ÖFB-Kicker trauern Achtungserfolg nach

Marko Arnautovic (re.) und Veli Kavlak spielten stark.
"Es war komplett unverdient, dass wir verloren haben", sagt Marko Arnautovic nach der 1:2-Niederlage gegen Brasilien.

Österreichs Nationalmannschaft ist zum Abschluss des Länderspieljahres ein Achtungserfolg gegen Brasilien verwehrt geblieben. Durch das unglückliche 1:2 am Dienstag im ausverkauften Wiener Happel-Stadion ging die Serie von neun Partien ohne Niederlage zu Ende, dennoch lieferten die ÖFB-Kicker wie schon in den Spielen davor einen gelungenen Auftritt ab.

Marko Arnautovic meinte nach dem Kräftemessen mit dem fünffachen Weltmeister: „Es war ein gutes Spiel und hat Spaß gemacht. Mit dem Ergebnis können wir nicht zufrieden sein, aber wir brauchen nicht weinen. Es war komplett unverdient, dass wir verloren haben. Wir haben gezeigt, dass wir auch ein bisschen Fußball spielen können.“

Sein Mannschaftskollege Stefan Ilsanker war nach dem Schlusspfiff über die Entstehung des 0:1 verärgert - der Salzburger war beim Gegentreffer vom Torschützen David Luiz klar gefoult worden. „Er hat das geschickt gemacht, aber der Schiedsrichter muss das sehen“, meinte der Mittelfeldspieler.

Für den zwischenzeitlichen Ausgleich sorgte Aleksandar Dragovic per Elfmeter. Vor der Ausführung hatte auch Arnautovic erkennen lassen, dass er gerne zum Penalty angetreten wäre. „Ich war als erster Elferschütze vorgesehen“, erzählte Dragovic nach seinem ersten ÖFB-Team-Treffer im 35. Länderspiel. „Aber wer die Tore schießt, ist egal“, betonte der Ex-Austrianer. Durch seinen verwandelten Strafstoß scorte die rot-weiß-rote Equipe in den jüngsten zwölf Partien immer zumindest einmal und bescherte der „Selecao“ das erste Gegentor im sechsten Spiel unter Neo-Teamchef Carlos Dunga.

Schon vor Dragovic hatte Rubin Okotie eingenetzt - allerdings unter Zuhilfenahme seiner Hände. „Ich bin hochgesprungen, gestoßen worden und dann mit beiden Händen zum Ball gegangen“, schilderte der Stürmer die Situation. Über die Niederlage dürfe man nicht allzu betrübt sein. „Wir können mit unserer Leistung zufrieden sein und hätten ein Unentschieden verdient gehabt.“

Die KURIER-Noten für die Teamspieler

ÖFB-Kicker trauern Achtungserfolg nach

dapdAustrias goalkeeper Robert Almer takes the ball after a penality goal from Germanys Mesut Oezil during the World Cup 2014 group C qualifying soccer match between Austria and Germany in Vienna, Austria, Tuesday Sept. 11, 2012. (Foto:Ronald Zak/AP/da
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AUSTRIA SOCCER FRIENDLY
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FUSSBALL LÄNDERSPIEL: ÖSTERREICH - BRASILIEN
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AUSTRIA SOCCER FRIENDLY
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Austria's Ilsanker challenges Neymar of Brazil dur
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FUSSBALL LÄNDERSPIEL: ÖSTERREICH - BRASILIEN
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FUSSBALL FREUNDSCHAFTSSPIEL: ÖSTERREICH - BRASILIE
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Brazil's David Luiz scores against Austria during
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Oscar of Brazil fouls Austria's Wiemann inside pen
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Brazil's David Luiz scores against Austria's goalk

Dieser Meinung war auch ÖFB-Kapitän Christian Fuchs. „Wir haben gezeigt, was in uns steckt und ein gutes Spiel gemacht. Da tut es ein bisschen weh, dass wir kein 1:1 geschafft haben, obwohl es möglich gewesen wäre“, sagte der Schalke-Profi.

