Begeisterung um das ÖFB-Team in Laax
Zumindest in Graubünden ist die Welt noch eine heile. An dem Tag, an dem halb Europa gespannt auf den Ausgang der Bundespräsidentenwahl in Österreich wartet, ließ der lokale Radiosender bei den 9-Uhr-Nachrichten mit der Topmeldung aufwarten, dass ein Angler am Wochenende einen Saibling (Namaycush) von acht Kilogramm aus einem See gezogen hat.
Einen ziemlich großen Fisch dürften sich auch die Graubündner Touristiker mit dem österreichischen Nationalteam geangelt haben, das sich seit Sonntag in Laax und Umgebung auf die EM-Endrunde einstimmt. Die österreichischen Spieler scheinen in dieser Gegend mehr Anhänger zu haben als die heimische Schweizer "Nati".
Hohes Ansehen
Der 55-Jährige genießt in dieser Region der Schweiz ein hohes Ansehen und geht für die Einheimischen fast schon als halber Bündner durch. Koller besitzt hier seit Jahren ein Feriendomizil, er kennt die Vorzüge der Gegend und schätzt die Zurückhaltung der Menschen. "In Österreich ist die Euphorie so groß, da hatten wir in Stegersbach teilweise 1800 Leute", erklärt der Teamchef. "Da ist es dann doch schwieriger, konzentriert zu arbeiten."
Viel weniger Fans werden es freilich auch am Donnerstag nicht sein, wenn das ÖFB-Team gegen US Schluein Ilanz ein Testspiel bestreitet, der ORF überträgt ab 17.45 Uhr live und schickt sogar seinen Experten Herbert Prohaska nach Graubünden. Die 700 Karten für die überdachte Tribüne (Eintrittspreis: 25 Franken) sind längst weg, der Klub lässt deshalb sogar eine Zusatztribüne errichten. "Dieses Match ist ein Zuckerl für die Leute hier", sagt Marcel Koller.
Großer Respekt
So froh die Menschen hier über die prominenten Fußballgäste sind, so peinlich war manchen das hundsmiserable Wetter am ersten Trainingstag, an dem viele der österreichischen Teamspieler dicke Wollmützen trugen. "Ab Dienstag wird’s wärmer, versprochen", versichert Präsident Simon Lutz.
Der leicht heisere Teamchef reagierte keineswegs verschnupft auf den nasskalten Empfang in Graubünden. Sondern mit Humor: "Heute haben wir gedacht: ,Damit wir den Rasen nicht spritzen müssen, machen wir die Schleusen auf‘", sagte Marcel Koller. "Außerdem sind wir ja nicht nur Schönwetterfußballer."
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