Boskovic: "Das Team ist das Wichtigste im Land"

In Aktion: Boskovic (li.) kickte für Montenegro gegen Stars wie Gerrard.
Der Ex-Rapidler Branko Boskovic über das Duell von Österreich mit seiner Heimat Montenegro.

Branko Boskovic war erst Anfang der Woche in Wien, ist zum Spiel ÖsterreichMontenegro eingeladen und möchte sich auch noch vom Hanappi-Stadion verabschieden. Mit dem Vertragsende bei Rapid im Sommer ging nach 29 Länderspielen auch die Teamkarriere zu Ende. Zwischen den noch immer andauernden Verhandlungen über einen letzten lukrativen Vertrag nimmt sich der 34-Jährige Zeit für ein KURIER-Interview.

KURIER: Sehen Sie Österreich als Gegner um den dritten Gruppenplatz fürs Play-off? Oder wird in Ihrer Heimat die direkte EM-Qualifikation erwartet?

Branko Boskovic: So wie Österreichs Spieler denken auch wir nur von Spiel zu Spiel. Man hat jetzt in Liechtenstein gesehen, dass wirklich alles möglich ist. Es ist noch zu früh für Rechnungen.

Wie beurteilen Sie das 0:0 in Liechtenstein?

Ein perfekter Start wäre so wichtig gewesen! Andererseits hatten wir in früheren Qualifikationen zu Beginn einen Lauf und sind am Ende eingebrochen. Der Druck, in Österreich zu punkten, ist gestiegen. Das kommt eurem Team sicher entgegen.

Warum ging bei der WM-Qualifikation am Ende die Luft aus?

Der Grund ist der enge Kader. Wir haben nur 15, 16 wirklich gute Spieler, weil das Land nur 620.000 Einwohner hat. Andere können aus 30 wählen, wenn einer verletzt ist. Bei uns ist in engen Partien jede Verletzung ein Problem.

Wer ist heute der Favorit?

Nach der Stärke der Teams würde ich von einem 50:50-Spiel sprechen. Allerdings ist Österreich leichter Favorit, weil das Publikum in Wien bekanntlich sehr laut ist – das ist eine Extra-Hilfe.

Welches der 29 Teamspiele für Montenegro war Ihr bestes?

2007 gegen Ungarn, unser erstes Spiel als unabhängiges Land, war für uns ein historisches Ereignis. Wahrscheinlich war das 2:1 mein wichtigstes Spiel im Team, vielleicht auch mein bestes.

Verbandspräsident Dejan Savicevic ist in Österreich sehr bekannt, Teamchef Branko Brnovic nicht. Welche Bedeutung haben die beiden?

Brnovic ist seit dem Beginn dabei, er war Assistent der Teamchefs Kranjcar und Filipovic. Er hat viel erlebt, ist immer für die Mannschaft da und kennt wirklich jeden Spieler des Landes. Dejan ist eine echte Autorität. Alle jungen Spieler lernen von ihm, weil er mit seiner großen Erfahrung immer Tipps gibt, die dich wirklich weiterbringen.

Sind die Stars Jovetic, Vucinic und Savic für das Spiel von Montenegro entscheidend?

Ich glaube nicht, dass die Drei herausstechen. Sieben, acht Positionen im Team sind wirklich hochklassig besetzt und es kommen sehr gute Junge nach, die bei euch noch nicht so bekannt sind.

Welche Bedeutung hat der Fußball für Ihre Heimat?

Montenegro ist in mehreren Sportarten stark, zum Beispiel im Basketball. Aber die Bedeutung von Fußball ist unerreicht, das ist die Nummer eins. Das Team ist das Wichtigste im Land.

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