Salzburg gewinnt spektakulären Schlager gegen Rapid

Viel Verkehr in der Luft: Rapids Terrence Boyd erzielte kurz vor der Pause den Anschlusstreffer. Am Ende setzten sich aber die Salzburger (Ilsanker) durch.
Der überlegene Tabellenführer zwingt Rapid mit 6:3 in die Knie.

Fußball-Galaxien trennen Salzburg und Rapid. 26 Punkte nach erst 25 Runden liegt der Fast- nach dem ersten Sieg im dritten Saisonduell nun schon vor dem Rekordmeister.

Die Wiener holten in der Red-Bull-Arena zwar ein 0:2 und 2:3 auf, kassierten aber trotzdem die fünfte Auswärtspleite in Folge. Salzburg hat hingegen nun neun Ligaspiele in Serie gewonnen und kann schon mit vier Siegen in den nächsten vier Runden den fünften Titel in der neunjährigen Red-Bull-Ära nach den Jahren 2007, 2009, 2010 und 2012 aus eigener Kraft fixieren. Noch wahrscheinlicher ist aber, dass die Salzburger noch schneller Meister werden.

Der sentimentale Bundesliga-Hit, der aufgrund der Salzburger Überlegenheit zumindest in dieser Saison eigentlich gar keiner mehr ist, war eine Achterbahnfahrt für beide Mannschaften.

Rapid versuchte das umzusetzen, was Trainer Zoran Barisic angekündigt hatte: dem Salzburger Pressing ausweichen und selbst aktiv Fußball spielen. Das gelang schon vor der Pause ganz gut. Die Hütteldorfer machten vor immerhin 17.612 Besuchern jedenfalls eine bessere Figur als Ajax Amsterdam in der Europa League.

„Wir waren nicht das Kaninchen vor der Schlange, haben uns nicht versteckt. Das Spiel beweist mir, dass wir gut und auf dem richtigen Weg sind“, meinte Barisic nach dem Spiel, obwohl seine Mannschaft von den letzten acht Bundesligaspielen nur ein einziges gewonnen und nur fünf von 24 möglichen Punkten geholt hat.

Rapid hatte oft den Ball, kam auch oft in die Salzburger Hälfte, doch nicht gefährlich in den Strafraum - im Gegensatz zu den Salzburgern, denen aber anzumerken war, dass mit Ramalho, Ulmer und Alan drei Stammkräfte fehlten.

Schnelle Führung

Aber die Effizienz passte auch bei der 1-B-Elf. Gleich die erste Torchance mündete in die Führung: Ilsanker spielte einen Maradona-Gedächtnis-Lochpass, Soriano schloss lässig mit einem Heber über Rapid-Keeper Novota ab – 1:0 (10.).

Trotz der schnellen Führung bekam Salzburg nicht wirklich einen Zugriff auf das Spiel, dessen Tempo zwar hoch war, aber das zunächst von vielen Fehlpässen geprägt war. Chancen waren in der ersten Hälfte hingegen noch Mangelware.

Salzburg blieb gefährlicher. Der Tabellenführer schoss auch ein Tor, bei dem Assistent Ciochirca - laut der TV-Zeilupe wohl zu Recht - ein Abseits von Mane anzeigte, obwohl er dies von seiner Position gar nicht sehen konnte. Denn auf Ballhöhe befand er sich in dieser Situation nicht.

Vier Minuten später stand es aber dann 2:0. Ilsanker verwertete einen Svento-Freistoß per Kopf, die Rapid-Abwehr wirkte nicht das erste Mal deplatziert (41.).

Kurz vor den Pause stießen dann Gulacsi und Dibon mit den Köpfen zusammen. Der Rapid-Verteidiger musste sofort ausgewechselt werden, der Salzburg-Goalie blieb noch auf dem Platz, obwohl er verwirrt wirkte.

Seine erste Parade nach dem Zusammenstoß verwertete Boyd in der Nachspielzeit per Kopf zum Anschlusstreffer, weil Ilsanker, der allerdings Boyd nicht im Blickfeld hatte, nicht energisch genug verteidigte.

