Wenn die Freundschaft Pause macht

Blick zurück: Barisic (li.) und Kühbauer vor dem Europacup-Finale 1996.
Bei Rapid – Wolfsberg kommt es zum Trainer-Duell der Freunde Zoran Barisic und Dietmar Kühbauer.

Erstmals verdient die Partie Rapid – WAC die Bezeichnung "Schlager": Der Dritte empfängt den Ersten, der Vorsprung der Wolfsberger von neun Punkten auf die Rapidler sorgt für zusätzliche Brisanz im Prater (16 Uhr).

Wenn die Freundschaft Pause macht
APA19741522-2_09082014 - ALTACH - ÖSTERREICH: WAC Trainer Dietmar Kühbauer am Samstag, 9. August 2014, während der tipico Bundesliga-Begegnung zwischen Cashpoint SCR Altach und RZ Pellets WAC in Altach. FOTO: APA/DIETMAR STIPLOVSEK
An der Linie kommt es zum fünften Trainer-Duell von Zoran Barisic und Dietmar Kühbauer (bisher je zwei Siege). Der 44-jährige Herausforderer und der 43-jährige Tabellenführer sind seit der gemeinsamen Zeit in Hütteldorf (1993–’96) eng befreundet. Es hätte auch anders kommen können, erzählt Kühbauer: "Wir haben uns am Anfang nicht so richtig gewollt. Bis wir mitbekommen haben, dass wir uns sehr ähnlich sind." Extrem ehrgeizig zum Beispiel: "Im Training haben wir uns abgeklopft wie Schnitzel, danach sind wir gemeinsam essen gegangen. Einmal hat mich der Prosenik gefragt, ob wir wirklich Freunde sind."

Heute wird regelmäßig telefoniert. "Aber nicht vor dem Spiel", sagt Barisic, der ebenso wie sein früherer Mittelfeld-Kollege Vater zweier Töchter ist. In einem Team standen sie zuletzt beim Abschiedsspiel der Europacup-Finalisten von 1996 für das Hanappi-Stadion. "Wenn wir gegeneinander spielen würden, hätte ich meine Freud’ mit Zoki. Ich habe ja ein paar Kilo weniger als er."

Die Unterschiede

Unterschiede gibt es vor allem im Spielstil ihrer Mannschaften. Barisic forciert den Ballbesitz mit viel Kurzpass-Spiel, Kühbauer das schnelle Spiel in die Tiefe. Der Rapid-Coach meint: "Didi war als Spieler ziemlich komplett. Er denkt wohl auch als Trainer so, dass er seinen Mannschaften möglichst viele Facetten vermitteln will und nicht nur auf Leidenschaft und schnelles Umschalten zu reduzieren ist."

Der Startschuss der Trainer-Karrieren fiel jeweils bei Amateur-Teams. Dennoch gibt es Differenzen bei der Altersfrage: Kühbauer hat in Wolfsberg die derzeit erfolgreichste und auch älteste Mannschaft der Liga zusammengestellt (26,8 Jahre im Schnitt), Barisic hat den Kader verjüngt. Wenn Steffen Hofmann nicht spielt, ist es gar das jüngste Team der Liga.

Wenn die Freundschaft Pause macht
APA15279004 - 24102013 - GENK - BELGIEN: Coach Zoran Barisic (Rapid) am Donnerstag, 24. Oktober 2013, anl. des Europa League Gruppe G Fußballspiels zwischen KRC Genk und SK Rapid Wien in Genk (Belgien). APA-FOTO: HELMUT FOHRINGER
Keine Einigkeit gibt es bei der Frage nach dem Favoriten. "Der WAC kommt als großer Favorit", behauptete Barisic nach dem 5:1 in Wiener Neustadt. Kühbauer kontert: "Wir fahren nach Wien, um dort Punkte zu holen. Aber Rapid ist noch immer der Favorit." Rapid-Sportdirektor Andreas Müller meint diplomatisch: "Es ist eine Frage des Respekts vor dem Tabellenführer, ihn als Favorit zu bezeichnen." Bei diesem Geplänkel geht es natürlich auch um den Druckausgleich vor dem Schlager, wie Kühbauer erklärt: "Wir haben beide unseren Druck. Zoki hat als Rapid-Trainer aber natürlich immer mehr Druck als wir in Wolfsberg."

Die Emotionen

Dass Barisic in seinen 17 Monaten als Chefcoach des Rekordmeisters dennoch nie die Contenance verloren hat, liegt auch am Naturell: "Ich will mich immer unter Kontrolle haben. Ich bin auch nicht immer einverstanden mit den Schiedsrichtern, da fällt mir das schon schwer."

Zu den regelmäßigen Scharmützeln von Kühbauer mit Schiedsrichtern oder Gegnern meint Barisic: "Menschen, die wie er den Ärger gleich rauslassen, werden später eher nicht an Krankheiten wie Magen-Darm-Krebs sterben."

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