Reale Millionenspielerei

Bei einem Umsatz von 604 Millionen Euro hat Real Madrid Schulden in der Höhe von 602 Millionen.

Stolz präsentierte Florentino Pérez auf der Mitgliederversammlung die erfreulichen Zahlen von Real Madrid. Der amtierende Champions-League-Sieger erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2013/2014 einen Umsatz von 603,9 Millionen Euro.

"Diese Zahlen werden von keiner Sportinstitution der Welt erreicht", sagte Pérez stolz. Nach Schätzung von Forbes ist Real mit 3,44 Milliarden Dollar (2,646 Milliarden Euro) die finanziell wertvollste Sportinstitution der Welt. "Wieso sollte man unsere Arbeit infrage stellen, wenn wir von der ganzen Welt bewundert werden? Sogar in Harvard wird Real Madrid studiert", erklärte der Bauunternehmer auf der Versammlung. Dennoch stand ein Vertreter der Fan-Vereinigung "Valores del Madridismo" (Werte des Madridismus) auf und sagte: "Wir haben vielleicht mehr eingenommen als je zuvor, aber wir haben auch mehr ausgegeben denn je. Uns sollten doch auch die Schulden bekümmern, die sich auf 602 Millionen belaufen."

Drei Gegenstimmen

Reale Millionenspielerei
epa04410157 Real Madrid's President, Florentino Perez (L) delivers a speech next to a huge screen displaying a historic photo of late Argentinian soccer legend Alfredo Di Stefano during the club's general meeting at the IFEMA conference and exhibition centre in Madrid, Spain, 21 September 2014. EPA/ALBERTO MARTIN
Florentino Pérez kanzelte den Kritiker ab: "Von Zahlen verstehen Sie nichts. Sie verwechseln Passiva mit Schulden. Wir haben Nettoschulden von 71,5 Millionen Euro, und sie sinken weiter. Darum verehrt man uns in der ganzen Welt." Das Budget wurde bei nur drei Gegenstimmen angenommen. Zumal die Zahlen von Real Madrid auch Glaubenssache sind: Weil der Klub ein "gemeinnütziger Sportverein" ist und keine Aktiengesellschaft, ist die Transparenz enden wollend.

Trotz des Champions-League-Siegs und der damit verbundenen Einnahmen sollen sich die Schulden letzte Saison von 541 Millionen Euro auf 602 Millionen Euro erhöht haben. Gläubiger sind vor allem Banken (75 Millionen), öffentliche Kassen, Zulieferer sowie sonstige Kreditgeber und sogar andere Vereine – wegen gestundeter Ablösesummen.

122,5 Millionen gab Real im Sommer für neue Stars aus (James, Kroos, Navas), die zum größten Teil aber durch Verkäufe (Di Maria, Morata, Xabi Alonso) refinanziert wurden, so dass nur ein Transferminus von 8,5 Millionen Euro entstand. In elf Jahren Pérez gab Real Madrid 1,45 Milliarden Euro für Stars aus, verkaufte aber nur um 639 Millionen. Das ist ein Transferminus von 814 Millionen Euro. Pérez war von 2000 bis 2006 Präsident von Real Madrid und ist es seit 2009 wieder. Der 67-Jährige ist seit 1997 Präsident des Baukonzerns ACS (160.000 Beschäftigte, 38 Milliarden Euro Umsatz). Mit einem geschätzten Privatvermögen von 1,9 Milliarden schien er 2007 erstmals auf der Liste des US-Magazins Forbes auf.

Di Maria verkaufte er im Sommer an Manchester United. Der Argentinier war zwar sportlich gut, aber zu wenig Star und Leiberlverkäufer. Ein Drittel der Real-Einnahmen kommt aus dem Merchandising, ein weiteres Drittel aus den TV-Rechten, der Rest aus Eintrittsgeldern, Werbung und Sonstigem.

Nun braucht Real Geld, um das traditionsreiche Estadio Santiago Bernabéu zu modernisieren. Dabei steht der traditionsreiche Name der Arena zur Disposition: Santiago Bernabéu war der legendärste Präsident des Klubs (von 1943 bis 1978). Sein Nach-Nachfolger Pérez steht offenbar in Verhandlungen mit der International Petroleum Investment Company aus dem Golfstaat Abu Dhabi, einer Firma der dortigen Königsfamilie. Die soll in 20 Jahren 500 Millionen Euro überweisen für die Namensrechte am Abu-Dhabi-Santiago-Bernabéu-Stadion. Oder so ähnlich. Pérez sagte, es sei noch keine Entscheidung gefallen: Es gebe zehn Bewerber.

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