Ein Champion steht im Eck

epa03836051 Italian forward of Milan, Mario Balotelli sits on the pitch during the Italian Serie A soccer match between Hellas Verona and AC Milan at Bentegodi stadium in Verona, Italy, 24 August 2013. EPA/VENEZIA
AC Milan zittert um die Teilnahme an der Eliteliga.

Wenn die Gegenwart keine rosige Zukunft verspricht, dann bleibt oft nur der Blick in die Vergangenheit: Il Club più titulato al mondo blinkt es demonstrativ und trotzig auf der Homepage von AC Milan, der Klub mit den meisten Titeln und Auszeichnungen der Welt also.

Einmal ganz davon abgesehen, dass der Verein ein falsches Selbstbild zeichnet – Juventus etwa hat in Italien mehr Meisterschaften gewonnen und Real Madrid öfter Landesmeisterpokal bzw. Champions League – so ist dieser Slogan derzeit auch ungefähr so zeitgemäß wie ein Telefon mit Wählscheibe.

Von Ruhm und Glanz ist wenig übrig bei AC Milan: Mit insgesamt 16 Teilnahmen und drei Finalsiegen seit Bestehen der Champions League zählt der Klub zwar zum Inventar der Eliteliga, heuer müssen die Mailänder aber ernsthaft um die Aufnahme in den Kreis der Champions bangen. Nicht nur der ehemalige niederländische Milan-Legionär Mark van Bommel prophezeit vor dem Qualifikationsrückspiel gegen PSV Eindhoven (Hinspiel 1:1). „Es wird sehr schwer für Milan.“

Der Liga-Auftakt in der Serie A bestätigte nur die Einschätzungen Van Bommels. Beim 1:2 gegen Aufsteiger Hellas Verona präsentierte sich Milan über weite Strecken dermaßen desolat, dass die italienischen Gazetten bereits einen lauten Abgesang auf den Traditionsklub anstimmten. „Die Rossoneri hatten in der Ära Berlusconi immer den Stolz, mit den Besten Europas mithalten zu können – wenn nicht mit der Klasse, so doch immer vom Charakter her. Jetzt verlieren sie auch gegen den Tabellenletzten, weil sie weder Klasse noch Charakter besitzen“, kritisierte schonungslos die Repubblica.

Geldquelle

Das Duell mit Eindhoven ist für die Mailänder ein Alles-oder-nichts-Spiel. Nicht nur, dass der Verein die Einnahmen aus der Champions League fix eingeplant hat, der 18-fache italienische Meister ist auch dringend auf die europäischen Millionen angewiesen, seit Silvio Berlusconi den Spaß an seinem einstigen Lieblingsspielzeug verloren hat. Der Magnat hatte im letzten Vierteljahrhundert die Superstars und Erfolge von Milan finanziert, heute hat der verhaltensoriginelle Politiker andere Sorgen.

Auch deshalb wurde bei Milan bereits eine neue Ära ausgerufen. Die Zeit der klingenden Namen und gut bezahlten Stars ist – mit Ausnahme von Exzentriker Mario Balotelli – notgedrungen vorbei, die Jugend soll, oder besser muss es nun richten. „Baby Milan“ wird der Traditionsklub deshalb bereits spöttisch genannt. Eine Philosophie, die der umstrittene Cheftrainer Massimo Allegri nun vor dem Rückspiel gegen Eindhoven kurzerhand über Bord wirft. Gegen den niederländischen Vizemeister wirft der Coach wieder seine erfahrenen Spieler Nigel de Jong und Robinho in die Schlacht.

Und falls das nicht für die Qualifikation reichen sollte, dann bleibt immer noch der Blick auf den verhassten Stadtrivalen: Inter Mailand steht noch weit schlechter da als AC Milan. Der letzte italienische Sieger der Champions League (2010) ist heuer nicht einmal für die Europa League qualifiziert.

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