Didi Kühbauer: Ein Europäer von Rang und Namen

Der WAC-Trainer erinnerte sich an seine Zeit als Spieler und die schönsten Momente im Europacup.

Das Europa-League-Spiel gegen Dortmund (21:05 Uhr, live ORFeins und Sport 1) war binnen kürzester Zeit ausverkauft. Erstmals in der Klubgeschichte spielt der WAC überhaupt Europacup, und dann kommt noch ein Klub aus einer der Topadressen des europäischen Fußballs nach Kärnten. Trainer Dietmar Kühbauer hat in seiner ersten vollen Saison den Verein auf den fünften Platz geführt, was einen Startplatz im Europacup bedeutet hat. Schon bei seiner ersten Trainerstation hat er die Admira erst zum Aufstieg und dann zu Platz drei und somit in den Europacup geführt.

Aber nicht nur als Trainer ist der 44-Jährige ein überzeugter Europäer. Die emotionalen Highlights, an die er sich als Spieler erinnern kann, sind einigermaßen zahlreich: Er hat im Dress der Admira, von Rapid, Real Sociedad San Sebastián und Mattersburg im Europacup gespielt, mit Wolfsburg immerhin im UI-Cup. Die größten Erfolge hat er mit Rapid gefeiert.

Brüssel 1996

"Auch wenn wir traurig waren, dass wir verloren haben: Es geht nichts drüber, als österreichischer Verein ein Europacup-Finale zu erreichen." Passiert ist das Ganze am 8. Mai 1996 in Brüssel. Rapid hat das Endspiel im Europacup der Cupsieger gegen Paris SG 0:1 verloren. Es war dies der vierte und letzte Finaleinzug eines österreichischen Klubs.

Lissabon

Auf dem Weg ins Finale verlor Rapid im Oktober 1995 im Achtelfinale in Lissabon gegen Sporting 0:2. Im Rückspiel rettete sich Rapid durch ein Tor von Stumpf in der 90. Minute in die Verlängerung, in der die Grün-Weißen noch zwei Tore geschossen haben. Kühbauer: "Das war genial. Sporting war klar besser, aber mit dieser Begeisterung und den Leuten im Rücken haben wir uns über die Runden gerettet."

Champions League

Als Meister schaffte Rapid 1996 gegen Dynamo Kiew ("eines unserer besten Spiele, und die Kabine war eingerichtet wie ein Salon mit gemütlichen Fauteuils") den Einzug in die Gruppenphase mit Fenerbahçe Istanbul, Juventus und Manchester United. Kühbauer: "Die Mannschaft von Manchester war damals eine der besten, die Stimmung im Stadion ist sowieso genial. Aber was mich auch beeindruckt hat, war die Geräuschkulisse bei Fenerbahçe. Wenn die damals schon ein Dach gehabt hätten, wär’s wahrscheinlich weggeflogen."

Bologna

"Keine schöne Erinnerung, aber eine bleibende." Nach dem 3:0 in der Südstadt lag die Admira am 12. Dezember 1990 in Italien im Achtelfinale des UEFA-Cups nach 90 Minuten 0:3 zurück. Trainer Ernst Weber brachte Kühbauer in der 91. Minute, in der 100. Minute sah er vom Deutschen Karl-Heinz Tritschler Rot. "Ich und die Schiedsrichter. Aber der war tendenziös, wollte uns schwächen. Er wurde danach aus dem Verkehr gezogen und hat nur noch ein Europacupspiel gepfiffen."

Brüssel 1990

"Mit der Admira im Viertelfinale gegen eine Mannschaft voller belgischer Teamspieler, das war schon was." Admira schied gegen Anderlecht aus. In Runde eins gab Kühbauer am 27. 9. 1989 mit 18 Jahren daheim gegen AEL Limassol sein Europacup-Debüt.

Prag

In der ersten Runde des UEFA-Cups gewann Real Sociedad gegen Sparta 4:2. "Ein ganzer Bus Mattersburger ist damals nach Prag gekommen und hat danach gefeiert." Die Spanier schalteten danach Dinamo Moskau aus und scheiterten an Atlético Madrid.

Krakau

"Erstmals im Europacup, das war Wahnsinn." Die Burgenländer scheiterten 2006 knapp mit 1:1 daheim und 0:1 auswärts gegen Wisla.

Mattersburg

2007 kam man über Aktobe aus Kasachstan hinweg und spielte gegen Basel. "Das Hinspiel war ein Riesenfight." Atan sah Rot (8.), Mattersburg ging in Führung, verlor aber 1:2. Daheim vergab Mörz bei 0:0 einen Elfer, Basel siegte 4:0.

"Es wäre der größte Fehler, wenn wir mutlos in die Partie gehen würden." Für WAC-Trainer Dietmar Kühbauer ist die Rollenverteilung beim Schlager gegen Dortmund klar: "Du hast gegen Salzburg damals mit Kampl und Mané vorsichtig sein müssen, aber Dortmund steht noch zwei bis drei Klassen drüber." Beeindruckend nach dem Trainerwechsel von Klopp auf Tuchel ist auch die hohe Zahl der absolut schnellen Spieler. Kühbauer: "Sie wollen jetzt das Spiel mehr kontrollieren, haben mehr Ballbesitz. Aber wenn sich die Chance bietet, dann geht noch immer die Post ab."

Die Deutschen sind Favorit auf den Aufstieg, aber seine Kärntner sollen ihre Haut so teuer wie möglich verkaufen. "Das muss doch für jeden Spieler ein Traum sein, dass man sich in einem vollen Stadion gegen solche Spieler messen kann."

Es ist ein Duell zweier Fußball-Welten: Auf der einen Seite der kleine Verein aus der nur 25.000 Einwohner zählenden Stadtgemeinde im Lavanttal, der nur über ein Budget von 6,5 Millionen Euro verfügt. Auf der anderen Seite der achtfache Deutsche Meister und Champions-League-Sieger von 1997, dessen Kader alleine mehr als 300 Millionen Euro wert ist.

Für Dortmund ist es der Beginn einer neuen Zeitrechnung, für Trainer Thomas Tuchel die erste Bewährungsprobe. Gleich zum Saisonstart steht der BVB unter Zugzwang: Ein Scheitern in der dritten Qualifikationsrunde der Europa League könnte die zuletzt verspürte Aufbruchstimmung drücken. "Es ist Druck auf dem Kessel", gab Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke zu. Im Wissen um die hohe Erwartungshaltung verzichtete auch Tuchel auf Understatement: "Wir sind der Favorit und wollen mit aller Macht in die Gruppenphase."

Nach vier Jahren in der europäischen Königsklasse muss Dortmund diesmal mit der Europa League vorliebnehmen. Zudem muss der Siebente der Saison 2014/’15 als erster Bundesligist die Sommerpause beenden – zum Leidwesen von Tuchel, der sein Team lieber länger auf die neue Spielzeit vorbereitet hätte. Dennoch überwiegt bei Watzke eine positive Sicht der Dinge: "Wir sind froh, dass wir nach unserer schlechten Hinrunde an diesem Wettbewerb teilnehmen dürfen. Das ist eher eine Belohnung als eine Bürde. "

Zur Freude des Vereinschefs scheint die Abnabelung von Ex-Trainer Jürgen Klopp schneller als erwartet gelungen zu sein. In den letzten Tests gegen den FC Luzern (4:1) und den Champions-League-Finalisten Juventus Turin (2:0) bewies der Revierklub jedenfalls vielversprechende Frühform.

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