Der König soll es den Königen richten

Einer gegen alle: Ronaldo werden sich auch heute wieder große Brocken vor die Füße werfen. Real hofft gegen Atlético auf die Künste des Weltfußballers.
Reals Hoffnung gegen Atlético Madrid heißt nach den Ausfällen einmal mehr Ronaldo.

Real Madrid kämpft heute nicht nur gegen den Stadtrivalen Atlético um den Einzug ins Halbfinale der Champions League (20.45, live Puls 4, SRFzwei, Sky), sondern auch gegen den Fluch des Titelverteidigers: Seit 1993 gibt es die Champions League, bislang hat noch nie ein Team den Titel verteidigen können. Davor hieß die Königsklasse im europäischen Klubfußball Europacup der Landesmeister, und dort verteidigte der AC Milan als letzter Klub den Titel (1990).

Real hat im Hinspiel ein 0:0 erreicht und wird aktuell von Personalsorgen geplagt. Denn der Klub muss im Stadtderby auch auf Karim Benzema verzichten, der Franzose fällt mit einer Knieverletzung aus. Der Stürmer hatte sich die Blessur bei der Nullnummer im Hinspiel zugezogen. Neben Benzema fehlen auch die angeschlagenen Gareth Bale und Luka Modric sowie der gesperrte Marcelo.

Optimismus

Der König soll es den Königen richten
Football - Atletico Madrid v Real Madrid - UEFA Champions League Quarter Final First Leg - Vicente Calderon, Madrid - Spain - 14/4/15 Atletico Madrid manager Diego Simeone with Real Madrid manager Carlo Ancelotti before the game Reuters / Paul Hanna
Trainer Carlo Ancelotti hat zwei Optionen, mit den Problemen umzugehen: Ihnen die Stirn zu bieten oder den Kopf einziehen. Der italienische Trainerfuchs wählte unmittelbar vor dem wichtigen Spiel die erste Variante. "Bei Real Madrid gibt es keine Probleme, sondern nur Lösungen. Wir haben immer noch den besten Kader der Welt. Und jeden Tag werden wir durch das Emblem von Real daran erinnert", meint er voller Pathos.

Die Verletzungen lässt er als Begründung oder gar als Ausrede nicht gelten. "Wir hatten auch im Februar viele Verletzungen und sind dennoch auf einem hohen Level geblieben. Das wird uns auch diesmal gelingen", erklärte der ruhige Italiener, der in Madrid nicht mehr unumstritten ist. Pikant an der Situation: Dem 55-Jährigen wurde zuletzt jene Ruhe vorgeworfen, wegen der man ihn einst geholt hatte.

Allerdings: Mit Modric fehlt der Antreiber im Real-Spiel, der im Zentrum gemeinsam mit Toni Kroos die Fäden zieht. Und Flügelflitzer Gareth Bale wird man auch nicht adäquat ersetzen können. "Ich mache mir keine Sorgen. Die Situation ist eine große Herausforderung. Wir spielen daheim vor unserem Publikum. Das Bernabéu wird uns aber den nötigen Impuls geben", fordert der Waliser die Madridistas auf, die Mannschaft zu unterstützen.

Unter Druck

Bei den realen Ausfällen steigt einmal mehr der Druck auf einen: Cristiano Ronaldo. Und der hat bereits 50 Saisontore erzielt. Unterstützung könnte er von James Rodriguez erhalten, der zuletzt beim 3:1-Heimsieg gegen Málaga überragend war. "James war der beste Spieler, er hat unserer Mannschaft viel Qualität gegeben", lobte Ancelotti den Südamerikaner.

Zum Gegner: Atlético-Coach Diego Simeone ist guter Dinge. Wie immer. Und er hat auch guten Grund für seinen Optimismus, denn Real ist zuletzt sieben Mal in Folge sieglos geblieben gegen den Erzrivalen. Der stets emotionale Argentinier kann im Gegensatz zu Ancelotti mit Ausnahme des gesperrten Mittelfeldspielers Mario Suárez aus dem Vollen schöpfen und hofft in der Offensive vor allem auf Griezmann und Mandzukic. Der Franzose (23) und der Kroate (20) haben es in dieser Saison zusammen bereits auf 43 Pflichtspieltore gebracht. Vor allem Mandzukic lieferte sich zuletzt einen harten Kampf mit der Real-Abwehr.

Schon seit Tagen ist Juventus Turin das größte Thema bei allen vier italienischen Sporttageszeitungen. Juventus, genannt die Alte Dame, ist der Hoffnungsträger einer einst stolzen Fußballnation. Juventus ist der letzte italienische Verein, der noch im Konzert der Großen spielt, in der Champions League. 2010 hat mit Inter Mailand der letzte italienischen Verein die Königsklasse gewinnen können. Aber hat Juventus Turin überhaupt das Zeug dazu?

1:0 hat Juventus Turin das Hinspiel im Viertelfinale gegen Monaco gewonnen. Die Wettbüros sehen Juventus auch in Frankreich als leichten Favoriten. Doch Juve-Trainer Massimiliano Allegri warnt vor den starken Franzosen. „Aber wenn wir ein Tor erzielen, wird die Sache leichter für uns.“ Ein frommer Wunsch, denn Monaco hat in dieser Saison in der Champions League erst fünf Gegentore kassiert. In Turin resultierte dieses aus einem sehr fragwürdigen Elfmeter. Aber auch die Juventus-Defensive hat erst fünf Gegentore zugelassen.

Drei Hochzeiten

Die spanische Real-Madrid-Leihgabe Álvaro Morata sagt vor dem Rückspiel: „Mit unserem Teamgeist können wir es überall hin schaffen.“ Daran herrschte wohl im italienischen Verband Zweifel, das Cup-Finale zwischen Juventus und Lazio Rom wurde für den 7. Juni festgelegt. Einen Tag zuvor findet in Berlin das Endspiel der Champions League statt. Erreicht Juventus dieses Ziel, dann muss das Cup-Finale vorverlegt werden. Und schon am Sonntag können die Norditaliener die vierte Meisterschaft in Folge fixieren: Wenn Roma (bei Inter) und Lazio (daheim gegen Chievo) nicht gewinnen, dafür aber Juventus beim FC Turin, hat man bereits sechs Runden vor Meisterschaftsende den Titel verteidigt.

In der Champions League gibt sich Monaco aber noch nicht geschlagen. Dimitar Berbatow, 34-jähriger bulgarische Stürmer der Monegassen, erklärt: „Wir können es gegen Juventus noch immer schaffen. Wir haben eine starke Mannschaft, was wir schon gegen Arsenal bewiesen haben.“ Bei Monaco setzt man Hoffnungen auf ein Comeback von Jérémy Toulalan. Der französische Teamspieler und Kapitän hatte in Italien verletzt gefehlt.

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