Ein totaler Neubeginn in Stuttgart

Neuer Trainer, alter Hoffnungsträger: Armin Veh führte den VfB Stuttgarter 2007 zur letzten deutschen Meisterschaft, nun ist er zu den Schwaben zurückgekehrt.
Der VfB holte mit Armin Veh nicht nur den letzten Meistertrainer zurück.

Der VfB Stuttgart wirkt derzeit wie eine Baustelle. An vielen Ecken wird gewerkelt und umgestaltet. Während auf dem Trainingsgelände gerade das neue Nachwuchsleistungszentrum des deutschen Bundesligisten entsteht, hat der Verein auch personell einiges verändert.

Der ehemalige deutsche U-21-Nationaltrainer Rainer Adrion ist als Sportlicher Leiter für die U17- bis U23-Teams zurückgekommen, um die Talentförderung wieder anzukurbeln. Und nicht zuletzt sorgte die Rückkehr von Meistertrainer Armin Veh nach dem Beinahe-Abstieg der vergangenen Saison für ein wenig bessere Stimmung. Nun plant der VfB jedoch weit Grundlegenderes: die Ausgliederung seiner Profiabteilung in eine Kapitalgesellschaft.

Diese Strukturreform, von Präsident Bernd Wahler als "ganz zentrales Projekt" bezeichnet, soll den Einstieg von Investoren ermöglichen und den Klub nach der jüngsten sportlichen und finanziellen Talfahrt dank größerer Wettbewerbsfähigkeit wieder dahin führen, wo er sich selbst sieht: nach oben.

Ausgliederung

"Das Wichtigste ist, dass wir uns über diese strukturelle Veränderung frisches Kapital zuführen könnten", sagte Wahler kürzlich der Stuttgarter Zeitung. Der VfB sei 2007 unter Veh der letzte eingetragene Verein gewesen, der deutscher Meister wurde, erklärte er. "Und die Wahrscheinlichkeit, dass das bald wieder ein e.V. schafft, halte ich dann doch für eher gering." Wahler weiß aber auch, dass sich manches Mitglied aus der Angst vor Fremdbestimmung und Traditionsverlust heraus schwertut mit der geplanten Neuerung.

Rückkehrer Veh hat sich in der Frage bereits festgelegt. "Die Ausgliederung wird aus meiner Sicht unabdingbar sein, sonst werden wir es schwer haben. Das bedeutet aber nicht, dass man seine Tradition aufgibt", sagte er.

In der Konkurrenz mit finanzstarken Klubs wie Bayer Leverkusen oder dem VfL Wolfsburg sieht Veh gerade für Traditionsvereine wie den VfB die Gefahr, auf Dauer abgehängt zu werden, wenn sie sich nicht neu aufstellen.

Als positives Beispiel nennt er den Branchenprimus Bayern München, der ebenfalls auf starke Investoren setzt. "Der FC Bayern ist auch nicht verkauft worden. Heute geht es ihm auch deshalb so gut, weil er diesen Weg damals eingeschlagen hat", erklärte Veh. Ein Hickhack wie zuletzt beim Hamburger SV, dessen Profiabteilung jetzt eine Aktiengesellschaft ist, wollen die VfB-Bosse aber vermeiden.

Statt Erfolgen wie bei den Bayern bestimmten in Stuttgart zuletzt Sparzwänge den Alltag. Sportvorstand Fredi Bobic konnte noch so oft auf die überschaubaren Mittel für Neuzugänge verweisen – die Fans machten den Absturz in den Tabellenkeller besonders an seiner Personalpolitik fest. Mit Investoren würden sich jedoch gerade mit Blick auf personelle Verstärkungen neue Perspektiven auftun.

Klubboss Wahler hatte 2013 nach seiner Wahl bekräftigt, dass er den VfB wieder in der Champions League sehen will. Die Ausgliederung der Profis soll den entsprechenden Schub geben.

Mit Martin Harnik, Florian Klein und Raphael Holzhauser befinden sich drei Österreicher im Kader des VfB Stuttgart. Aber noch ist völlig unklar, wer beim Saisonstart am 24. August in Mönchengladbach zum Einsatz kommen wird.

Teamspieler Martin Harnik (27) befindet sich seit Anfang Mai in der Reha nach einer Schulteroperation, die Heilung verläuft aber positiv. Raphael Holzhauser (21) wurde letzte Saison an Augsburg verliehen – seine Zukunft in Stuttgart ist ungewiss. Der 1,93 Meter große Hüne kam in Augsburg selten zum Zug, im linken Mittelfeld erhielt er mit Adam Hlousek (25) von Nürnberg noch weitere Konkurrenz. Neuzugang Florian Klein muss sich in der rechten Verteidigung gegen den Japaner Gotoku Sakai (23) durchsetzen.

Auch in der zweiten Mannschaft von Stuttgart tummeln sich einige Österreicher. Mit Francesco Lovric (18), Kapitän des U19-Nationalteams, Verteidiger Philipp Mwene (20) und Mittelfeldspieler Markus Obernosterer (24), Neuzugang vom Regionalligisten Wattens, hoffen drei Talente auf baldige Einsätze in der Bundesliga. Vorerst müssen sie sich aber noch in der dritten Liga beweisen.

Kommentare