Der Fußball steht im Zeichen der Terrorangst

Betreten verboten: Die Türk-Telekom-Arena in Istanbul musste zwei Stunden vor dem Derby Galatasaray – Fenerbahçe geräumt werden.
In Istanbul wurde das Derby abgesagt, in Frankreich wird für die EM-Endrunde aufgerüstet.

Man kennt Lukas Podolski als Frohnatur und Spaßvogel, der nie um einen flotten Sager verlegen ist. Doch die aktuellen Ereignisse in seiner neuen fußballerischen Wahlheimat Türkei stimmen auch den ewigen Optimisten nachdenklich. "Man muss jetzt gut überlegen, wie es weitergehen soll", erklärte Podolski gegenüber der Bild, "bei dem, was hier passiert ist."

Die Terroranschläge der vergangenen Tage in Ankara und Istanbul sorgen für Unbehagen und Unsicherheit. Am Sonntag musste kurzfristig das Stadtderby zwischen den Istanbuler Fußballklubs Galatasaray und Fenerbahçe abgesagt werden. Die "Sorgfalt nach den Vorfällen, die in den letzten Tagen in unserer Stadt passierten", hatte die Sicherheitsbehörden zu diesem Schritt veranlasst. Die Zeitung Hürriyet berichtete darüber, dass drei Anhänger der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) Selbstmordattentate auf die Zuschauer geplant hätten. "Die Anspannung in der Stadt war spürbar", erzählte Podolski.

Normalzustand

Der österreichische Volleyballer Thomas Zass hat zwar kein "mulmiges Gefühl, aber herausfordern tu’ ich es auch nicht". Der Tiroler spielt seit dieser Saison für Adana Toros – als vor zehn Tagen in Ankara eine Bombe explodierte und 37 Menschen in den Tod riss, befand sich der 26-Jährige mit seiner Mannschaft gerade in der türkischen Hauptstadt. "Die Explosion hat man auch bei uns im Hotel noch gehört", erzählt Zass.

Trotzdem ist die Terrorgefahr bei den Teamkollegen kein großes Gesprächsthema. "Es ist leider der Normalzustand, es gibt immer wieder Anschläge", sagt der Tiroler. "Nach zwei, drei Tagen gehen die Menschen hier wieder ins Einkaufszentrum und auf die Straßen und alles nimmt seinen Lauf."

Nach der aktuellen Anschlagsserie will man freilich nicht so einfach zur Tagesordnung übergehen. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan traf sich am Montag mit Vertretern der Süper Lig, aus Sicherheitsgründen könnten Geisterspiele drohen.

Ausnahmezustand

Auch bei der Fußball-EM in Frankreich können Spiele unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden. Dann etwa, "wenn wir ein Spiel wegen der Terrorgefahr in eine andere Stadt verlegen müssten", erklärt UEFA-Turnierdirektor Martin Kallen. Nach den Anschlägen im vergangenen Jahr in Paris wurde das Sicherheitskonzept noch einmal überarbeitet.

Während der EURO wird in Frankreich der Ausnahmezustand herrschen. "Wir nehmen das Thema sehr ernst", sagt EM-Chef Jacques Lambert. Allein die Sicherheitskosten belaufen sich auf eine Milliarde Euro. Zum Vergleich: Bei der EM 2012 in der Ukraine und in Polen waren dafür noch 400 Millionen Euro veranschlagt.

Kommentare