Traumtor

Rapid, das auf den verletzten Burgstaller verzichten musste (den Flügelspieler ersetzt im Teamkader kurioserweise mit dem Salzburger Ilsanker ein defensiver Mittelfeldspieler), war plötzlich wieder im Spiel. Mehr noch: Petsos ließ mit einem Gewaltschuss Ersatzkeeper Walke, der zur Pause für Gulacsi (Gehirnerschütterung) gekommen war, keine Chance - 2:2 (56).

Das Spiel gewann nun von Minute zu Minute an Klasse und noch mehr an Rasse. Salzburg hatte eine Antwort auf den Rapid-Ausgleich: Dieses Mal verwertete Rodnei (oder vielleicht der Rapidler Sonnleitner) einen weiteren Svento-Freistoß per Kopf - 3:2 (58.). Der neuerliche Rückstand demoralisierte die Rapidler aber nicht: Trimmel ließ mit dem nächsten Gewaltschuss Walke keine Chance - 3:3 (66.).

Die Partie wogte nun hin und her - mit dem besseren Ende für den Tabellenführer, der just in der Rapid-Viertelstunde das Spektakel entschied: Zunächst stellte Soriano auf 4:3 (84.). Dabei traf der Spanier Gegenspieler Trimmel unglücklich im Gesicht. Der Rapidler zog sich dabei einen Nasenbeinbruch zu.

Dann erhöhte Kampl nach einem perfekten Konto auf 5:3 (89.). Und schließlich sorgte Soriano mit seinem dritten Treffer in diesem Spiel in der Nachspielzeit noch für den 6:3-Endstand.

Rapid hat uns alles abverlangt. Das Spiel war nicht die feine Kost, hatte aber vieles, was den Fußball so attraktiv macht“, resümierte Salzburg-Coach Roger Schmidt.

Red Bull Arena, 17.612 Zuschauer, SR Harkam

Tore:
1:0 (10.) Soriano
2:0 (41.) Ilsanker
2:1 (45.+4) Boyd
2:2 (56.) Petsos
3:2 (58.) Rodnei (oder Sonnleitner/Eigentor)
3:3 (66.) Trimmel
4:3 (84.) Soriano
5:3 (89.) Kampl
6:3 (95.) Soriano

Salzburg: Gulacsi (46. Walke) - Schwegler, Rodnei, Hinteregger, Svento - Ilsanker - Kampl, Ch. Leitgeb (78. V. Berisha), Mane (78. Lazaro) - R. Zulj, Soriano

Rapid: Novota - Trimmel, Sonnleitner, Dibon (45.+4 Behrendt), Schrammel - Petsos, Wydra - S. Hofmann (81. Starkl), Schaub (86. Alar), Sabitzer - Boyd

Gelbe Karten: Walke, Hinteregger bzw. Behrendt, Trimmel, Boyd

Jonatan Soriano (Salzburg-Dreifachtorschütze): "Heute war sehr viel Emotion dabei. Rapid hat eine gute Mannschaft. Letztendlich freuen wir uns über den wichtigen Sieg und 22 Punkte Vorsprung in der Tabelle. Für mich ist nicht so wichtig, wer die Tore schießt. Viel wichtiger ist, dass wir als Mannschaft Erfolge einfahren. Heute war es sehr schwierig gegen Rapid. Aber es waren wichtige drei Punkte."

Stefan Ilsanker (Salzburg-Torschütze): "Es ist unglaublich, was wir den Fans geboten haben - nicht nur wir, sondern auch Rapid. Es war eine Partie auf höchstem Niveau, kämpferisch und auch spielerisch. Wir sind froh, dass wir noch so deutlich gewonnen haben."

Ralf Rangnick (Salzburg-Sportdirektor): "Das heute war ein sehr intensives Spiel auf hohem Niveau. Mit dem Spiel von Donnerstag (gegen Ajax Amsterdam) macht das richtig viel Spaß, dieser Mannschaft zuzuschauen. Rapid hat uns voll gefordert."

