Das Schweigen der Bullen

Das Schweigen der Bullen
Nach dem Rücktritt von Ricardo Moniz bleibt die Trainerfrage bei Red Bull Salzburg beim Trainingsauftakt weiterhin ungeklärt.

Donnerstag, 9.43 Uhr, Trainingszentrum Taxham: Niko Kovac und Piet Hamberg, die beiden Assistenten des zurückgetretenen Salzburg-Trainers Ricardo Moniz, bitten zum ersten gemeinsamen Mannschaftstraining beim Doublegewinner.

Der Medienaufmarsch ist beim Salzburger Trainingsauftakt so groß wie seit dem ersten Training unter Giovanni Trapattoni vor sechs Jahren nicht mehr. Sechs Kamerateams, ebenso viele Fotografen und ein gutes Dutzend Journalisten sind gekommen – zu sehen bekommen sie nicht viel, zu hören bekommen sie gar nichts.

In Salzburg herrscht ein absolutes Redeverbot.

Kein Spieler, aber auch keiner der beiden Trainer darf mit den Journalisten sprechen. "Jetzt machen wir uns wirklich langsam lächerlich", meint einer der vielen neugierigen Trainingskiebitze kopfschüttelnd. Ein anderer kommentiert den Maulkorb mit Sarkasmus: "Dann sind wir halt der erste Taubstummen-Verein in der Champions League."

Vakuum

Von der Vereinsführung ist niemand beim Trainingsauftakt. Daher erklärt auch zwei Tage nach dem Rücktritt des Trainers niemand, wie es in Salzburg vier Wochen vor Saisonstart weitergehen soll.

Wenigstens erfährt man, warum die Brasilianer Leonardo, Cristiano und Douglas da Silva nur vom Balkon des Kabinengebäudes dem Treiben ihrer 19 Teamkollegen auf dem Trainingsplatz zuschauen – aber nur aus einer schriftlichen Erklärung.

In Salzburg herrscht ja ein absolutes Redeverbot.

Das Trio absolviert die sportmedizinischen Tests im Red-Bull-Leistungszentrum Thalgau erst, obwohl Montag, Dienstag und Mittwoch dafür vorgesehen waren. Das ist abernicht die einzige Ungereimtheit.

Am Dienstagnachmittag hatte Cheftrainer Moniz völlig überraschend seinen Rücktritt erklärt, nachdem es  einen heftigen Streit mit der neuen medizinischen Abteilung gegeben hatte.

Diese soll die Erlaubnis bekommen haben, direkten Einfluss in die Trainingsplanung  und -steuerung der Profis zu nehmen. Das konnte und wollte sich Ricardo Moniz offensichtlich nicht gefallen lassen, beides gehört ja eigentlich auch zum ureigensten Aufgabengebiet eines Fußballtrainers.

Der neue Cheftrainer wird aber nicht nur mit einer einflussreichen medizinischen Abteilung, die bei Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz hoch im Kurs steht, zusammenarbeiten müssen, sondern es auch mit einem einflussreichen Akademieleiter zu tun bekommen.

Percy van Lierop wird ein besonderes Naheverhältnis zu Mateschitz nachgesagt. Dieser räumte dem Niederländer für einen Nachwuchschef ungewöhnliche Befugnisse ein, mit denen er mittlerweile direkt auf die sportliche Planung der Kampfmannschaft Einfluss nehmen kann.  

Seit dem Winter hat Van Lierop  ein Mitspracherecht bei allen Transfers. Bei der Bestellung  des Cheftrainers   soll der Ex-Trainer des WSV Liezen und des LAZ Stainach den Red-Bull-Boss  nun ebenfalls  beraten.

Spekulationen

Wer dieser werden wird, kann  derzeit  nur geraten  werden. Fix ist nur, dass jetzt  einmal  das Duo Hamberg und Kovac  das Training beim Doublegewinner leitet – vorerst interimistisch bis Samstag.

Vom ersten gemeinsamen Mannschaftstraining gibt es auch Positives zu berichten: Stürmer Alan, der sich Ende August 2011 einen Kreuzbandriss zugezogen hatte, trainierte entgegen der Ankündigung von Ex-Trainer Moniz mit – allerdings nur eine Stunde. Warum der Brasilianer das Training vorzeitig beendet hat, durfte aber niemand erklären.

In Salzburg herrscht ja ein absolutes Redeverbot.

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