Zidane steht schwer unter Druck

Zinedine Zidane (re.): "Wir müssen das Spiel nicht in fünf oder zehn Minuten gewinnen."
Real muss gegen Wolfsburg ein 0:2 aufholen. Wenn nicht, steht das Idol vor dem Aus.

Ballnacht haben sie es genannt in Deutschland. Das 2:0 gegen Real Madrid. Und am Wochenende haben sie gemeint, dass es schwerer sei gegen Mainz zu spielen als gegen Real Madrid. Dem großartigen Erfolg im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League ließ Wolfsburg in der Meisterschaft ein graues 1:1 folgen. "Gegen Real rennt man von ganz alleine und hat mehr Räume. Gegen Mainz, das war ganz schön eng und schwierig", sagte Andre Schürrle.

Trainer Hecking schonte Tormann Benaglio, Rodriguez und Vieirinha, Draxler saß seine Gelbsperre ab.

Die Sensation scheint zum Greifen nah.

Wie es einem im Bernabeu-Stadion ergehen kann, hat nicht zuletzt der große Ernst Happel erlebt. Mit dem FC Tirol war die Trainerlegende 1990 mit großen Hoffnungen nach Madrid gereist, am Ende setzte es ein 1:9-Debakel...

In dieser Saison kassierten gegen Real Madrid im Bernabeu-Stadion La Coruna 5 Gegentore, Espanyol 6, Vigo 7, Sevilla, Bilbao und Eibar jeweils 4.

"Wir sind keine blutigen Anfänger, dass wir da mit feuchten Händen Richtung Madrid fahren", sagte Manager Klaus Allofs. Die Favoritenrolle sieht er trotzdem aber weiter bei den Spaniern. "Unser Gegner steht gehörig unter Druck", für Real sei es von "elementarer Bedeutung ins Halbfinale und dann ins Finale zu kommen".

In Spanien ist schon von Historischem zu lesen. Von 1956 bis 1960 hat es Real Madrid fünf Mal in Folge ins Semifinale des Meistercups geschafft. 2011 bis 2015 hat Real fünf Mal das Viertelfinale in der Champions League überstanden – gegen Tottenham, Apoel Nikosia, Galatasaray, Dortmund und Atletico Madrid. Der sechste Semifinaleinzug wäre Rekord. 2016 heißt der Gegner Wolfsburg, den man mit einer sehr mäßigen Leistung zur Hürde werden ließ. "Um aufzusteigen müssen wir kühlen Kopf bewahren, Geduld haben und versuchen, Fußball zu spielen", sagt der kroatische Mittelfeldspieler Luka Modric. Auch sein Trainer mahnt zu Geduld.

Zinedine Zidane sagte: "Wir müssen das Spiel nicht in fünf oder zehn Minuten gewinnen." Und: "Ein Gegentor würde das Ganze komplizierter machen. Aber es kann natürlich passieren."

Im Gegensatz zu Wolfsburg hat Real die Generalprobe gewonnen – 4:0 gegen Eibar. Aber es war personalbezogen kein richtiger Gradmesser, denn Zidane schonte noch mehr Stammspieler als Hecking. Für die spanische Presse war der Sieg aber kein Grund, um sich zu beruhigen. In El Mundo wurde die Frage gestellt: "Bleibt Zidane, wenn Madrid gegen Wolfsburg ausscheidet?" El Pais will wissen, dass Zidane seinen Schützlingen erklärt habe, dass sein Vertrag auf dem Spiel stehe. Der 43-jährige Franzose übernahm im Jänner den Job.

Nach dem 0:2 in Wolfsburg gab es aus England schon erste Nachfolgespekulationen. Der Mirror berichtete, dass man sich bei Real ernsthaft damit beschäftigen soll, Jose Mourinho wieder zurückzuholen.

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