Meilinger: "Jetzt wird alles schlechtgeredet"

Hoch das Bein: Marco Meilinger hat sich in Salzburg nicht ganz durchgesetzt. In Wien hat er sein Leiberl.
Austrias Marco Meilinger trifft heute auf seinen Ex-Klub Salzburg, bei dem er keine Krise sieht.

Marco Meilinger kehrt heim, um mit der Austria seinen Ex-Klub Salzburg zu ärgern. Mit seinen ehemaligen Kollegen kann er aktuell mitfühlen. Mitleid gibt es aber am heutigen Sonntag keines.

KURIER: Ist es für Sie ein Spiel wie jedes andere?

Marco Meilinger:Es ist etwas Besonderes. Emotional vor allem, weil die letzte Saison in Salzburg sehr gut gelaufen ist.

Inwiefern verfolgen Sie die Salzburger Situation?

Ich stehe mit einigen Spielern in Kontakt, aber nicht sehr intensiv. Von außen bekommt man ohnehin einiges mit. Das Team hat genug Qualität, um aus dieser Lage herauszukommen. Jetzt wird alles schlechtgeredet. Krise sehe ich aber keine.

Haben Sie Trainer Baumgartner schon Informationen gegeben?

Nein, er weiß aus seiner Zeit in Salzburg ohnehin genug.

Warum haben Sie sich bei Salzburg letztlich doch nicht durchgesetzt?

Anfänglich hat es gut geklappt. Da habe ich auf der rechten Flanke und Kevin Kampl in der Mitte gespielt. Dann ist der Kevin nach rechts gerückt, und Christoph Leitgeb ist ins Zentrum gekommen. Und er hat wirklich gut gespielt. Wenn du rechts einen Kampl und links einen Mané vor dir hast, ist es schwer.

Jetzt wäre ein Platz frei. Sadio Mané ist bekanntlich weg.

Ja, aber sie haben dafür wieder gut eingekauft. Von 60 Pflichtspielen habe ich 33 Einsätze gehabt. Das war nicht so schlecht.

Wie war das Verhältnis zwischen Mannschaft und Trainer Roger Schmidt?

Sehr gut. Jeder ist mit ihm gut ausgekommen, er war eine Vaterfigur. Wenn man privat Probleme hatte, konnte man jederzeit mit ihm unter vier Augen sprechen. Ich kann nicht beurteilen, wie es jetzt mit Adi Hütter läuft.

Ist es nicht erstaunlich, wie schnell in Salzburg alles infrage gestellt wird?

Das ist sicher übertrieben, wenn man bedenkt, dass wir Ajax in zwei Spielen insgesamt 6:1 geschlagen haben. Aber das Nicht-Erreichen der Champions League war ein herber Rückschlag.

Wie schlägt man Salzburg?

Man sollte sie nicht ins Pressing kommen lassen. Wolfsberg hat es sehr gut gemacht. Für jedes Team ist es schwer, wenn der Gegner das Zentrum dichtmacht.

Ist Salzburg rein von der Psychologie her gerade jetzt zu knacken?

Nein, daheim ist Salzburg immer sehr stark. Weil sie in der Liga zuletzt verloren haben, wollen sie umso mehr gegen uns gewinnen.

Sie kennen die Salzburger Spieler. Fehlt ihnen derzeit die Perspektive? Meister und Cupsieger müssen sie werden, die Europa League kennen sie auch schon.

Das könnte ein kleiner Punkt sein. Weil sie wieder ein Jahr warten müssen bis zur nächsten Chance auf die Champions League. Aber auch in der Europa League hat man tolle Gegner, und es liegt an den Spielern, sich zu motivieren. Das dauert vielleicht ein bisschen. Letztes Jahr ist uns das gelungen, obwohl wir vor 50.000 gegen Ajax und dann vor 3000 in der Liga gespielt haben. Man sagt zwar, die Motivation solle immer gleich sein. Aber so einfach ist das nicht. Das weiß jeder, der Fußball gespielt hat.

Auch die Austria kann nach der letzten Saison ein Lied davon singen.

Stimmt. Man nimmt sich ja vor, zu gewinnen, denn sonst hätte man den Beruf verfehlt. Aber es ist für einen selbst nicht zu erklären, warum es manchmal nicht klappt.

War der Sieg gegen Ried nun der erhoffte Befreiungsschlag?

Das war ein wichtiger Sieg, aber eben nur einer. Wir haben gesehen, dass wir noch gewinnen können. Spielerisch war es besser.

Sind Sie der ideale Spielertyp für das System von Trainer Baumgartner?

Ich denke schon. Ich habe mich in Salzburg auch daran gewöhnen müssen. Genauso geht es einigen Spielern bei der Austria. Wenn nicht alle mitziehen, dann ist es besser, defensiver und kompakter zu stehen.

Baumgartner kennen Sie schon von den Red Bull Juniors. Es hieß, Sie beide hatten nicht immer das beste Verhältnis.

Ich kann nichts Negatives sagen. Natürlich hat man Meinungsverschiedenheiten, wenn es nicht läuft. Aber auch später, wenn wir uns über den Weg gelaufen sind, haben wir geplaudert.

Und nicht die Straßenseite gewechselt?

Auf keinen Fall. Wir haben uns dann ausgetauscht und über unsere jeweilige Situation gesprochen.

Nach dem ersten Sieg nach sieben erfolglosen Versuchen wartet auf Austria-Trainer Gerald Baumgartner die Rückkehr an eine alte Wirkungsstätte. Am Sonntag (16.30 Uhr/ live ORFeins und Sky) gastieren die Violetten beim Meister in Salzburg. Auch der sucht nach drei Niederlagen in Folge nun den Tritt.

"Natürlich hat Salzburg die Leichtigkeit des Gewinnens verloren. Aber es ist trotzdem eine starke Mannschaft, die dominant auftritt", meinte Baumgartner. Die Mittel zum Erfolg will der ehemalige Red-Bull-Betreuer – von 2005 bis 2012 arbeitete er bei den Red Bull Juniors – kennen. "Hinten drinstehen und hart spielen", meinte Baumgartner, der aber zugab: "Das sind beides nicht unbedingt Mittel von Austria Wien." Er bevorzugt die spielerische Lösung. "Wir haben Ideen, wie wir gegen Salzburg bestehen können."

Dass Salzburg punkto Spielgestaltung ein Vorbild für die Austria ist, wollte Baumgartner so nicht stehen lassen: "Wir wollen niemanden kopieren, sondern ein eigenes Konzept entwickeln. Wir können auch nicht so spielen, wie Salzburg spielt."

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