Das Austria-Chaos geht in die Nachspielzeit

Jens Stryger Larsen schied mit einer Verletzung aus.
Trainer Baumgartner bleibt zumindest bis zum Derby. Nicht nur er hat Fehler gemacht.

Das Frühjahr zieht ins Land und die Veilchen welken langsam vor sich hin. Ein neuerlicher Wechsel des Gärtners stand unmittelbar davor, trotz der 1:2-Niederlage bei Sturm wurde die Ablöse von Trainer Gerald Baumgartner noch einmal aufgeschoben. Unglücklich sei alles verlaufen, war man sich einig, der Grazer Siegestreffer in der 95. Minute resultierte immerhin aus einer Abseitsstellung. Die Niederlage war also nicht zu viel des Schlechten. Noch nicht.

Baumgartner sitzt beim Derby gegen Rapid am Sonntag noch auf der Bank. Das stand Dienstag Abend bereits fest, deshalb tat sich gestern im Austria-Büro nicht viel. Bis auf die Tatsache, dass Peter Pacult angeblich am Austria-Areal gesichtet wurde. Ein Umstand, der wohl nicht wirklich auf eine neue Austria-Ära hinweist.

Wohl aber, dass diskutiert wird. Baumgartner wird bei einer neuerlichen Niederlage am Sonntag wohl seine Sachen packen müssen. Schon Dienstagabend gab er bekannt, dass er gar nicht wisse, ob er am nächsten Tag noch Austria-Trainer sei.

Doch was passiert wirklich? Wenn die Austria das Derby verliert, rückt ein Europacup-Startplatz in weite Ferne. Egal, wer dann auf der Bank sitzt. Eines ist seit dieser Saison nämlich auch fix: Sollte der Meister und Cupsieger ident sein (wie im Vorjahr und möglicherweise auch heuer Salzburg), spielt der Cupfinalist nicht im Europacup. Also: auch der Ausweg Cup wird schwieriger. Das Scheitern liegt demnach in der Luft. Die Gründe:

System

Baumgartner war mit einem System angetreten, das schon nach den ersten Wochen zu einer Gratwanderung werden sollte: Offensivpressing. Die Austria hatte die Vision vom modernen Fußball. Präsident Wolfgang Katzian sprach gar davon, mit Baumgartner und der neuen Taktik die Zukunft der Violetten einzuläuten.

Von der in den folgenden Monaten wenig bis gar nichts im Spiel der Violetten zu erkennen war. Weil Baumgartner zu wenige Spieler im Kader hatte, die seine Vorstellungen auf dem Platz auch umsetzen konnten. Dann machte er den körperlichen Zustand seiner Kicker dafür verantwortlich.

Schönfärberei

Zu lange wurde wenig Ansehnliches schöngeredet, zu viele nicht wirklich auf der Hand liegende Gründe herangezogen, um das holprige Gekicke zu erklären und zu entschuldigen. Der Austria gelang es einfach nicht, eine Siegesserie hinzulegen, die ihrem Kick den nötigen Kick verpasst hätte. So kämpfte man sich lediglich von Sieg zu Niederlage.

Authentizität

Baumgartner, ein Fachmann, dürfte von Beginn nicht den richtigen Draht zur Mannschaft gefunden haben. Die Spieler nahmen ihn in manchen Situationen nur bedingt ernst. Weil der Trainer auf sie nicht authentisch wirkte, so war in den letzten Wochen immer wieder zu hören. Baumgartner wiederum monierte, einige Spieler ließen sich nicht motivieren und hätten nicht die nötige Einstellung zu ihrem Beruf.

Ein Dilemma in dieser heiklen Situation war der Umstand, dass Baumgartners Assistent Renato Gligoroski absolut nicht als Bindeglied zwischen Mannschaft und Trainer zu fungieren vermochte. Baumgartner hat im Austria-VIP-Klub und wohl auch in der Vereinsspitze keine Fürsprecher mehr.

Umgang

Tatsache ist, dass die Qualität des Austria-Kaders weit besser ist, als es die Ergebnisse ausdrücken. Womit auch – oder vor allem – die oftmals besonders feinfühligen Spieler in die Pflicht zu nehmen sind. In den vergangenen Jahren konnten nur Peter Stöger und Manfred Schmid nachhaltig und geschickt mit der Truppe umgehen, wobei ihnen auch der positive Lauf zugute kam.

Davor scheiterten letztendlich Daxbacher und Vastic, danach Bjelica – nun auch Baumgartner? Welchen Trainer benötigt dieses Team, um endlich mit Freude schönen und erfolgreichen Fußball spielen zu können? David Copperfield vielleicht? Oder doch Magic Christian?

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