Rapid gewinnt das 317. Wiener Derby

Goldtorschütze: Tomi
Tomi erzielt nach Fehler des Austrianers Grünwald den einzigen Treffer des Spiels.

Selten war ein Derby so einseitig und doch bis zum Schluss spannend. Rapid vergab Chance um Chance und siegte letztlich durch ein Tomi-Tor (nur) mit 1:0.

Während bei der Austria ein Fehlpass von Vance Shikov schon in der ersten Minute die Verunsicherung nach vier sieglosen Partien verdeutlichte, startete Rapid dominant. Stefan Schwab schoss mit dem schwächeren rechten Fuß – ein Zeichen, dass die Zögerlichkeit der letzten Wochen mit fünf Partien ohne Erfolg Vergangenheit sein sollte (2.). Doch die Genauigkeit im Abschluss fehlte. Sowohl bei einem Kopfball von Louis Schaub (10.) als auch beim zweiten Versuch von Schwab (15.).

Rapid gewinnt das 317. Wiener Derby
ABD0096_20160417 - MARIA ENZERSDORF - ÖSTERREICH: (v.l.), Srdjan Grahovac (Rapid), Christoph Martschinko (Austria) im Spiel der Fußball tipico Bundesliga zwischen FC Admira Wacker Mödling und SV Grödig am Samstag, 16. April 2016 in Maria Enzersdorf. - FOTO: APA/HANS PUNZ
Nach der schönsten Kombination der ersten Hälfte über Florian Kainz landete der Ball nach vier Stationen wieder bei Kainz. Der Volley neben das Tor ließ einige der 26.200 Besucher schon einen Treffer bejubeln.

Überragender Hofmann

Eine ebenso gute Möglichkeit vergab der wieder immens einsatzfreudige Kapitän. Mit links schoss Steffen Hofmann nach Kainz-Vorlage drüber (21.). Die Austria konnte nur das Schlimmste verhindern, so wie Lukas Rotpuller, der sich in seinem 100. Ligaspiel in einen Schuss von Kainz warf (31.).

Beim letzten Derby als Gastmannschaft im Prater versuchte die Austria meist über die eigene linke Seite gefährlich zu werden. In Tornähe kamen die Violetten aber nur nach Standardsituationen. Kevin Friesenbichler, der beim 2:1-Sieg der Austria im Herbst den Super-Joker gespielt hatte, stürmte von Beginn an. In Verlegenheit kam die umgebaute Rapid-Abwehr (Mario Sonnleitner nur Ersatz) kaum. Die Hütteldorfer liefen mehr, wirkten bissiger – und konterten nach einem Ballgewinn. Wieder war es Schwab, der das Tor verfehlte (44.). Mit der letzten Aktion vor der Pause setzte Tomi einen Kopfball neben das Tor von Teamkeeper Robert Almer.

Rapid gewinnt das 317. Wiener Derby
ABD0083_20160417 - MARIA ENZERSDORF - ÖSTERREICH: (v.l.), Florian Kainz (Rapid), Fabian Koch (Austria) im Spiel der Fußball tipico Bundesliga zwischen FC Admira Wacker Mödling und SV Grödig am Samstag, 16. April 2016 in Maria Enzersdorf. - FOTO: APA/HANS PUNZ
Die Austrianer retteten sich also in die Halbzeit, Chancen von Durchgang eins können beim besten Willen nicht erwähnt werden. Die gab es erst, nachdem der starke Linksverteidiger Stephan Auer das Lattenkreuz getroffen hatte (50.). Einen Konter schloss Marco Meilinger ab, Richard Strebinger konnte den Schuss nicht bändigen. Der Nachschuss von Roi Kehat wurde gerade noch geblockt (55.).

Es war die letzte Aktion für den Israeli, Austria-Trainer Thorsten Fink brachte den zuletzt angeschlagenen Larry Kayode als zweite Spitze. Rapid griff trotzdem weiter an und wurde belohnt.

Schaub blockte einen schlechten Befreiungsschlag von Alexander Grünwald. Tomi schaltete am schnellsten und schob den Ball zum hochverdienten 1:0 ins Netz (58.). Der Spanier hat damit bei vier Pflichtspiel-Einsätzen von Beginn an immer getroffen. Und: Rapid traf damit in elf Derbys in Folge. Der Bestwert aus den 80er-Jahren ist damit egalisiert.

