Das Happel-Stadion lockt Problem-Fans an

Das 311. Wiener Derby wird ein Nachspiel haben.
Derbys auf der großen Bühne im Prater erfreuen die internationale Hooligan-Szene.

Über die Fanszenen im Fußball wird wohl ewig diskutiert werden. Eines stand bisher außer Streit: Das Happel-Stadion ist der sicherste Ort, um ein Wiener Derby auszutragen. Seit Sonntag ist auch das umstritten. Die Polizei benötigte vier Minuten, um in den violetten Fanblock im dritten Rang zu gelangen – viel zu lange. Nach dem Abschuss der ersten Leuchtrakete in den benachbarten, hauptsächlich von Familien besetzten Sektor, mussten die Polizisten erst aus dem Mannschaftsraum im Erdgeschoß anrücken.

Mittlerweile waren Schlägereien am Zaun des Austria-Blocks ausgebrochen. Dort angekommen, hörten die Sicherheitskräfte auffallend viele Sprachen. Unter die "üblichen Verdächtigen" aus Wien mischten sich viele internationale Fans. Identifiziert werden konnten Ferencvaros-Fans, die mit Rapidlern eine Fanfreundschaft verbindet.

Dabei hatte die Polizei 103 aus Budapest mit zwei Bussen angereiste Fans noch vor dem Stadion abgefangen. Dass dabei – wie von der Polizei kommuniziert – Waffen gefunden wurden, bestreiten mitgereiste Fanbetreuer vehement. Auf jeden Fall fielen dann privat angereiste Ungarn im Stadion negativ auf.

Regelmäßig zu Besuch bei den Grünen sind auch Fans aus Athen und Nürnberg. Einen regelrechten Fan-Tourismus hat es im violetten Lager gegeben. Aus Deutschland, Schweden, der Slowakei, Frankreich, Belgien, Bulgarien und Tschechien wird Besuch von Anhängern gemeldet, die zwischen "erlebnisorientiert" und "gewaltbereit" einzustufen sind.

Der Grund dafür ist – das Happel-Stadion. Während im (abgerissenen) Hanappi-Stadion und der Generali Arena die Fansektoren beim Derby fast gänzlich mit lokalen Anhängern gefüllt sind, gibt’s im Prater genug Platz für alle. "Wir bemerken dieses Phänomen", bestätigt Austrias Sicherheitsverantwortlicher Andreas Trimmel, der an ausgemachte Schlägereien nach dem Spiel denkt: "Vielleicht sollte es mit internationaler Verstärkung eine ,dritte Halbzeit‘ geben."

Ein Insider sagt: "In der internationalen Szene wird der Sonntag als Rückkehr der ,Austria Hooligans‘ gefeiert."

Identifizierte Fans

Aus Österreich stammt Lukas W., den die Austria als Leuchtraketen-Schießer identifizieren konnte. Die an die APA ergangene Information, dass der 23-jährige Austria-Fan Mitglied des verbotenen Nazi-Fanklubs "Unsterblich" sei und Austria-Hausverbot hätte, wurde von Polizeisprecher Hahslinger auf KURIER-Anfrage revidiert: "Das war ein bedauerliches Kommunikationsproblem."

Trimmel sagt zum Leuchtraketen-Schießer: "Er ist uns bisher nur wegen seines losen Mundwerks aufgefallen. Wir haben jetzt ein Hausverbot ausgesprochen und ein österreichweites Stadionverbot beantragt." Ein zweiter bisher identifizierter Übeltäter kommt vom Austria-Fanklub "Fanatics" und hat einen Ordner verletzt. Die Ermittlungen laufen weiter.

Das 311. Wiener Derby in Bildern

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