Was machen EM-Kicker in ihrer spielfreien Zeit?
Karten spielen, Tischtennis, mal ein Bootsausflug, notfalls ein Buch in die Hand nehmen. Keine Spielkonsole, kein Smartphone, keine 87 TV-Programme. Nur verständlich, dass die Trainer in den 70er, 80er und 90er Jahren bei Turnieren kaum etwas mehr fürchteten als einen Lagerkoller. Heutzutage sind die Fußball-Stars zwischen den Spielen und Trainingseinheiten schon gut damit beschäftigt, ihre sozialen Netzwerke zu pflegen. Und ansonsten stehen bei der Europameisterschaft in Frankreich Golfen, Snooker und am Pool abhängen hoch im Kurs. Und immer noch Bootsausflüge.
„Ich war mit meiner Freundin auf dem See. Das Wetter war gigantisch... Wenn der Trainer freigibt, um mal die Köpfe freizukriegen, ist Sonne ideal“, erklärte Mario Gomez im Camp des deutschen Nationalteams am Genfer See dem Berliner Tagesspiegel. „Uns Spieler hat es ja in alle Richtungen verstreut.“ Für die deutschen EM-Asse war im örtlichen Freibad sogar ein Bereich abgesperrt, damit sie ungestört Beachvolleyball spielen konnten.
Ablenkungsmethoden
Europameister wird nur, wer auch Weltmeister im Zeit-Totschlagen ist. „Das Leben hier ist trainieren, essen und ausruhen“, erklärte Spaniens Mittelfeldspieler Bruno Soriano kürzlich den immer gleichen Trott an den vielen spielfreien Tagen. Falls es jemand nicht gleich kapiert hatte: „Also, trainieren, essen - und ausruhen.“
Die Spieler mögen oft lieber ein Hotel in Großstädten, wo sie auch mal shoppen und sich in Restaurants mit Angehörigen treffen können. Noch heute schwärmen manche deutsche Nationalspieler vom WM-Quartier 2006 in Berlin-Grunewald.
Kulturprogramm nicht in
Einzelzimmer sind längst Standard bei den Rundumsorglos-Paketen der Nationalteams. Damit man sich bei dem wochenlangen Gruppenzwang auch mal zurückziehen kann und nicht noch mit seinem Mitbewohner in die Haare kriegt. Mit Quizspielen und Tischtennis hat sich Außenseiter Wales in seinem EM-Quartier abgelenkt. „Wir genießen unseren Aufenthalt in Dinard sehr. Wir amüsieren uns und versuchen, eine positive Stimmung zu bewahren“, sagte Superstar Gareth Bale in einem Interview der L'Équipe.
Wie fällt den Profis bloß die Decke nicht auf den Kopf? Oliver Bierhoff, der Manager der deutschen Mannschaft, hat sich seit dem famosen WM-Quartier Campo Bahia in Brasilien als Innenarchitekt und Freizeitgestalter quasi Welt(meister)ruhm erworben. „Was wir mitgenommen haben aus dem Campo Bahia, ist, dass kurze Wege und ein kompaktes Raumkonzept wichtige Kriterien eines Quartiers sind“, erklärte er in einem Interview der Tageszeitung Die Welt. „Wir wollen, dass man sich begegnet, sich austauscht, miteinander kommuniziert. Das Leben findet auf engstem Raum statt. So findet sich auch ein Team.“
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