Die Austria hatte nur eine Möglichkeit zum Ausgleich – durch einen Kayode-Weitschuss (60.).

Rapid hätte im Konter die Partie längst entscheiden müssen. Doch wie schon beim WAC wurden die besten Möglichkeiten vergeben: durch die Joker Matej Jelic (76.), Philipp Schobesberger (83.) und Stefan Nutz (90.). Egal, Rapid feierte hochverdient eine spanische Fiesta.

SK Rapid Wien - FK Austria Wien 1:0 (0:0)

Wien, Ernst-Happel-Stadion, 26.200, SR Lechner.

Tor: 1:0 (58.) Tomi

Rapid: Strebinger - Pavelic, Dibon, M. Hofmann, Auer - Grahovac, Schwab - Schaub (77. Schobesberger), S. Hofmann (87. Nutz), F. Kainz - Tomi (70. Jelic)

Austria: Almer - F. Koch, Sikov, Rotpuller, Martschinko - Holzhauser, A. Grünwald - Gorgon (70. Venuto), Kehat (57. Kayode), Meilinger (87. Serbest) - Friesenbichler

Gelbe Karten: keine

Bilanzen nach dem 317. großen Wiener Derby

Gesamt: 317 Spiele - 131 Rapid-Siege, 71 Remis, 115 Austria-Siege (Torverhältnis 595:507)

Meisterschaft: 285 Spiele - 120 Rapid-Siege, 68 Remis, 97 Austria-Siege (529:431)

Bundesliga (seit 1974): 162 Spiele - 51 Rapid-Siege, 52 Remis, 59 Austria-Siege (212:216)

Im Happel-Stadion (in Bundesliga): 58 Spiele - 19 Rapid-Siege, 14 Remis, 25 Austria-Siege (76:84)

Zoran Barisic (Rapid-Trainer): "Für uns ist jedes Spiel wichtig. Für unsere Fans ist das Derby natürlich das Wichtigste. Natürlich war die Situation nicht einfach davor. Aber der Unterschied war der, dass das Resultat diesmal gepasst hat, dass es auch an unsere Leistung angepasst war. Das war vorher nicht der Fall. Wir haben auch die Spiele davor dominiert. Das einzige Manko, das wir derzeit haben, sind die letzten 20 Meter vor dem Tor. Wir wissen, dass es noch besser gehen kann."

Barisic über die Titelchancen: "Wir wissen, im Fußball ist alles möglich."

Barisic über Tomi: "Er ist ein guter Spieler, das hat er heute wieder gezeigt. Er hat das entscheidende Tor erzielt. Ich hoffe, dass ihm das für die nächsten Aufgaben noch mehr Selbstvertrauen gibt."

Tomi (Rapid-Stürmer): "Wir haben heute alle zusammen gewonnen. Ich habe lange gewartet auf meine Chance. Jetzt ist sie gekommen. Ich habe auch ein bisschen Glück gehabt. Klar ist es wichtig, dass die Trainer Vertrauen geben. Aber das Wichtigste ist, dass wir heute gegen die Austria drei Punkte geholt haben und weiter drinnen sind in der Meisterschaft."

Thorsten Fink (Austria-Trainer): "Es ist klar, dass es schwer ist, an Rapid in dieser Verfassung noch heranzukommen. Man sieht, dass sie heute die bessere Mannschaft waren. Wir haben ein bisschen verhalten und ängstlich gespielt. Die beste Chance im Spiel hatten aber wir, bevor dann das Tor gefallen ist. Das war ein Glückstor meiner Meinung nach. Vorher hatten sie eigentlich keine Chancen, zumindest keine großen. Wir sind auf dem dritten Tabellenplatz. Heute war das Spiel nicht so gut, aber davor haben wir guten Fußball gespielt. Ich glaube, dass wir am Ende unsere Ziele erreichen. Wir schauen weiter. Heute ist keiner zufrieden. Wenn man ein Derby verliert, geht keiner nach Hause und sagt: 'Friede, Freude, Eierkuchen.'"

Robert Almer (Austria-Torhüter): "Wir haben keine wirkliche Chance herausgespielt. Da ist es schwierig, ein Derby zu gewinnen. Wirklich zwingend vor dem Tor waren wir nicht. Dann muss man so eine Niederlage hinnehmen. Es war ein wichtiges Spiel für uns. Aber es folgen auch noch weitere wichtige Spiele."

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