"Unser Aufstieg soll am besten gar nichts ändern"

Karl Daxbacher
Karl Daxbacher führte St. Pölten in die Bundesliga und startet gegen seinen Herzensklub Austria.

Mit dem offiziellen Saisonziel "Klassenerhalt" startet Aufsteiger SKN St. Pölten in die Saison. "Intern sind die Spieler aber sehr optimistisch. So wie letztes Jahr", erzählt Trainer Karl Daxbacher vor dem Auftakt gegen seinen Herzensklub Austria.

KURIER: Sie waren insgesamt 21 Jahre bei der Austria. Wie emotional wird das Wiedersehen?

Karl Daxbacher: Es haben sich natürlich alte Mitstreiter wie der Pirkner Hansi gemeldet. Da versuche ich, Karten zu organisieren. Aber von den Emotionen hat sich das schon gelegt. Das war damals, als ich Ende 2011 rausgeschmissen wurde, noch ganz anders.

Ist es ein Nachteil für den SKN, dass die Austria durch den Europacup besser eingespielt ist?

Ich sehe es als Vorteil, weil wir sie ganz genau beobachten konnten. Außerdem hat die Austria diese Woche mit Dornbirn und Albanien zwei schwere Reisen hinter sich.

Wie hat sich die Bundesliga seit Ihrem Abgang 2011 verändert?

Wenn ich mir nur die Namen anschaue, müsste die Qualität gesunken sein. Aber ich will da nicht vorgreifen, weil es viele junge Spieler gibt, die sich so steigern können, dass das Niveau von damals wieder erreicht wird. Ich hatte ja noch Spieler wie Baumgartlinger, Junuzovic oder Barazite. Bei Rapid und Salzburg sieht es mit den Abgängen seither ähnlich aus.

Was soll sich nach dem Aufstieg aus Liga zwei verändern?

Am besten gar nichts. Wir versuchen, weiter initiativ und offensiv zu spielen. Das soll jeder Gegner spüren. Mit Spielertypen wie Segovia und Thürauer können wir gar nicht kontern. Wenn sie aber offensive Freiheiten bekommen, entfalten sie sich. Ich hoffe, dass wir nicht noch zurückrudern müssen, weil es sich nicht ausgeht.

Das größte Talent im Kader ist David Stec. Er spielte gleich oft rechter Flügel wie rechter Verteidiger. Wo liegt seine Zukunft?

Um in der Karriere weit nach oben zu kommen, hätte er als rechter Verteidiger mehr Möglichkeiten. Da ist wie bei Florian Klein: Der war ein Offensiver, aber ich habe ihn als rechten Verteidiger gesehen. Nur dort war es möglich, dass er zum Stammspieler bei einer EURO wird.

Haben Sie sich bei der EURO auch gewundert, wie viele Spieler Sie mitentwickelt haben?

Ja, neben Klein, Baumgartlinger und Junuzovic waren auch Suttner, Okotie und Dragovic bei mir. Nur den Robert Almer will ich nicht dazurechnen, das ist eine Sache der Tormanntrainer.

Wisio und Beichler trainieren mit dem Zweierteam. Verstehen Sie, dass die Spielergewerkschaft von "Mobbing" spricht?

Nein, weil es eine sportliche Entscheidung war, die ich den Spielern schon zum Saisonende mitgeteilt habe. Sie bekommen weiter ihr Profi-Gehalt, haben in ihren Verträgen sogar Punkteprämien für die "Juniors" verankert.

Sie galten lange als "zu weich" für einen Profi-Trainer. Hätten Sie Spieler früher auch zum Zweierteam abgeschoben?

Das ist Vereinslinie, die ich mittrage. Das Problem ist: wenn Spieler dabei sind, die wissen, dass sie keine Chance mehr haben, kommen unterschwellige Meldungen. Dadurch würden andere mit nach unten gezogen. Wisio war zwar immer vorbildlich, aber so ein sportlicher Schnitt muss dann für alle Betroffenen gleich ausfallen.

Letzte Saison gab es in sieben Heimspielen nur zwei Siege. Dann haben Sie begonnen, Auswärtsspiele zu imitieren. Von elf Heimspielen wurden danach zehn gewonnen ...

... deswegen bleibt das so: Wir fahren gemeinsam essen, nehmen Tageszimmer. Und dann fahren wir als Gag mit dem Bus wie die Auswärtsmannschaft ins Stadion.

Sie sind 63 Jahre. Ist St. Pölten Ihre letzte Station?

Das wäre naheliegend, aber man sollte sich nie zu früh festlegen. Der Messi hat auch seinen Team-Rücktritt verkündet und jetzt überlegt er wieder.

Der Titelsammler

Karl Daxbacher wurde am 15. April 1953 geboren und wechselte von Statzendorf 1971 zur Austria. In 14 Jahren schaffte der defensive Mittelfeldspieler elf Titel und ein Europacup-Finale (1978). Seit 2000 wurde der Vater von vier Töchtern mit den neu gegründeten SKN, Austria Amateuren, LASK und wieder St. Pölten sechs Mal Meister. Mit der Austria Cupsieger 2009.

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