Wie sehr man die Brasilianer in die Bredouille brachte, zeigte deren Verzögerungstaktik im Finish. „Da haben sie bei jeder Gelegenheit Zeit geschunden. Das zeugt auch von Respekt vor uns“, erklärte Fuchs und zog ein positives Resümee des Länderspieljahres 2014. „Wir sind spielerisch sehr stark geworden und haben noch mehr Selbstvertrauen gewonnen.“

Laut Zlatko Junuzovic hat sich das ÖFB-Team im Jahr 2014 „um ein, zwei Schritte“ weiterentwickelt. Bestes Beispiel für den positiven Trend sei das hart erkämpfte 2:1 in Moldawien im Oktober. „Da haben wir ein niedriges Niveau gezeigt, aber gewonnen. Wir machen jetzt die 'big points'.“

Dennoch sei im kommenden Jahr eine weitere Steigerung nötig, um die EM-Teilnahme unter Dach und Fach zu bringen. „Wir müssen noch mehr zum Torabschluss kommen, die Räume noch besser nutzen und die Gegner noch mehr hinten reindrängen“, forderte der Legionär von Werder Bremen.

Brutaler Teamgeist

ÖFB-Kicker trauern Achtungserfolg nach
epa04494760 Aleksandar Dragovic (AUT) celebrates scoring the 1:1 during the friendly soccer game Austria vs Brazil in Vienna, Austria, 18 November. EPA/HELMUT FOHRINGER

Als einen der Hauptgründe für die Erfolge der vergangenen Monate sieht Junuzovic das große Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb der Nationalelf. „Uns zeichnet vor allem der brutale Teamgeist aus. Wir können als Mannschaft Situationen erkennen, jeder - egal ob vorne oder hinten - bringt sich perfekt ins Spiel ein.“

Ähnlich äußerte sich Martin Harnik. „Das ist nicht nur das Nationalteam, sondern auch eine unglaublich coole Mannschaft, in der Freundschaften entstanden sind. Man spürt auf den Rängen, wie wir füreinander kämpfen und uns miteinander freuen.“

An dieser Entwicklung hat Teamchef Marcel Koller laut dem Stuttgart-Legionär großen Anteil. „Er hat uns gut zusammengeformt und durch die Beständigkeit bei der Kadernominierung dazu beigetragen, dass wir eingespielt sind. Er hat so ziemlich alles richtig gemacht“, resümierte Harnik.

Bei aller Freude über das zu Ende gehende Jahr dürfe man aber nicht vergessen, dass es noch ein weiter Weg zum EM-Startplatz sei. „Wir müssen unsere Spielweise und die Art, wie wir an Spiele herangehen, beibehalten und dürfen nicht arrogant werden. Es ist noch lange nichts entschieden“, warnte Harnik.

Der Offensivspieler und seine Kollegen brachten es 2014 auf vier Siege, drei Unentschieden und eine Niederlage (Torverhältnis 10:7). Weiter geht es im kommenden Jahr mit dem EM-Qualifikationsmatch am 27. März in Vaduz gegen Liechtenstein. Vier Tage später folgt ein Testspiel im Happel-Stadion gegen Bosnien-Herzegowina.

Das österreichische Nationalteam hat im Jahr 2014 nicht nur ein sportlich erfolgreiches Jahr hinter sich, sondern auch für eine rekordverdächtige Euphorie gesorgt. Zu den sechs Heimspielen des ÖFB-Teams in diesem Jahr kamen gesamt 224.500 Zuschauer, was einen Schnitt von 37.416 Fans in den Stadien bedeutet. Das ist der höchste Wert seit 46 Jahren.