Steffen Hofmann (Rapid-Kapitän): "Es ist sehr bitter. Es war ein tolles Spiel für die Zuschauer. Beide Mannschaften hatten jede Menge Möglichkeiten. Nach dem vierten Tor war das Spiel gelaufen. Schade, dass es so gelaufen ist und am Ende noch so hoch geworden ist."

Salzburg ist und bleibt kein guter Boden für Christopher Dibon. Mit großen Hoffnungen war der Innenverteidiger 2012 von der Admira zu Red Bull gewechselt. In Salzburg fiel Dibon hauptsächlich durch sein Sudern in den Medien auf, weil er nur selten gespielt hatte. Seine (wenigen) Chancen konnte er hingegen nicht nutzen.

Sonntag kehrte Dibon erstmals als Rapid-Spieler nach Salzburg zurück. Gespielt hat der 23-Jährige aber nur knapp eine Hälfte. Kurz vor Pause krachte Dibon mit Salzburg-Keeper Gulacsi zusammen. Dabei zog sich der Verteidiger einen Kieferhöhlenbruch, sein Kontrahent eine Gehirnerschütterung.

Dibon hat aber auch noch ein anderes Problem. Er spielt für Rapid und das ziemlich gerne. Doch es liegt weder in seiner Hand, noch in jener der Hütteldorfer, ob er auch kommende Saison bei den Wienern spielen wird.

Denn bis Sommer 2015 ist Dibon in Salzburg unter Vertrag. Dass er noch einmal für Salzburg spielen wird, ist jedoch unwahrscheinlich.

Dibon selbst macht keinen Hehl daraus, wo er seine Zukunft sieht: "Ich fühle mich bei Rapid sehr gut aufgehoben und habe hier wieder den Spaß am Fußball gefunden. Nach Salzburg habe ich keinen Kontakt mehr."

Ex-Sportdirektor Helmut Schulte hörte vor seinem Abgang von Salzburg-Sportchef Ralf Rangnick, dass im Sommer eine Lösung gefunden werden könnte. Schultes Nachfolger Andreas Müller kündigt an: "Unser Interesse an Dibon ist eindeutig. Aber wir müssen sehen, ob es wirtschaftlich möglich ist."

Gebraucht wird das Rapid-Mitglied in Salzburg nicht. Denn auf seiner Position hat sich mit Ramalho ein Spieler bewährt, der um 16 Monate jünger ist als Dibon. Der Brasilianer hat bewiesen, dass man sich mit Leistung und Geduld auch in Salzburg durchsetzen kann. Sonntag fehlte Ramalho allerdings wegen Leistenschmerzen.

"Eine Entscheidung ist noch keine gefallen", sagt Salzburg-Trainer Roger Schmidt. Diese könnte aber schon bald fallen.

Der Meistertitel ist so gut wie fix, kein Wunder, dass der Fokus der Salzburger auf dem nächsten Gegner im Europacup liegt. "Wir werden uns intensivst mit dem FC Basel beschäftigen", kündigte Trainer Roger Schmidt schon kurz nach dem zweiten Triumph gegen Ajax Amsterdam an.

Der Achtelfinal-Gegner in der Europa-League (13. und 20. März) wurde bereits drei Mal beobachtet. Nach den beiden Europacup-Duellen gegen Maccabi Tel Aviv (0:0 in Israel, 3:0 in der Schweiz) war ein Salzburger Scout am Sonntag beim Super-League-Spiel in Thun (2:2) dabei und sah, wie die Basler in der Schlussphase eine 2:0-Führung verspielten.

Wie schon gegen Tel Aviv zeigten die Basler ihre Kopfballstärke. Sowohl Streller als auch Philipp Degen trafen jeweils per Kopf. Auch die drei Tore gegen Tel Aviv waren Kopfbällen entsprungen.

Sogar mit dem Remis konnte der Titelverteidiger die Tabellenführung ausbauen. Basel liegt nun vier Zähler vor Bern (0:3 in Sion).

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