Bei Real Madrid hängt der Haussegen schief

Bei Real Madrid hängt der Haussegen schief. Die Meisterschaft scheint nach dem 2:2 gegen Valencia verloren. Die letzte Chance auf einen Titel gibt es in der Champions League. Und dafür müssen die Madrilenen erst einmal den 1:2-Rückstand vom Spiel bei Juventus Turin aufholen.

Beim Heimremis gegen Valencia wurde Iker Casillas ausgebuht. Gerade der Tormann, der seit 1989 beim Verein ist. Auf TV-Bildern war zu erkennen, wie genervt Casillas war, wie er in Richtung Fans schimpfte.

Auch der Trainer-Sessel wackelt, obwohl vor einem Jahr unter Carlo Ancelotti das Jubiläum des zehnten Sieges in der Königsklasse gefeiert worden ist. Der phlegmatische Ancelotti dürfte sich davon aber nicht aus der Ruhe bringen lassen. "Wir müssen ruhig bleiben, wir werden unsere Möglichkeiten bekommen", wurde der 55-Jährige nicht müde zu betonen. Wie im Viertelfinale gegen Atlético Madrid würde ein 1:0-Heimsieg für den Aufstieg reichen. Der 76-fache Champions-League-Torschütze Cristiano Ronaldo ist immer für einen Treffer gut, zudem könnte Karim Benzema sein Comeback geben. Der Franzose trainierte nach seiner Knieverletzung bereits mit der Mannschaft und dürfte auf der Bank Platz nehmen.

Kroos ist fit

Luca Modric fehlt im Mittelfeld als Stratege. An seiner Stelle lieferte in Turin Innenverteidiger Sergio Ramos eine schwache Vorstellung ab. Toni Kroos hingegen kann spielen, die gegen Valencia erlittene Hüftverletzung des deutschen Weltmeisters ist abgeklungen. Real will die Gäste vor allem im Spiel gegen den Ball in Bewegung halten. "Wir müssen die Zeit für Juve richtig langsam vergehen lassen", meinte Außenverteidiger Carvajal.

Die "Bianconeri" könnten für den ersten Finaleinzug einer italienischen Mannschaft seit fünf Jahren sorgen. Inter Mailand krönte diesen 2010 mit dem Titelgewinn. Selbst in einem Endspiel der Königsklasse stand Juve vor zwölf Jahren, damals wurde Real im Halbfinale aus dem Bewerb gekickt.

Juventus reiste ausgeruht nach Madrid. Beim 1:1 gegen Cagliari liefen die bereits als Meister feststehenden Turiner mit einer B-Elf ein. Den Treffer schoss Paul Pogba. Der nach seiner Oberschenkelverletzung wieder genesene Franzose könnte in Madrid in die Start-Elf zurückkehren. "Der Verein hat seit zwölf Jahren kein Spiel von dieser Bedeutung bestritten, aber ich denke, dass wir die Erfahrung und das Selbstvertrauen dazu haben", sagt Trainer Massimiliano Allegri. Sein Team müsse eine "fast perfekte" Vorstellung abliefern, um zu bestehen.

Fünferkette

Viel Arbeit kommt gegen Ronaldo und Co. sicherlich auf die weiß-schwarze Abwehr zu. Diese hat in der Champions League in den jüngsten drei Auswärtsspielen kein Gegentor zugelassen. Gianluigi Buffon stand bereits 2003 im Gehäuse, als sich Juve gegen Real mit dem Gesamtscore von 4:3 durchsetzte, im italienischen Finale aber im Elferschießen an Milan scheiterte. Vor dem Torhüter dürfte Juve nun eine Fünferkette aufbauen. Im Angriff scheinen Carlos Tevez und Ex-Real-Profi Alvaro Morata nach ihren Toren in der Vorwoche gesetzt.