Kraetschmer: "Der nächste Schuss muss sitzen"

Au weh: Markus Kraetschmer sucht nach dem Weg aus der Krise.
AG-Vorstand Markus Kraetschmer über die violette Krise, die Gründe und den nächsten Trainer.

Die Austria ist heute (16.30 Uhr) im Heimspiel gegen Wolfsberg zum Siegen verpflichtet. Aber nur dann, wenn sie die Mini-Chance auf den Europacup wahren will. Einer, der mit Violett stets mitzittert und auch heute auf der Tribüne emotional mitspielen wird, ist AG-Vorstand Markus Kraetschmer.

KURIER: Wie groß ist die Angst, wieder nicht im Europacup zu spielen?

Markus Kraetschmer: Noch haben wir eine Doppelchance in Liga und Cup. Am Sonntag brauchen wir einen Sieg, sonst wird es über die Liga nicht funktionieren. Auf der anderen Seite müssen wir aufgrund der neuen Regel den Cup gewinnen. Es reicht nicht, nur ins Finale zu kommen. Im Vorjahr sind wir nicht in den Europacup gekommen, weil die alte Regel noch gegolten hat, heuer könnten wir ihn nicht erreichen, weil die Regel nicht mehr gilt. In der Meisterschaft ist nicht nur die Platzierung nicht zufriedenstellend, sondern auch die Art, wie Fußball spielen.

Welche Folgen hätte eine weitere Saison ohne Europacup?

Es gibt drei besondere Gründe, warum der Europacup so wichtig wäre. Erstens das Budget. Da geht es um Prämien in Sponsoren-Verträgen beziehungsweise um laufende Gespräche mit möglichen Sponsoren, die natürlich abwarten, ob die Austria im Europacup spielt oder nicht. Zweitens natürlich die Einnahmen im Europacup selbst. Und drittens kommen Spieler eher zu einer Austria, die ihnen die Plattform Europacup bieten kann.

Dafür haben Sie sich in dieser Saison viele Punkte-Prämien erspart.

Das ist eine Milchmädchen-Rechnung, weil die Zahlen bei den Zuschauereinnahmen, in der Gastronomie und im Merchandising im Stadion rückläufig sind. Wir sind 2007 mit dem Anspruch angetreten, ein Top-drei-Team in Österreich zu sein und regelmäßig im Europacup zu spielen. Es geht nicht, dass wir womöglich in den letzten drei Jahren zwei Mal nicht international dabei sind.

Dabei hat die Austria in die Mannschaft investiert.

Richtig, von den letzten 14 Transfers haben wir bei zehn Geld bezahlt. Auch für die Trainer Stöger, Bjelica und Baumgartner haben wir eine Ablöse bezahlt. Vom Investment sind wir sicher Top drei in Österreich. Wenn man dann in der Tabelle auf Platz sieben liegt, ist das klar zu wenig. Seit dem Einzug in die Champions League im Herbst 2013 haben wir national nie so gespielt, wie man das erwarten kann. Von den Ergebnissen und vom Stil her.

Werden künftige Spielerverträge ohne Europacup magerer ausfallen?

Sie werden wohl noch leistungsabhängiger sein in Zukunft. Wir zahlen gerne Prämien im Erfolgsfall wie im Meisterjahr mit 82 Punkten. Das ist ganz normal, wie in der Wirtschaft.

Was ist seit der Champions League falsch gelaufen?

Die Spieler haben seit damals das gezeigte Niveau nicht mehr erreicht. Gäbe es einen einzigen Grund dafür, hätten wir ihn gefunden. Es ist durchaus ein internationales Phänomen, dass man bei einer Doppelbelastung national Probleme hat. Dennoch hätten wir bei der Qualität unseres Kaders nicht so tief fallen dürfen. Fakt ist auch, dass wir seit damals den vierten Trainer haben. Das macht einen nicht stolz.

Was muss man ändern?

Beim Trainer muss der nächste Schuss sitzen, das ist uns klar. Auch wenn wir die letzten Male bei der Bestellung ja auch nicht gewürfelt haben. Die heikle Situation erfordert jetzt vielleicht noch mehr Vorarbeit. Welcher Trainer hat welche Erfahrung und welchen Erfolg bei welchem Verein vorzuweisen? Bei Peter Stöger hat man gesehen, dass das Teamwork gepasst hat. Darauf müssen wir mehr achten. Das spielerische Potenzial des Kaders ist in Relation dazu unser geringstes Problem.

Wann soll der Ogris-Nachfolger feststehen?

So bald wie möglich. In der Vergangenheit waren wir bei Bjelica oder Baumgartner vielleicht spät dran. Wenn jetzt früher Klarheit herrscht, kann man auch besser planen.

Die Austria hat Rapid in den letzten Jahren sportlich und im Image den Rang abgelaufen. Befürchten Sie eine Trendwende?

Sportlich sieht es vielleicht so aus, weil Rapid vor uns ist. Aber wenn man das Gesamte betrachtet, so sind wir nach wie vor sehr gut aufgestellt. Rapid hat vor Jahren einen anderen Weg eingeschlagen als wir.

Rapid bekommt ein Stadion.

Und wir arbeiten hart daran, unser Stadion auszubauen. Und bis Sommer werden wir weitere Schritte in der Infrastruktur verkünden. Da geht es ums Stadion, die Akademie, den Viola-Park.

Gar nicht neidisch auf den grün-weißen Neubau?

Nein. Das Rapid-Projekt ist wie unser Projekt gut für den heimischen Fußball.

Gut wäre auch ein gemeinsames Stadion in Wien gewesen.

Die Chance hat man schon 2004 verpasst. Was in München möglich ist, wäre auch in Wien möglich gewesen. Die damalige Konstellation hat diese Option aber nicht zugelassen. Rapid-Präsident Rudolf Edlinger hat sich ja festgelegt, dass Rapid in Hütteldorf bleibt.

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