EURO 2016: Der hohe Preis der Sicherheit

Die Kosten für Security und Polizei steigen auf eine Milliarde Euro.

Mit den Attentaten auf die Redaktion von "Charlie Hebdo" am 7. Jänner wurden Sicherheitsfragen für die Organisatoren der EM 2016 in Frankreich zum primären Thema. Die jüngsten Anschläge haben die Lage verschärft.

Schließlich hat es schon einmal gezielte Anschlagspläne auf weltberühmte Fußballer bei einem Spiel in Frankreich gegeben, wie der englische Autor Adam Robinson 2002 in seinem Buch "Terror on the Pitch" enthüllte. Demnach hatte eine Gruppe von islamistischen Terroristen im Netzwerk von Osama Bin Laden während der WM in Frankreich 1998 den Plan, mit gestohlenen Ordner-Uniformen und gefälschten Akkreditierungen beim Spiel England gegen Tunesien in den Innenraum des Stadions von Marseille zu gelangen. Einer sollte sich mit Torwart David Seaman in die Luft sprengen, einer den Stürmer Alan Shearer erschießen. Außerdem wollten sie eine Bombe auf die englische Bank und eine weitere in die englische Fankurve werfen. Später berichtete ein führendes Al-Kaida-Mitglied, Bin Laden habe persönlich die zu tötenden Spieler ausgewählt, darunter David Beckham. Kurz vor der WM gelang es dem französischen Geheimdienst, die Gruppe zu verhaften.

5000 neue Polizisten

Grundsätzlich ist der Staat bei einem solchen Großereignis für die Sicherheit verantwortlich. Stadien, Teamquartiere und Schiedsrichter fallen in die Verantwortung der Organisatoren, den Außenbereich übernimmt der Staat, die Fanzonen sollen von Privatfirmen gesichert werden. Auf 408 Millionen Euro werden allein die Kosten für die privaten Sicherheitsdienste geschätzt. Gleich nach den Attentaten wurde der Sicherheitsetat um 600 Millionen Euro erhöht. Es sollen 8500 Personen mehr zum Einsatz kommen, darunter 5000 neue Polizisten. Vor vier Jahren belief sich in Polen und der Ukraine der Sicherheitsetat auf 400 Millionen Euro.

Sieben bis acht Millionen Besucher werden bei der EM in Frankreich erwartet. 51 Spiele werden in zehn Städten binnen 31 Tagen stattfinden. Eine Million Eintrittskarten sind schon verkauft, nach der Auslosung am 12. Dezember werden die restlichen 800.000 Tickets für die Fans der 24 teilnehmenden Teams erhältlich sein.

Problemzone

Die Sicherheitskosten bei Sport-Großereignissen sind in den vergangenen Jahren extrem angestiegen. Eine Zäsur gab es 2002. Nach den Anschlägen von 9/11 waren die Olympischen Winterspiele in Salt Lake City die ersten im Hochsicherheitstrakt. Die Sommerspiele in Peking 2008 und die Winterspiele von Sotschi 2014 waren fast unter totaler Kontrolle.

Laut einer Studie des "International Centre of Sport Security" wachsen die Sicherheitskosten für Großveranstaltungen um durchschnittlich siebzig Prozent. 1992 in Barcelona waren noch 48 Millionen Euro für die Sicherheit von Olympia ausgegeben, 20 Jahre später, in London 2012, waren es schon 1,48 Milliarden Euro.

Das Problem liegt aber nicht so sehr in den abgeschotteten und bewachten Sportstätten. Es sind die "weichen Ziele", die nur schwer zu bewachen sind. Die Menschen auf dem Weg ins Stadion oder auf dem Heimweg, die Menschen bei den "Public Viewings". So fand der Anschlag in Atlanta 1996 in der Partyzone im Olympiapark statt. Die Gefahr liegt also oft nicht im Stadion, sondern auf der Straße. Beim Boston-Marathon explodierte eine Bombe in der Nähe des Ziels, sie tötete drei Menschen und verletzte fast 300.

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