1968 waren zu drei Heimspielen - der Bundesländer-Premiere gegen Rumänien in Linz (32.000) sowie in Wien gegen Zypern (26.000) und Deutschland/BRD (70.000) - insgesamt 128.000 Zuschauer gekommen, was einen Schnitt von 42.667 brachte. Allerdings hatte damals das große Wiener Stadion (Prater- bzw. Happel-Stadion) noch eine größere Kapazität als heute.

Seither sind nur im Ausnahme-Jahr 2008 mehr Zuschauer zu den Spielen der ÖFB-Nationalmannschaft auf heimischem Boden gekommen. Im Jahr der Heim-Europameisterschaft strömten - allerdings inklusive der drei EM-Spiele, die ja nicht als ÖFB-Heimspiele gezählt werden können - 392.074 (Durchschnitt 39.207) zu den Spielen des rot-weiß-roten Teams ins Happel-Stadion.

Auch ohne das EM-Turnier wurde vor sechs Jahren mit gesamt 237.500 Zuschauern bei den Heim-Länderspielen das heurige Jahr übertroffen, allerdings auch bei einem Spiel mehr. Mit einem Schnitt von 33.928 lag das Jahr 2008 damit doch hinter dem aktuellen Länderspieljahr und auch hinter dem Jahr 1997 (34.500), als Österreich zum bisher letzten Mal eine Qualifikation (für die WM 1998 in Frankreich) erfolgreich abgeschlossen hat.

Tiefpunkt der jüngeren Vergangenheit war das Jahr 2006 mit durchschnittlich 13.420 Fans in den Stadien, als wegen der bevorstehenden Heim-EM 2008 keine Bewerbspiele, sondern ausschließlich freundschaftliche Länderspiele stattfanden.

Zuschauerzahlen bei Heimspielen des ÖFB-Nationalteams:

Jahr Gesamt Durchschnitt
1994: 114.282 22.856
1995: 78.900 19.725
1996: 74.100 18.525
1997: 138.000 34.500
1998: 125.000 20.833
1999: 52.400 17.466
2000: 95.620 23.905
2001: 129.960 25.992
2002: 121.600 24.320
2003: 64.950 16.237
2004: 177.900 29.650
2005: 55.800 18.600
2006: 67.100 13.420
2007: 186.950 20.772
2008: 237.500 33.928
2009: 122.200 20.366
2010: 116.700 19.450
2011: 161.500 32.300
2012: 163.032 23.290
2013: 164.800 32.960
2014: 224.500 37.416
ÖFB-Kicker trauern Achtungserfolg nach

Marcel Koller werde sich an den Erfolgen der österreichischen Teamchefs vor ihm messen lassen müssen. Diese Botschaft hatte Herbert Prohaska dem Schweizer bei dessen Amtsantritt mit auf den Weg gegeben.

Welche Erfolge eigentlich?

Diese Latte, die jetzt zugegeben nicht wirklich hoch lag, hat Koller schon einmal locker übersprungen. Der Vergleich mit den vielen gescheiterten Vorgängern macht erst deutlich, wie viel in den drei Jahren Koller (Punkteschnitt 1,67) tatsächlich vorwärtsgegangen ist.

Der Fortschritt lässt sich nicht nur an den Resultaten (9 Partien ohne Niederlage bis zum 1:2 gegen Brasilien) ablesen, richtig augenscheinlich wird der Aufwärtstrend aber auf dem Spielfeld.

Da sind jetzt Teamspieler am Ball, die nicht beim erstbesten Rückschlag und Gegenwind gleich die Orientierung und Ruhe verlieren. Da ist nun eine Nationalmannschaft am Werk, die plötzlich Tugenden wie Mut, Effizienz, Konsequenz und Disziplin an den Tag legt. Mit fünf Toren in der EM-Qualifikation zehn Punkte zu holen, ist genauso ein Gütesiegel wie gegen Rekordweltmeister Brasilien nicht in Ehrfurcht zu erstarren.

Ganz untypisch österreichisch.

Leicht möglich, dass sich der nächste österreichische Teamchef einmal an den Erfolgen von Marcel Koller wird messen lassen müssen.

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