Der Rückzug der Polizei

Deutsche Klubs sollen allein für die Sicherheit im Stadion sorgen.

Riesenaufregung drei Wochen vor dem Start der deutschen Bundesliga. In Nordrhein-Westfalen, wo u. a. die Stadien von Dortmund, Schalke, Mönchengladbach, Düsseldorf und Köln stehen, könnte es bald Spiele ohne Polizei-Präsenz geben. Damit droht der für das Ruhrgebiet zuständige Innenminister Ralf Jäger. Hauptgrund: Der Politiker will Einsatzkosten sparen. Inoffizieller Grund: Bei der Exekutive herrscht Frust, seit Polizisten beim Revierderby SchalkeDortmund Prügel bezogen.

Die Bundesliga-Klubs reagieren ausnahmslos ablehnend. So lässt Stuttgarts Manager Fredi Bobic via Bild-Zeitung ausrichten: "Wenn ich sehe, wie viel Geld der Fußball der deutschen Wirtschaft bringt, wie viele Steuern und Arbeitsplätze dranhängen, dann muss der eine oder andere Politiker aufwachen, bevor er sich selbst darstellen will." Bayerns Innenminister Joachim Herrmann ist damit nicht gemeint. Letzterer schließt sich der Vereins-Kritik an, die in der Frage von Dynamo-Dresden-Geschäftsführer Robert Schäfer gipfelt: "Sollen wir jetzt Wasserwerfer und Waffen kaufen und vielleicht Söldner anwerben?"

Vorreiter im Konflikt Bundesliga – Exekutive war Bremen gewesen. Die Stadt will den Fußball an den Polizeikosten in den Stadien beteiligen, weshalb der deutsche Fußballbund Bremen im Hinblick auf die EM-Qualifikation von der Veranstalterliste gestrichen hat.

In Österreich ist die Situation eine andere, nämlich per Sicherheitspolizeigesetz klar geregelt, dass die Vereine für die Polizeipräsenz innerhalb der Stadien sehr wohl zu zahlen haben. Gleiches gilt auch für Formel 1, Skirennen oder Pop-Konzerte.

Per 1. Juli wurden die Sicherheitsgebühren (erstmals seit 1996) um 20 Prozent erhöht. Verkehrsmaßnahmen in Zusammenhang mit Spielen, Sicherheitsvorkehrungen an Bahnhöfen oder Amtshandlungen außerhalb der Stadien werden dem Veranstalter aber weiterhin nicht verrechnet.

Nächste "sportliche" Herausforderung für die Polizei ist am 24. August das Wiener Derby, wenn die Austria in Wien-Favoriten Rapid empfängt. Bis zu 150 Polizisten werden in der Generali-Arena Dienst versehen, die genaue Zahl wird von der Bezirkshauptmannschaft vorgegeben, der Heimverein hat sich danach zu richten.

Eigenes Risiko

Austria-Vorstand Markus Kraetschmer: "Wie immer gibt es davor eine Sicherheitsbesprechung, in der die Situation vor dem Spiel beurteilt wird." Berücksichtigt wird dabei auch die aktuelle Vereins interne Lage, die bei der Austria derzeit angespannt ist. Darüber hinaus beschäftigt die Austria im Stadion einen Ordnerdienst, der den Klub ebenfalls einiges kostet.

"Die Anzahl an Ordnern obliegt unserer Einschätzung und ist auch unser Risiko", so Kraetschmer. Für die Sicherheit im und rund um die Generali-Arena muss die Austria bei einem Heimspiel mindestens 15.000 Euro einkalkulieren. Bei den drei Heimspielen in der Champions League im großen Happel-Stadion war jeweils gar ein sechsstelliger Betrag fällig.

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