Dragovic: "Rapid? Das ist ein kleines Derby"

Geballte Faust: Dragovic will auch in Wien gegen Rapid jubeln.
Aleksandar Dragovic fühlt sich in Kiew wohl und freut sich aufs Europa-League-Gastspiel in Wien.

Seit seinem Wechsel vom FC Basel zu Dynamo Kiew Ende Juli ist Aleksandar Dragovic der teuerste Fußballer Österreichs. Neun Millionen Euro hat der Klub aus der ukrainischen Metropole in die Schweiz überwiesen. Wie es ihm in der 2,8-Millionen-Einwohner-Stadt geht, erzählt Dragovic dem KURIER.

KURIER: Sie sind bereits seit zwei Monaten in Kiew. Wie gefällt es Ihnen in der Ukraine?

Aleksandar Dragovic: Noch besser als erwartet. Viele denken automatisch negativ, wenn ein Spieler in den Osten wechselt. Aber seit dem ich hier bin und alles kennengelernt habe, weiß ich, dass Dynamo Kiew ein Weltklub ist. Riesengroß und top organisiert. Genau das wollte ich immer. Ich fühle mich hier sehr wohl.

Haben Sie schon Ihre eigene Wohnung?

Ja, im Zentrum von Kiew. Aber wir verbringen auch viel Zeit im Trainingszentrum des Klubs, dort habe ich ein eigenes Zimmer.

Kennen Sie schon alle Sehenswürdigkeiten in der Stadt?

Leider nicht. Wenn man alle drei Tage ein Spiel hat und vor jeder Partie einkaserniert wird, bleibt nicht allzu viel Zeit. Aber meine Kollegen Domagoj Vida und Ognjen Vukojevic haben mir schon die schönsten Ecken in der Stadt gezeigt. Beide sind kroatische Nationalspieler, mit ihnen verbringe ich auch viel Zeit.

Sie haben mit Kiew nach zehn Partien neun Punkte Rückstand auf Tabellenführer Charkiw. Wie beurteilen Sie die aktuelle sport­liche Situation?

Optimal gestartet sind wir nicht, das stimmt. Wir haben fünf neue Spieler bekommen, nicht alles kann von heute auf morgen funktionieren. Auch an unserer Chancenauswertung müssen wir dringend arbeiten, aber wir haben eine Top-Mannschaft.

Während Sie in der Europa League spielen, hat sich Basel nach Ihrem Transfer für die Champions League qualifiziert. So wie die Austria. Haben Sie deshalb Ihren Wechsel einmal hinterfragt?

Keine Sekunde. Ich freu’ mich für Basel und die Austria. Aber ich kann nur an meine Zukunft denken. Für meine Entwicklung war dieser Schritt sehr wichtig.

In der Europa League gab es für Ihr Team zum Auftakt eine Niederlage gegen Genk. Auch für Sie eine Überraschung?

Ich wusste, dass Genk stark und kompakt ist, weil ich bereits im Vorjahr mit Basel gegen sie gespielt habe. Die Partie ist in die Hose gegangen, ich habe leider nicht gespielt, weil mir der Trainer eine Pause gönnen wollte.

Wie läuft die Zusammenarbeit mit Trainer Oleg Blochin?

Gut, er ist eine riesige Persönlichkeit. Das Training leitet zum Großteil aber sein Assistent Sergeij Rebrow. Der hat lange bei Tottenham und West Ham gespielt und kann perfekt Englisch.

Nächsten Donnerstag treffen Sie mit Kiew in Wien auf Rapid.

Das ist schon ein kleines Entscheidungsspiel, weil beide Teams gewinnen müssen. Für die Zuseher wird das sicher eine interessante Partie und ein offener Schlagabtausch.

Als Ex-Austrianer müssten Sie doch doppelt motiviert sein.

Stimmt. Ich war 14 Jahre bei der Austria. Das ist mein Herzensklub, dem ich viel zu verdanken habe. Ich hoffe, dass ich irgendwann wieder das violette Dress tragen darf. Ich bin jetzt bei Kiew, aber trotzdem wird das ein kleines Derby für mich.

Sie haben eine negative Derby-Bilanz gegen Rapid: vier Niederlagen, drei Siege und zwei Remis.

Dann muss ich diese Bilanz eben ausgleichen. Ich freue mich riesig, nach Wien zu kommen.

Auch wenn Sie von den Rapid-Fans vielleicht mit einem Pfeifkonzert empfangen werden?

Man weiß, dass die Rapid-Fans heißblütig sind. Aber ich respektiere sie. Sollten sie mich auspfeifen, wäre das ein zusätzlicher Ansporn.

Kiew hat im Sommer fast 50 Millionen für neue Spieler ausgegeben. Sie sind mit Ihrem Team für viele der klare Favorit.

Für mich stehen die Chancen 50:50. Wir haben sicher individuell mehr Klasse. Fast nur Nationalspieler wie die Kroaten, Veloso aus Portugal oder Jarmolenko aus der Ukraine. Aber auf dem Platz gewinnen nicht die Namen.

Aleksandar Dragovic wurde am 6. März 1991 in Wien geboren. Mit sechs Jahren begann er im Nachwuchs der Austria mit dem Fußball. Sein Debüt in der Bundesliga feierte er mit 17 Jahren. Im Jänner 2011 wechselte er für eine Ablöse von einer Million Euro zum FC Basel, wo er prompt Stammspieler und drei Mal in Serie Schweizer Meister wurde. Von der Spielern der Schweizer Super League wurde er zum besten Verteidiger der Saison 2011/’12 gewählt.

Die UEFA nominierte ihn für das Allstar-Team der Europa-League-Gruppenphase.

Im Juli 2013 wechselte er für eine Ablösesumme von neun Millionen Euro von Basel zu Dynamo Kiew, dem Rekordmeister der Ukraine und der ehemaligen Sowjetunion. Beim Traditionsklub hat er einen Fünfjahresvertrag bis 2018 unterschrieben.

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