Guardiola: "Wir sind schon Meister"

Bastian Schweinsteiger und Mitchell Weiser bejubeln den einzigen Treffer des Spiels.
Der Bayern-Coach ist sich des Titels sicher. Am Dienstag geht's im DFB-Pokal-Halbfinale gegen Dortmund.

Pep Guardiola weigerte sich einfach, erst noch die rechnerische Gewissheit und das Wolfsburger Gastspiel in Gladbach abzuwarten. "Wir sind schon Meister", entschied der Trainer nach dem ökonomischen 1:0-Heimsieg des FC Bayern am Samstagabend gegen Hertha BSC. Für den Katalanen war Bastian Schweinsteiger mit seinem goldenen Schuss das Meisterstück gelungen - basta!

Die mathematischen Restzweifel im Promillebereich juckten Guardiola nicht mehr. Auch Hertha-Coach Pal Dardai gratulierte dem deutschen Rekordchampion vorzeitig zur 25. Fußball-Meisterschaft: "Glückwunsch FC Bayern."

Für eine große Feier blieb keine Zeit, denn die hat der Klub des derzeit verletzten ÖFB-Stars David Alaba vor den großen Halbfinalspielen im Cup gegen Borussia Dortmund und der Champions League gegen den FC Barcelona vorerst nicht. Das Timing beim "wichtigsten Titel" (Guardiola) passt in diesem Jahr nicht. "Feiern können wir sowieso nicht. Wir können uns ja nicht abschießen - Dienstag ist wieder ein wichtiges Spiel", betonte Thomas Müller zur Aussicht auf einen Wolfsburger Punkteverlust am Sonntagabend und den damit verbundenen möglichen Titelgewinn daheim auf der Couch.

Guardiola: "Wir sind schon Meister"
Bayern Munich's coach Pep Guardiola gestures during the German Bundesliga first division soccer match against Hertha Berlin, in Munich April 25, 2015 REUTERS/Michael Dalder. DFL RULES TO LIMIT THE ONLINE USAGE DURING MATCH TIME TO 15 PICTURES PER GAME. IMAGE SEQUENCES TO SIMULATE VIDEO IS NOT ALLOWED AT ANY TIME. FOR FURTHER QUERIES PLEASE CONTACT DFL DIRECTLY AT + 49 69 650050
Der Weltmeister bedauerte die gebotene Nüchternheit, mit der die Münchner Vielspieler den 989. Sieg im 1.700. Bundesligaspiel mit den 75.000 Zuschauern im Stadion bejubeln mussten. "Es ist ein bisschen schade, weil diese Meisterschaft so in den Hintergrund rückt, für die man sich das ganze Jahr den Arsch aufgerissen hat", meinte Müller.

Bierduschen, Meisterschale, Jubeltrauben auf dem Platz - all das muss noch ein paar Wochen warten. "Irgendwann werden wir auf dem Rathausbalkon stehen. Und dann werden wir richtig feiern", sagte Kapitän Philipp Lahm zum verabredeten Party-Programm nach dem Saisonfinale im eigenen Stadion gegen den FSV Mainz am 23. Mai.

Jungspunde

"Alles zu seiner Zeit", sagte Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge. Hertha war grauer Alltag, ein Zwischenspiel nach der Porto-Gala und vor dem Emotions-Klassiker gegen Dortmund. Guardiola funktionierte die Partie in einen Tag der Jugend um, schickte Mitchell Weiser (21 Jahre), Gianluca Gaudino (18) und den Bundesliga-Debütanten Sinan Kurt (18) in die Manege. "Das war notwendig, dass der Trainer dem einen oder anderen Spieler eine Pause verschafft", bemerkte Rummenigge.

Und es war ausgerechnet Weiser, der für den einen großen Moment sorgte, den Altmeister Schweinsteiger bei seinem Comeback nach drei Wochen Abstinenz in der 80. Minute mit dem umjubelten Siegestor vollendete. Gleich vier Berliner tanzte Weiser auf dem rechten Flügel ebenso filigran wie energisch aus, bevor er Schweinsteiger - als achtmaliger Meister und bisher siebenfacher Cup-Sieger nun der alleinige deutsche Rekord-Titelsammler - den Ball maßgerecht auflegte. "Es ist einfach schön, dass ich der Mannschaft zum Sieg verhelfen konnte", sagte Weiser strahlend. "Ein Geniestreich von Mitch", lobte Manuel Neuer.

Rekord

Der Welttorhüter hatte davor selbst geglänzt, als er mit einem großen Reflex im Eins-gegen-eins-Duell mit Nico Schulz den Schuss des frei auf ihn zustürmenden Herthaners parierte (54.). So sorgte Neuer für das 21. Saisonspiel ohne Gegentor, womit die Bayern den eigenen Bundesliga-Rekord aus der Saison 2012/13 einstellten.

"Wenn du Manuel Neuer hast, kannst du Großes erreichen", schwärmte Sportvorstand Matthias Sammer nach der Monsterparade. Großes heißt, das Titel-Triple von 2013 unter Jupp Heynckes zu wiederholen. Schon am Dienstagabend (20.30 Uhr/live ARD) geht es wieder um alles oder nichts, wenn Dortmund in München aufkreuzt, letztmals mit Jürgen Klopp als Trainer. Einen Blumenstrauß der Münchner zum Abschied vor Beginn des Pokal-Fights lehnte der Borussen-Coach am Wochenende ab.

"Es ist eine sehr nette Geste, aber wir sind am Dienstag auf Krawall gebürstet und wollen uns nicht mit Blumen weichkochen lassen", erklärte Klopp in typischer Manier nach dem wichtigen 2:0-Heimsieg über Eintracht Frankfurt. Der DFB-Pokal ist die letzte Titelchance der Borussia in dieser Saison. "Man ist natürlich auf Angriffsmodus, das wissen wir", lautete die verständnisvolle Reaktion von Sammer. "Es geht um viel. Dortmund und auch wir wollen nach Berlin. Insofern erwarte ich ein hochklassiges Spiel mit den entsprechenden Emotionen." Also ganz anders als gegen Hertha.

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