Die Austria zwischen Anspruch und Wirklichkeit

Vor dem Gastspiel beim Letzten in Wr. Neustadt suchen die Violetten den Weg aus der Krise.

Man hätte eigentlich Werbung in eigener Sache machen wollen. Unmittelbar nach dem Altach-Spiel startete der Vorverkauf für das Derby gegen Rapid. Doch daran dachten die Austria-Fans noch nicht, sie schimpften auf ihre Spieler, deren Leistung und auf Sportdirektor Thomas Parits.

Spätestens nach dem sonntäglichen Besuch einiger (teils vermummter) Fans beim Training ist klar, wie ernst die Lage bei den Veilchen ist. Ein Fanklub-Verantwortlicher rief gar am Nachmittag Kapitän Manuel Ortlechner an, um sich unter zwei Ohren auszusprechen. "Es wurden immerhin einige Missverständnisse aus der Welt geschafft. So gesehen war das positiv." Völlig zu Recht irritiert zeigten sich die Spieler aber über die Vermummung mancher Fans bei dem Gespräch.

Seit dem grandiosen Meisterjahr ist viel passiert beim Wiener Traditionsklub. Selbst Meistermacher Peter Stöger hatte während der Saison Dinge vorausgesehen, die in Folge tatsächlich eintraten, als er schon in Köln weilte. Nenad Bjelica hatte zu Beginn keinen leichten Stand, weil er stets mit Stöger verglichen wurde. Dennoch gelang der Einzug in die Gruppenphase der Champions League, der der Austria Rekordeinnahmen bescherte.

In der Kritik

Parallel dazu musste aber Bjelica dem Aufsichtsrat nach einem 1:1 gegen Innsbruck Rede und Antwort stehen. In einem Sky-Interview meinte Bjelica kürzlich, es hätte die Rückendeckung der sportlichen Führung gefehlt. "Egal, wie der Trainer heißt. Wenn dieser keine Unterstützung bekommt, wird er es schwer haben. Solange Spieler die Macht haben, vor allem zwei, wird die Austria nicht besser sein. Da kann der Trainer auch Mourinho heißen."

Die Austria zwischen Anspruch und Wirklichkeit
05.02.2014 Wien , Pressekonferenz der Bundesliga Thomas Parits (Vorstand Sport FK Austria Wien) Copyright Agentur DIENER / Philipp Schalber
Eine heftige Anschuldigung, die Sportvorstand Thomas Parits vehement zurückweist. "Das sieht er nicht richtig, das stimmt nicht. Bei uns führt immer noch der Trainer die Mannschaft, er erhält immer unsere Rückendeckung. Spieler haben bei uns die gleiche Macht wie bei anderen Teams auch."

Bjelica meinte vor allem Kapitän Ortlechner und dessen Stellvertreter Markus Suttner. Ortlechner zeigte sich über die Aussagen des Ex-Trainers sehr verwundert und empfindet das Verhalten als stillos. "Es ist unfair. Er hat mich bis zum Schluss nicht gegen sich gehabt, im Gegenteil, ich habe immer zu vermitteln versucht."

Als Sportdirektor hätte wohl Parits rechtzeitig darauf achten müssen, dass der Graben zwischen dem Trainer und der Mannschaft trotz der großen internationalen Erfolge nicht zu groß wird. Am Ende war nämlich nichts mehr zu kitten.

Ein mentaler Knoten

Die Austria zwischen Anspruch und Wirklichkeit
APA19647212_02082014 - WIEN - ÖSTERREICH: (v.l.), Hannes Aigner (Altach), Mario Leitgeb (Austria), Felix Roth (Altach) am Samstag, 02. August 2014, während der Fußball tipico Bundesliga Begegnung, 3. Runde, zwischen FK Austria Wien und Cashpoint SCR Altach in Wien. FOTO: APA/HANS PUNZ
Im Hier und Jetzt hat sich die Austria mit alten Problemen herumzuschlagen. Gesucht wird nach der Lösung, wie der Knoten platzen könnte. "Die Lage ist alles andere als aussichtslos", gibt Ortlechner den Optimisten. "Derzeit müssen wir eben alles erzwingen." Nur ein Tor in drei Spielen, zwei Punkte gegen drei Aufsteiger – so lautet die ernüchternde Bilanz der Veilchen.

"Das Selbstvertrauen kommt nur durch Siege", weiß Parits. "Der Druck kommt in dieser Situation von selbst. Wir dürfen jetzt nicht die Nerven verlieren." Er selbst auch nicht, immerhin wurde er am Samstagabend von den Fans lautstark zum Rücktritt aufgefordert. "Damit muss man im Fußball leben. Das ist das Geschäft." Parits ortet bei der Mannschaft eine Blockade, "die man aber schnell lösen kann, wenn man ein Erfolgserlebnis hat. Vor allem in der Offensive ist eine Verunsicherung spürbar."

Am Samstag gastiert man beim Letzten in Wiener Neustadt. Mit dabei sein sollte der israelische Neuzugang Omer Damari.

Die wichtigsten personellen Veränderungen bei der Austria im Überblick:

Austria Wien kooperiert ab sofort mit Heinrich Bergmüller, dem ehemaligen Trainer von Österreichs Ski-Superstar Hermann Maier. "Die Zusammenarbeit beinhaltet drei zentrale Punkte, nämlich Fitness, Regeneration und Ernährung", betonte Austrias Athletik-Coach Martin Mayer.

"Zur Umsetzung unserer Spielphilosophie bedarf es eines optimalen körperlichen Levels. Wir haben uns entschlossen, in diesen Bereich zu investieren, um das Trainerteam bestmöglich zu unterstützen", erklärte Thomas Parits, der Sportvorstand der Favoritner am Dienstag in einer Vereinsaussendung.

Für Bergmüller ist "das größte und wichtigste Thema" der Zusammenarbeit mit der Austria "jenes der Regeneration. Je besser die Grundlagen-Ausdauer eines Spielers ist, desto schneller kann er regenerieren. Da sind die richtigen Inhalte von großer Bedeutung", betonte der Konditionstrainer, der aus seinen Erfahrungen mit Fußball-Profis ein eigenes Konzept entwickelt hat.

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