Die kleinen Wiener Großklubs

Acht Punkte aus acht Spielen. Zum Vergleich: Der WAC hat allein zwölf Zähler geholt.

Derzeit darf man nur von Wiener Großklubs sprechen, wenn man in Erinnerungen schwelgt. Rapids 1:0-Heimsieg gegen Ried war der bislang einzige Sieg eines Wiener Klubs in der vier Runden alten Saison. Beide Teams erzielten gemeinsam sieben Tore – um zwei weniger als der Salzburger Soriano. Am Samstag punkteten die beiden Vereine zwar, die Unentschieden von Rapid (1:1 gegen Sturm Graz) und Austria (2:2 in Wr. Neustadt) waren aber gefühlte Niederlagen.

Rapid

Die Abgänge von Christopher Trimmel, Marcel Sabitzer, Guido Burgstaller oder Terrence Boyd sind wie erwartet noch spürbar. Sturm-Zugang Florian Kainz zeigte sein großes Potenzial, Robert Beric braucht noch Zeit – auch, wenn er Rapid am Samstag in Führung brachte. Positiv ist die Entwicklung des 20-jährigen Mario Pavelic.

Und dennoch war es eine Kunst, den Vorsprung gegen Sturm nicht über die Runden zu bringen. Vor allem der Ausschluss von Beric ärgert Trainer Zoran Barisic. "Natürlich wird dies Konsequenzen geben, das wird intern geregelt." Der Stürmer stieß seinen Ex-Kollegen Anel Hadzic nieder. Zuvor übersah Schiedsrichter Manuel Schüttengruber jedoch einen Kopfstoß von Marko Stankovic an Steffen Hofmann. Es wäre wohl aufgefallen, hätte sich Rapids Kapitän fallen gelassen. "Ich möchte ihm zu seiner Charakterstärke gratulieren", sagt Barisic. Geholfen hat es nichts. Mit Beric’ Ausschluss war das Überzahlspiel vorbei (Sturms Daniel Offenbacher sah nach einer halben Stunde Gelb-rot), Sturm kam noch zum (aufgrund der letzten halben Stunde gar nicht unverdienten) Ausgleich durch Marco Djuricin. Die Rote Karte für Beric überraschte auch Sturm-Trainer Darko Milanic, der den Stürmer schon bei Maribor und Sturm unter seinen Fittichen hatte: "So kenne ich ihn nicht." Barisic, der mit jungen Spielern hervorragend arbeitet, ortet "überall Aufholbedarf". Darüber kann Platz drei nicht hinwegtäuschen.

Austria

In Favoriten schaut’s noch ein bisschen düsterer aus, Vorstand Markus Kraetschmer ließ am Samstag seinem Unmut freien Lauf. Die Nerven liegen also nicht nur auf dem Rasen blank. Erst drei Punkte konnten geholt werden. Trainer Gerald Baumgartner weiß, woran es liegt. Die Mannschaft habe noch nicht die Fitness, die sie für sein Spiel braucht. Vielen Spielern fehlt es auch an der Form, Alexander Grünwald und Alexander Gorgon laufen vergangenen Zeiten noch hinterher. Kapitän Manuel Ortlechner, der nach dem 2:2 in Wr. Neustadt sein Team lobte ("Ich bin stolz auf die Leistung der Mannschaft. Es war nicht leicht, es war ein großer mentaler Aufwand nötig."), präsentierte sich ebenso schon sattelfester im Abwehrzentrum. Unverständlich auch das Stellungsspiel seines Kollegen Christian Ramsebner beim 2:1 für die Niederösterreicher. Zudem fehlt es am bedingungslosen Erzwingen von Torchancen, der letzte Nachdruck im Offensivspiel fehlt, deshalb gab es in vier Spielen auch erst drei Tore. Auch wenn Neuzugang Omer Damari weiterhelfen kann.

Den Kampfgeist kann man freilich weder Rapid noch Austria absprechen. Rapid empfängt am Samstag Aufsteiger Altach, die Austria muss Sonntag zu Sturm.

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