Ivanschitz: "Ich stehe zur Verfügung"

Ivanschitz: "Ich stehe zur Verfügung"
Der Ex-Teamkapitän über sein Leben in den USA und seinen EM-Traum.

Andreas Ivanschitz ist seit einigen Wochen in der nordamerikanischen Major League Soccer (MLS) am Ball. Mit den Seattle Sounders hat der 32-Jährige auch schon den ersten Titel (Cascadia-Cup) eingefahren. Der ehemalige Teamkapitän über den Fußball und das Leben in den USA und seine Hoffnungen auf weitere Einsätze im Nationalteam.

KURIER: Einmal ehrlich: Hätten Sie je gedacht, dass Sie einmal in den USA spielen?

Andreas Ivanschitz: Die Idee ist bei mir schon in den letzten Jahren gereift, und ich habe mich immer mehr mit diesem Thema beschäftigt. Deshalb habe ich die Major League Soccer seit meinem ersten Kontakt mit den Sounders vor ungefähr zwei Jahren ganz genau verfolgt. Der generelle Soccer-Boom in den USA war sicher auch mitentscheidend für den Wechsel. Man sieht ja auch, wie viele internationale Stars in der Liga spielen: Drogba, Gerrard, Kaká, Lampard, Pirlo.

Wie ist denn generell das Niveau in der Meisterschaft?

Durchaus anspruchsvoll, vor allem werden in den Spielen intensive Zweikämpfe geführt. Und weil es viele Teams mit Fußballern aus Südamerika gibt, ist auch das technische Level hoch. Es ist auf jeden Fall eine interessante sportliche Herausforderung.

Apropos Herausforderung: Wie schwer ist Ihnen die Entscheidung gefallen, mit Ihrer Familie auf einen anderen Kontinent zu übersiedeln?

Natürlich muss so ein Wechsel gut überlegt werden. Ich versuche, in die Gespräche und Entscheidungen auch immer meine gesamte Familie einzubinden. Allen voran meine Frau. Es ist wichtig, solche Entscheidungen gemeinsam zu tragen, wir sind ja mit unseren drei Kindern inzwischen auch schon fast eine Großfamilie. Es gab verschiedene Anfragen, aber nichts war so reizvoll wie die MLS.

Wie leicht ist Ihnen die Eingewöhnung gefallen? Als Fußballer, aber auch als Mensch?

Es war am Anfang nicht einfach, vor allem die Zeitumstellung hat uns die ersten Tage ziemlich zu schaffen gemacht. Wir reden da von neun Stunden Unterschied. Aber mittlerweile haben wir uns gut angepasst und auch schon ein schönes Haus gefunden. Unsere Kids gehen nebenan in die Schule und fühlen sich auch immer wohler. Man kann sagen, dass wir jetzt angekommen sind.

Ist das tägliche Leben in den USA für einen Europäer anfangs ein kleiner Kulturschock?

Schock würde ich das nicht nennen. Aber es gibt einige Dinge, die anders ablaufen als bei uns in Europa. Viele Amerikaner gehen nur einmal in der Woche in den Supermarkt. Die lieben einfach ihre XXX-Large-Packungen. Daran muss man sich gewöhnen, dass alles in großen Mengen eingekauft wird.

Seattle wurde schon mehrmals zur lebenswertesten Stadt der USA gewählt. Können Sie das nachvollziehen?

Ich kann nur so viel sagen: Seattle ist eine sehr coole Stadt. Eine Metropole, die ständig wächst. Was normal ist, wenn Konzerne wie Microsoft, Starbucks, Boeing, Google oder Amazon hier ihr Headquarter haben. Ich muss ehrlich sagen, dass ich von der offenen und ehrlichen Art der Menschen hier sehr angetan bin. Die Menschen sind extrem freundlich und hilfsbereit. Rund um Seattle hast du Natur pur: Berge, Seen, viel Grün, kurz: ein Ort zum Wohlfühlen.

Nach Ihren bisherigen Eindrücken: Welchen Stellenwert hat der Fußball in Nordamerika?

Wie es in ganz Amerika aussieht, ist für mich im Moment noch schwer einzuschätzen. Klar sind American Football, Baseball, Basketball oder Eishockey nach wie vor die wichtigsten Sportarten. Aber ich glaube, dass der Fußball in den letzten Jahren aufgeholt hat. Das sagen auch die Mitspieler, und was Seattle und die Umgebung betrifft, ist Soccer sowieso extrem beliebt. Das ist eine sehr sportbegeisterte Stadt, die Leute lieben es, hier in die Stadien zu gehen.

Hatten Sie denn selbst schon die Gelegenheit, mit den typischen US-Sportarten Bekanntschaft zu machen?

Ich möchte unbedingt einmal die Seahawks (Anm.: American Football) und die Mariners (Baseball) live im Stadion erleben. Bis jetzt ist sich’s wegen unseres Spielplans leider noch nicht ausgegangen. Schade finde ich, dass es die Supersonics nicht mehr gibt, weil ich auch ein riesiger Basketball-Fan bin.

Abschließend noch eine Frage zum Nationalteam: Machen Sie sich noch Hoffnungen, auf den EM-Zug aufzuspringen?

Ich hatte kurz vor meinem Wechsel nach Amerika Kontakt mit Marcel Koller. Die Situation ist im Moment unverändert: Ich werde von meiner Seite aus jedenfalls weiterhin zur Verfügung stehen. Es wäre schon noch ein Highlight, vielleicht das eine oder andere Länderspiel zu machen. Ob es sich noch für die EM ausgeht, wird man sehen. Ich kann nur schauen, dass ich fit bleibe und mit guten Leistungen auf mich aufmerksam mache. Das ist das beste Argument.

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