasan das Rückspiel der beiden Nationen, das aufgrund des Krieges um den Kosovo 1999 so brisant ist. Gästefans sind für das Spiel – wie schon beim ersten Duell – nicht zugelassen. Dem Match sollen jedoch entsprechend einer früheren Vereinbarung zwischen den Ministerpräsidenten etwa 50 serbische Studenten beiwohnen. Um die Berührungspunkte auf ein Minimum zu reduzieren, absolvierte das serbische Team das übliche Abschlusstraining am Mittwoch nicht in Albanien.

Große Nachfrage

Wie groß das Interesse an der Partie ist, zeigen 150.000 Ticket-Anfragen. 12.800 Fans passen in das kleine Stadion. Sie alle müssen beim Einlass ihren Personalausweis vorzeigen und werden mit Metalldetektoren abgetastet. Doch das macht den Fans nichts aus: So mancher bietet bis zu 500 Euro, um doch noch eine Karte für das Spiel seines Landes zu bekommen, in dem das durchschnittliche Monatseinkommen bei 295 Euro liegt. Ein Fan hat sogar sein Auto im Tausch für ein Ticket angeboten. Bei Ismail Morina hätte er vielleicht noch eine bekommen: Der hatte bei seiner Festnahme in Tirana 36 Tickets für die Partie bei sich. Und zwei Pistolen.

Sportlich geht es in Gruppe I nur noch für Albanien um viel: Serbien steht mit nur einem Punkt am Tabellenende, nachdem die UEFA dem Verband als Strafe für organisatorische Verfehlungen im Abbruch-Spiel drei Punkte abgezogen und der internationale Sportgerichtshof CAS die Partie auch noch als 3:0-Sieg für Albanien gewertet hatte. Die Albaner wollen zur EM fahren und haben sogar noch eine Mini-Chance auf den Gruppensieg.

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