Dortmunds Gastspiel bei einem Mythos

Heißer Tanz: Dortmunds Lukasz Piszczek (rechts) und Liverpools Divock Origi kämpften letzte Woche um jeden Zentimeter.
Dortmund muss in Liverpool zumindest ein Tor erzielen, um aufzusteigen.

Es ist ein Lied von einem harten Weg ("When you walk through a storm, hold your head high and don’t be afraid of the dark") und einem glücklichen Ende ("At the end of the storm, there is a golden sky"). Das Lied heißt "You’ll never walk alone" und ist die Vereinshymne des FC Liverpool. Wenn 40.000 Fans im Stadion an der Anfield Road die Hymne anstimmen, bekommen nicht nur die hartgesottensten Fans Gänsehaut. Und so mancher Gegenspieler ist mit weichen Knien aus dem Kabinengang gekommen.

Der FC Liverpool ist längst ein Mythos. Aber einer, der schon seit Jahren nicht mehr mit Erfolgen untermauert wird. 2005 hat der Traditionsklub seinen letzten Titel geholt – damals immerhin die Champions League mit einem denkwürdigen Erfolg gegen AC Milan.

Denkwürdig war auch der vorletzte Titel, der Sieg im UEFA-Cup-Finale gegen den spanischen Klub Alaves, in dem neun Tore fielen und Liverpool 5:4 dank eines golden Eigengoals gewonnen hat.

Denkwürdig ist auch der letzte Titel vor den Europacup-Erfolgen. Für die letzte Meisterschaft muss man sich bis ins Jahr 1990 zurückerinnern können.

Troublemaker

Wie der Klub hat auch die Stadt viel von ihrer Bedeutung eingebüßt, nicht aber an emotionaler Außenwirkung. Liverpool ist aufgrund der vielen irischen Einwanderer die am stärksten katholisch geprägte Stadt Englands. Liverpool war am Höhepunkt des British Empire die wichtigste Hafenstadt. Margaret Thatcher wollte Liverpool in den 80er-Jahren dem geordneten Verfall übergeben. Die berühmtesten Söhne der Stadt singen von der Hoffnung, dass alle Sorgen einmal weit weg sind. Die Beatles in "Yesterday": "All my troubles seem so far away."

Das erinnert irgendwie an die Vereinshymne des FC Liverpool. 2013 erschien das Buch "Read or Dead" über einen Trainer namens Bill Shankly. Dieser gilt als der Mann, der in den 60er-Jahren an der Anfield Road aus einem Zweitligaverein einen Mythos machte. Shankly ließ ein Schild mit "This is Anfield" im Kabinengang anbringen – um Gegner einzuschüchtern und das eigene Team zu stärken. Es soll zeigen: Das ist unser Reich, hier gibt es nichts zu holen. Die Liverpool-Spieler berühren das Schild vor jeder Partie.

An Shankly wird jeder Liverpool-Trainer gemessen. Auch Jürgen Klopp. Shankly soll beim Training Grasbüschel ausgerissen haben und beim Essen danach mit dem Besteck Spielzüge simuliert haben. Auch Klopp gilt als akribischer Arbeiter und emotionaler Trainer – er war es in seinen sieben Jahren in Dortmund und ist es seit letztem Jahr in Liverpool.

In der Europa League kommt heute Dortmund zum Rückspiel in die Heimat des Mythos. Liverpool reicht nach dem 1:1 vom Hinspiel ein torloses Remis zum Aufstieg ins Semifinale.

Liverpool hat in 15 Europacup-Duellen gegen deutsche Klubs an der Anfield Road noch nie verloren.

"This is Anfield."

LiverpoolDortmund (21.05 Uhr, live Puls 4, Sport 1, Sky Sport und SRF zwei, Hinspiel 1:1)

Schachtar DonezkSC Braga (21.05 Uhr, in Lwiw, Hinspiel 2:1)

Sparta PragVillarreal (21.05 Uhr, Hinspiel 1:2)

FC SevillaAthletic Bilbao (21.05 Uhr, Hinspiel 2:1)

Semifinale
Auslosung: 15. April
Spieltermine: 28. April und 5. Mai

Finale
18. Mai in Basel

Die letzten Sieger
2015 FC Sevilla
2014 FC Sevilla
2013 FC Chelsea

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