Wohlfahrt krempelt die Wiener Austria um

Franz Wohlfahrt (li.) verpflichtete Thorsten Fink (Zw. v. r.) als neuen Cheftrainer.
Schlafentzug beim Sportdirektor: "Dieser Job ist mit nichts vergleichbar, das ich vorher gemacht habe."

Wenn Franz Wohlfahrt über die letzten viereinhalb Monate berichtet, ist von "enormem Schlafentzug" die Rede. Seit 16. Jänner ist der ehemalige Teamtorhüter bei der Wiener Austria als Sportdirektor am Ruder. "Kleine Details" wollte Wohlfahrt nach seiner Bestellung bearbeiten. Umgekrempelt hat er in den vergangenen Wochen aber so einiges.

"Dieser Job ist mit nichts vergleichbar, das ich vorher gemacht habe. Aber mir war bewusst, dass viel zu tun ist", betonte Wohlfahrt. Nicht nur die Suche nach dem Nachfolger von Gerald Baumgartner auf dem Cheftrainersessel beschäftigte den 50-Jährigen intensiv. Die Scouting-Abteilung der Violetten wurde gänzlich umgestellt, mit dem FAC soll darüber hinaus ein Kooperationspartner in der Ersten Liga gefunden sein.

Dass die Saison für den vorerst bis 2018 amtierenden Sportdirektor mit dem Schlusspfiff des Cup-Finales in Klagenfurt nicht zu Ende ist, steht fest. Die Austria muss ihren Kader neu aufstellen. Neo-Trainer Thorsten Fink soll sein Team beim Trainingsstart am 22. Juni bereits zur Verfügung haben.

Neuzugänge

Nach ÖFB-Teamkeeper Robert Almer (31) und dem nigerianischen Stürmer Lary Kayode (22) wurde mit dem kroatischen Ex-Teamspieler Ognjen Vukojevic (31) ein Routinier für die Defensive geholt. Zudem wurde am Freitag die Verpflichtung des israelischen Mittelfeldmanns Roi Kehat bestätigt. Admira-Verteidiger Richard Windbichler (24) dürfte folgen.

Kayode und Kehat stehen sinnbildlich für die neue Ausrichtung der Austria. Als Chefscout wurde Gerhard Hitzel, der ehemalige Leiter der ÖFB-Trainerausbildung, verpflichtet. Der 67-Jährige soll für die Favoritner aber nicht um die Welt jetten. "Wir wollen uns in den für uns interessanten Märkte positionieren. Wir haben dort Partner, denen man vertrauen kann", setzt Wohlfahrt auf seine Kontakte. Er nannte diesbezüglich neben Israel auch Tschechien, Slowakei, Brasilien oder Kolumbien: "Wir sind ein weltoffener Verein.

Nachwuchsarbeit

Mit Fink sollen Transfers abgesprochen werden wie dies schon im Fall Vukojevic passiert ist. Der ehemalige Basel-Trainer soll wie in der Schweiz eine schlagkräftige Mannschaft aufbauen und dabei auch den violetten Nachwuchs fördern. "Unser Konzept sieht vor, dass wir ein, zwei Spieler pro Jahr aus der Akademie in den Profi-Kader bringen", berichtete Wohlfahrt. Mit Fink habe diesbezüglich "die Chemie von Anfang an gepasst".

Um den in der Regionalliga Ost engagierten Nachwuchs auf Einsätze in der höchsten Spielklasse vorzubereiten, wird die Austria auch einen Partner in der zweithöchsten Spielklasse bekommen. Mit den Verantwortlichen des dem Abstieg gerade noch entronnenen FAC wird es Montag einen Termin geben. Dabei soll auch abgeklärt werden, welche Akteure in der kommenden Saison bei den Floridsdorfern spielen könnten.

"Win-Win-Situation"

"Das wäre eine Win-Win-Situation für beide Klubs. Der Sprung von der Regionalliga in die Bundesliga ist für unsere Talente ansonsten zu hoch", meinte Wohlfahrt. Geplant sei auch, Spieler an andere Bundesligisten zu verleihen. Dies war zuletzt beispielsweise bei Ismael Tajouri der Fall, der im Sommer von Altach zurück nach Wien kommt.

Der 21-jährige Offensivmann soll jene Dynamik mitbringen, die auch Fink in seinem künftigen Team sehen will. Der Deutsche setzt auf schnelle Kräfte im Sturm und an den Flügeln, wie er bei seiner Antrittspressekonferenz betonte. Mit Akteuren wie dem 54-fachen Internationalen Vukojevic soll aber auch der richtige Mix aus Jugend und Routine gefunden werden.

Auf Wohlfahrt wartet in den kommenden Tagen und Wochen jedenfalls noch das eine oder andere Telefonat. "Eines ist klar: Ich gehe nach dem Cupfinale nicht in den Urlaub", scherzte der Austria-Sportchef. Der Nachfolger von Thomas Parits will über den Sommer hinaus noch die eine oder andere Baustelle bearbeiten: "Denn alles wieder auf richtige Spur zu bringen, ist nicht möglich in so kurzer Zeit."

Die Wiener Austria treibt die Kaderplanung für die nächste Saison weiter voran. Der Tabellensiebente der abgelaufenen Saison verpflichtete am Freitag den israelischen Mittelfeldspieler Roi Kehat. Der 23-jährige israelische Teamspieler unterzeichnete nach der positiven Absolvierung der medizinischen Tests einen Vierjahresvertrag. Über die Ablösemodalitäten wurde Stillschweigen vereinbart.

Kehat war zuletzt in seiner Heimat für Hapoel Ironi Kirjat Schmona tätig. Der Klub wurde Vizemeister, auch dank Kehat, der in der vorletzten Runde einen Hattrick erzielte. Kehat steht im Kader für Israels EM-Qualifikationsspiel am 12. Juni gegen Bosnien-Herzegowina, wartet aber noch auf seinen ersten Teameinsatz.

"Mit Roi Kehat haben wir einen jungen Spieler unter dem Gesichtspunkt der Forcierung des Spielaufbaus, der Kreativität, des letzten Passes zum Torabschluss sowie des Torabschlusses selbst für uns gewonnen", erklärte Austrias Sportdirektor Franz Wohlfahrt. "Er kann sowohl aus der Achter- als auch aus der Zehner-Position heraus agieren. Roi ist schnell und auch torgefährlich, darüber hinaus top fit."

Kehat ist der vierte Verpflichtung der Wiener nach Goalie Robert Almer, Stürmer Lary Kayode und Defensivspieler Ognjen Vukojevic.

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